Trumps simple Sprache hat Tradition

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Die Sprache von US-Präsident Donald Trump erscheint vielen als etwas komplett Neues für einen Politiker. Doch er setzt einen fast hundertjährigen Trend fort.

US-Präsident Donald Trump spricht während einer Pressekonferenz zu Reportern. Bild: Shutterstock
US-Präsident Donald Trump spricht während einer Pressekonferenz zu Reportern. Bild: Shutterstock - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele halten US-Präsident Donald Trumps umgangssprachlichen Kommunikationsstil für etwas noch nie Dagewesenes.
  • Jetzt untersuchten Forschende aus den USA Reden und Debatten der US-Präsidenten seit 1789.
  • Die Studie zeigt: Der Trend zu wenig analytischem, selbstsicheren Sprechen begann schon vor 100 Jahren.

Eines Politikers unwürdig und etwas noch nie Dagewesenes – so denken viele über den Kommunikationsstil von US-Präsident Donald Trump. Tatsächlich sind seine Äusserungen sehr umgangssprachlich geprägt, das zeigen linguistische Analysen. Doch sein Stil mit einfachen Botschaften, die Volksnähe und Vertrauen ausstrahlen, kombiniert mit nur wenig analytischem Denken kommt nicht aus dem Nichts. Vielmehr ist es der Höhepunkt eines bereits länger währenden Trends. Dies zeigt eine neue Untersuchung von Psychologen der Universität Texas.

Die Forschenden haben Datensätze mit Reden, Debatten und Antrittsansprachen von US-Präsidenten analysiert – zurück bis ins Jahr 1789. Anhand von sprachlichen Merkmalen massen sie, wie analytisch die Präsidenten sich ausdrückten und wie selbstsicher sie sich gaben. Frühere Forschung zeigte etwa, dass wenig analytisches, intuitives Denken mit starkem Gebrauch von Pronomen (beispielsweise du, er, sie) und Hilfsverben (zum Beispiel sein, haben, werden) einher geht. Und Redner, die oft «wir» und «ihr» sagen, strahlen grössere Selbstsicherheit aus als Menschen, die «ich» und «mich» verwenden.

Die Untersuchung zeigte, dass die Präsidenten des 18. und 19. Jahrhunderts noch eine überwiegend analytische Sprache pflegten. Doch schon vor etwa hundert Jahren, zur Zeit der Präsidentschaft Woodrow Wilsons, sank das Niveau des analytischen Sprechens. Und in den 1950er-Jahren, als Dwight D. Eisenhower das höchste Amt bekleidete, bekam die präsidiale Sprache einen neuen, selbstsicheren Ton. Das Rezept, das bei Trumps Erfolg geholfen hat, sei also schon vor knapp 100 Jahren erfunden worden, so die Forschenden. Doch in einem Punkt unterbot der amtierende Präsident dennoch all seine Vorgänger: Keiner sprach in Debatten weniger analytisch als Donald Trump.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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