Tritt Joe Biden nach «Todesstoss» von George Clooney zurück?
George Clooney fordert Joe Biden zum Rücktritt auf – und auch der erste demokratische Senator zieht nach. War es das für den 81-Jährigen nun definitiv?
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere Demokraten und Biden-Unterstützer rufen den Präsidenten zum Rücktritt auf.
- Laut Experten wird der US-Präsident wegen der Forderungen keinen Rücktritt machen müssen.
- Die Demokraten bleiben gespalten, was zu einem Chaos führen könnte.
Jetzt wendet sich auch noch Hollywood-Superstar George Clooney von Joe Biden (81) ab. Der 63-Jährige und auch mehrere Senatoren und Senatorinnen fordern den aktuellen US-Präsidenten im Präsidenten-Rennen zum Rückzug auf. Clooney wünscht sich einen neuen demokratischen Kandidaten.
Dieses Signal sei verheerend, sagt David Axelrod (69). Er hat Barack Obama (62) 2008 als Kampagnen-Manager zum Sieg verholfen. Und kommentierte auf CNN: Clooney habe Biden gerade den «Todesstoss» versetzt.
Auch die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi hat den Druck auf den amtierenden Präsidenten erhöht. Sie wünscht von Biden eine schnelle Entscheidung über seine Kandidatur. Und mit Peter Welch fordert der erste demokratische Senator explizit den Rückzug von Joe Biden. «Zum Wohle des Landes», schreibt er in seiner «Washington Post»-Kolumne.
Biden selbst hat kürzlich gesagt, dass nur Gott ihn von dem Präsidentschaftsrennen abbringen könne. Wie geht es nun weiter? Hört Biden auf die US-Grössen und tritt ab? Bei Nau.ch nehmen Experten Stellung.
Muss Joe Biden jetzt zurücktreten?
US-Forscher Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg sagt: «Müssen tut er gar nichts.»
Auch US-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin sieht keinen Zwang für Biden zurückzutreten. «Er kann darauf setzen, dass sich nach dem Parteitag die Reihen wieder schliessen.»
Dass der Spendenfluss von Bidens Unterstützern schmaler werde, sei «gefährlicher».
Das wären die Alternativen zu Biden
Sollte sich Joe Biden entgegen den Erwartungen entscheiden, als Präsident doch zurückzutreten, gibt es laut den Experten verschiedene Szenarien.
Greven nennt die Gouverneure Gavin Newsom und Gretchen Whitmer als möglich für die Präsidentschaftskandidatur. Ihre grösste Gegnerin: US-Vizepräsidentin Kamala Harris.
«Harris hätte die besten Chancen, wenn Biden nicht nur als Kandidat aufgibt, sondern als Präsident zurücktritt.» Als Amtsinhaberin ins Rennen gehen zu können, wäre ein Vorteil.
Reinhard Heinisch sieht Kamala Harris jedoch als unbeliebter als Biden. «Allerdings kann sie auch nicht einfach übergangen werden, das würde Schwarze und schwarze Frauen aufbringen.» Diese Wählerschaft sei zentral.
Demokraten stellten schon mit Clinton «Wunschkandidaten» auf – und verloren
Beide Experten bestätigen, dass die Demokratische Partei zerstritten ist. Laut Greven könnte ihnen «ein chaotischer Parteitag» bevorstehen. Auch die US-Position zum andauernden Gaza-Krieg spalte die Partei nebst der Präsidentschaftskandidatur.
Heinisch erläutert, die Demokraten würden stets den «Wunschkandidaten» wollen. «Auch wenn das heisst, die eigentliche Wahl zu verlieren.» So sei es auch 2016 bei Hillary Clinton gewesen, für das «Frauenvotum».
Trump wird wohl bald seinen Vizepräsidenten ernennen
Hat Trump also schon so gut wie gewonnen?
«Nein», sagt US-Experte Thomas Greven. Trump sei aber «in der ungewohnten Position, sich genüsslich die Selbstzerfleischung des Gegners anzuschauen, ohne selbst im Rampenlicht zu stehen».
Da dies aber nicht seinem Charakter entspreche, würde der Republikaner bald versuchen, sich selbst ins Zentrum zu bringen. Das könne ihm mit der Auswahl eines Vizepräsidenten oder -präsidentin durchaus gelingen.
Reinhard Heinisch hingegen meint, ein Trump-Sieg sei unter den Umständen «aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich». Dennoch betont er, dass sich das Blatt schnell wieder wenden könnte. «In der Politik ist eine Woche bekanntlich eine Ewigkeit ...»