Trotz Kritik aus Russland: Militärübung im Schwarzen Meer
Das Wichtigste in Kürze
- Im Schwarzen Meer startet am Montag eine internationale Militärübung.
- Das von den USA angeführte Manöver sorgt für Kritik aus Russland.
- Die regelmässig abgehaltene Übung ist in diesem Jahr besonders gross.
Seit mehr als 20 Jahren halten die USA und ihre Verbündeten im Schwarzen Meer ein Manöver ab. Diesmal soll die Übung besonders gross ausfallen. Wie reagiert Moskau darauf?
Wenige Tage nach einem Zwischenfall mit einem britischen Kriegsschiff im Schwarzen Meer beginnt dort heute ein internationales Manöver. Trotz heftiger Kritik aus Russland.
An der Militärübung «Sea Breeze» (Meeresbrise) werden sich Tausende Soldaten sowie Dutzende Schiffe und Flugzeuge aus insgesamt 32 Ländern beteiligen. Sie wird von den USA und der Ukraine geführt. Das Manöver solle etwa zwei Wochen dauern, teilte das US-Militär mit.
Nach Vorfall nahe Krim: Russland sieht Provokation
Laut US Navy ist die diesjährige Übung im Schwarzen Meer, die seit 1997 regelmässig abgehalten wird, die bislang grösste. Moskau empfindet dies vor eigenem Territorium als Provokation und forderte Washington deshalb auf, darauf zu verzichten.
Nach dem Appell an die USA war es am Mittwoch nahe der von Russland einverleibten Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu Folgendem gekommen: Nach Angaben aus Moskau drängte die russische Küstenwache Grossbritanniens Zerstörer «HMS Defender» mit Warnschüssen und Bombenabwürfen aus den eigenen Gewässern. Britische Medienberichte stützen diese Angaben teilweise, betonen aber, das Schiff habe Kurs gehalten.
Die Regierung in London hatte hingegen von einer russischen Militärübung gesprochen, die nicht der «Defender» gegolten habe. Nach Darstellung Moskaus war das britische Kriegsschiff drei Kilometer in russisches Gebiet eingedrungen. Die Briten hatten argumentiert, es habe sich lediglich um eine «harmlose Durchfahrt» durch ukrainische Gewässer gehandelt. Die Einverleibung der Halbinsel Krim 2014 durch Russland wird international als illegal eingestuft.
Russische Marine überwacht Übung
Moskau wird wohl genau beobachten, wenn während «Sea Breeze» 5000 Soldaten, 32 Schiffe und 40 Flugzeuge im Schwarzen Meer trainieren. Bereits am Samstag überwachte die russische Marine den US-Zerstörer «USS Ross», als dieser im Schwarzen Meer einlief. Dies meldete die Agentur Interfax unter der Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.
Die US Navy hatte zum Abschluss der Übung im vergangenen Sommer erklärt: Das Schwarze Meer sei eine Wasserstrasse, die für den Seehandel und die Sicherheit in ganz Europa entscheidend sei. Daher beteiligten sich regelmässig auch Nato-Staaten jenseits der unmittelbaren Schwarzmeer-Region. Es sei im Interesse der Welt, «eine stabile, wohlhabende Schwarzmeer-Region zu erhalten. Und aggressive Akteure abzuschrecken, die zu ihrem eigenen Vorteil eine Destabilisierung anstreben».
Russland hatte sich bereits mit deutlichen Worten an die USA gewandt: «Das Ausmass und die offensichtlich aggressive Art der militärischen Übungen entsprechen in keiner Weise den tatsächlichen Sicherheitsbedürfnissen in der Schwarzmeer-Region.» Die Sprecherin von Aussenminister Sergej Lawrow, Maria Sacharowa, nannte die Übung eine Provokation. Sie habe auch zum Ziel, Waffen und militärische Ausrüstung in die Ukraine zu bringen.
Beziehung zwischen Moskau und Westen bleibt angespannt
Zwischen Moskau und dem Westen ist der Ton ohnehin seit dem Frühjahr noch einmal schärfer geworden. Im April hatten russische und ukrainische Truppenaufmärsche entlang des Konfliktgebiets Ostukraine Sorge für weitere Spannungen ausgelöst. Der seit knapp Jahren andauernde Konflikt zwischen Russland und der Ukraine könnte erneut eskalieren.
Seit etwa sieben Jahren werden Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von moskautreuen Aufständischen kontrolliert. Nach UN-Schätzungen sind seit Ausbruch des Konflikts 2014 mehr als 13'000 Menschen getötet worden. Ein 2015 vereinbarter Friedensplan unter deutscher und französischer Beteiligung liegt auf Eis.