Ukraine-Krieg: USA nähern sich Russland auch bei UN an

Keystone-SDA
Keystone-SDA

USA,

Vor dem dritten Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine orientieren sich die USA in den Vereinten Nationen zunehmend an Moskaus Positionen.

Jahrestag
Die USA nähern sich vor dem dritten Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine auch bei den Vereinten Nationen immer stärker Positionen Moskaus an. (Archivbild) - John Minchillo/AP/dpa

Die USA nähern sich vor dem dritten Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine auch bei den Vereinten Nationen immer stärker Positionen Moskaus an. So beabsichtigt die US-Regierung nach Angaben von Diplomaten einen Resolutionsentwurf in die UN-Vollversammlung einzubringen, der Russland nicht explizit als Aggressor nennt – und als Gegenentwurf zu einem von der EU und der Ukraine entworfenen Text gilt. Das Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fordert zudem keinen Rückzug russischer Truppen von ukrainischem Staatsgebiet.

Wolodymyr Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Archivbild) - Sven Hoppe/dpa Pool/dpa

Mit Blick auf einen Rohstoffdeal scheinen sich die USA und die Ukraine indes näherzukommen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Freitagabend, dass Teams beider Länder an einem Entwurf arbeiteten. US-Präsident Donald Trump knüpft Hilfen für die Ukraine an Zugang zu deren Vorrat an seltenen Erden.

Die Ausbeutung der Vorkommen gilt als wirtschaftlich lukrativ und strategisch bedeutsam. Einen ersten Vertragsentwurf aus Washington hatte Selenskyj aber abgelehnt. Berichten zufolge forderten die USA 50 Prozent der mit diesen Rohstoffen erzielten Einkünfte und wollten sich damit die bisher geleistete Militärhilfe quasi im Nachhinein bezahlen lassen.

Gegenentwurf dürfte weitere Eskalation darstellen

Der UN-Resolutionsentwurf der USA mahnt «ein rasches Ende des Konflikts» in der Ukraine an und bedauert den Verlust von Menschenleben in dem Krieg – der um ein Vielfaches mehr ukrainische als russische Zivilisten das Leben gekostet hat.

Der Entwurf der Ukraine und der Vertretung der EU zur Unterstützung Kiews sollte eigentlich am Montag vor dem grössten UN-Gremium zur Abstimmung gestellt werden. Von den Vereinigten Staaten war dazu noch am Freitag eine Erklärung erwartet worden – die sich aber zunächst verzögerte.

Westliche Diplomatinnen und Diplomaten hatten bereits gefürchtet, dass die USA den ursprünglichen Resolutionsentwurf nicht unterstützen würden, was Trumps verbale Abkehr von Kiew diplomatisch formalisiert hätte. Ein Gegenentwurf dürfte eine weitergehende Eskalation darstellen. Diplomatenkreise sehen den Schritt auch als Ausdruck einer grundsätzlichen Hinwendung Trump zu Kremlchef Wladimir Putin, die in der Ukraine und westlichen Demokratien befürchtet wird.

Das überraschende Vorgehen der US-Regierung wertete Russlands UN-Vertreter Wassilij Nebensja als «guten Schritt». Westliche Diplomatinnen und Diplomaten hingegen äusserten sich hinter vorgehaltener Hand tief besorgt. Noch am Abend sollten die Botschafterinnen und Botschafter der EU-Mitgliedstaaten nach dpa-Informationen am East River zu einer Notfallsitzung zusammenkommen.

Der rhetorischen Wende folgt die diplomatische

US-Präsident Trump hatte seine Rhetorik gegenüber der Ukraine zuletzt deutlich verschärft und sich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin angenähert. Dabei bezeichnete er Selenskyj als «Diktator», weil es seit geraumer Zeit in der Ukraine keine Wahlen mehr gegeben habe – obwohl das in Kriegszeiten auch in anderen Ländern gängige Praxis ist. Zudem sagte der Republikaner, dass er die Kriegsschuld bei Kiew sehe, und initiierte Gespräche zum Kriegsende mit Russland in Abwesenheit der Ukraine.

Wolodymyr Selenskyj Donald Trump
Trump schrieb auf der Plattform Truth Social: „Selenskyj, ein Diktator ohne Wahlen, sollte besser schnell handeln, sonst wird er kein Land mehr haben.“ (Archivbild) - dpa

In einem Interview des Senders Fox News erkannte Trump am Freitag allerdings faktisch an, dass Russland der Aggressor in dem Konflikt gegen die Ukraine ist. «Sie wurden von jemandem angegriffen, der viel grösser und viel stärker ist, was etwas Schlimmes ist und was man nicht tut», sagte er. Es habe für Russland eigentlich gar keinen Grund gegeben, die Ukraine anzugreifen.

In den vergangenen Jahren waren die USA unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden der wichtigste Unterstützer und Waffenlieferant der Ukraine, hatten bei den Vereinten Nationen für Solidarität mit dem Land geworben und auch Druck ausgeübt, um Russland so weit wie möglich zu isolieren. Dies gelang mit historischen Abstimmungen, bei denen eine eindrucksvolle Zahl an Ländern Russlands Vorgehen verurteilte und damit ein klares weltweites Stimmungsbild zeichnete.

Selenskyj: Europa muss und kann viel mehr tun

Derweil erklärte Selenskyj, er habe sich mit führenden europäischen Politikern über Wege zu einem Frieden abgestimmt. «Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass Europa viel mehr tun muss und kann, um sicherzustellen, dass der Frieden tatsächlich erreicht wird», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. «Wir haben klare Vorschläge mit unseren Partnern in Europa, und wir können auf dieser Grundlage die Umsetzung der europäischen Strategie sicherstellen, und es ist wichtig, dass dies gemeinsam mit Amerika geschieht.»

Woldymyr Selenskyj
Woldymyr Selenskyj. - KEYSTONE/DPA/Kay Nietfeld

Zu den Gesprächspartnern Selenskyjs gehörten neben Bundeskanzler Olaf Scholz unter anderem die Staats- und Regierungschefs von Schweden, Polen, Irland und Kroatien. Mit Blick auf das von den USA angestrebte Abkommen über ukrainische Rohstoffe erklärte Selenskyj: «Es handelt sich um ein Abkommen, das unsere Beziehungen bereichern kann, und das Wichtigste ist, dass wir die Details ausarbeiten, damit es funktionieren kann.»

Die Ukraine hatte in der zurückliegenden Woche einen aus US-Sicht bereits fertig ausgehandelten Deal zum Zugriff der USA auf in der Ukraine lagernde seltene Erden und andere Mineralien platzen lassen. US-Finanzminister Scott Bessent musste unverrichteter Dinge wieder zurückreisen. Anschliessend begann Trump, in aller Öffentlichkeit über Selenskyj zu schimpfen.

Trump legt gegen Selenskyj nach

Am Freitag legte Trump in einem Interview seines Haussenders Fox News nach und bezeichnete Selenskyj als schlechten Verhandlungsführer: «Ich habe ihn mit leeren Händen verhandeln sehen. Er hat keine Karten, und man hat es satt», sagte er. «Man hat es einfach satt, und mir reicht es.» Selenskyj habe drei Jahre lang an Meetings teilgenommen, aber er habe nichts hinbekommen. «Er macht es sehr schwer, einen Deal zu erreichen, und sehen Sie, was mit seinem Land passiert ist.»

trump amtszeit
Trump wird erstmals während seiner zweiten Amtszeit blockiert. - Uncredited/POOL via AP/dpa

Der US-Präsident behauptete in dem Interview, es wäre leicht möglich gewesen, Putin vom Angriff auf die Ukraine abzuhalten. «Man hätte ihm das sehr leicht ausreden können», sagte Trump. Sein Amtsvorgänger Biden habe die falschen Worte gewählt, Selenskyj habe die falschen Worte gewählt. Und die europäischen Staaten hätten ebenfalls drei Jahre lang nichts getan.

Kommentare

User #7328 (nicht angemeldet)

Ich finde es toll, dass sich die neue Sowiet Republik USA mit Russland zusammen tut. Das ermöglicht es dass die westlichen Staaten und China zusammen die erfolgreichen Witschaften ausbauen und eine ausgewogenes und faires Bündniss schaffen können.

User #2168 (nicht angemeldet)

Die Annäherung der USA an die Kriegsverbrecher des 24.02.2022 zeigt das wir alle Beziehungen zur USA benden müssen.

Weiterlesen

Selenskyj und Trump
105 Interaktionen
«Nichts hinbekommen»
Depositphotos
An Fasnacht

MEHR IN NEWS

Mulhouse Messer-Attacke
Terror-Anschlag?
corona neue mutation
1 Interaktionen
HKU5-CoV-2
Einbrecher
Glarus
SMS Betrug Handy
2 Interaktionen
Schutz ab April

MEHR UKRAINE KRIEG

trump
14 Interaktionen
UN-Gegenresolution
Ignazio Cassis
31 Interaktionen
«Austausch»
Ukraine-Krieg
889 Interaktionen
«Absurd»
Russland Ukraine
Ukraine-Krieg

MEHR AUS USA

Stephen King
3 Interaktionen
«Putin-Lover»
Salman Rushdie Hadi Makar
3 Interaktionen
Mordversuch
blake lively
1 Interaktionen
Wegen Rechtsstreit
Justin Bieber
7 Interaktionen
«Druck, Angst»