US-Wahlen: Die Erkenntnisse aus Trumps und Bidens TV-Fernduell

Antun Boskovic
Antun Boskovic

USA,

Am Donnerstagabend Ortszeit hätte die zweite TV-Debatte vor den US-Wahlen stattfinden sollen. Stattdessen stellten sich Trump und Biden separaten Fragerunden.

US-Wahlen Trump Biden
Ex-US-Präsident Donald Trump und Präsident Joe Biden während des Wahlkampft um die Präsidentschaft. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In separaten Fragerunden kam es zum Fernduell zwischen Donald Trump und Joe Biden.
  • Der demokratische Herausforderer hinterliess dabei den souveräneren Eindruck.
  • Der US-Präsident fiel vor allem durch falsche und widersprüchliche Aussagen auf.

Die Corona-Infektion von Donald Trump hat das Debatten-Programm der Präsidentschaftskandidaten vor den US-Wahlen auf den Kopf gestellt: Eigentlich hätte am Donnerstagabend Ortszeit das zweite direkte TV-Duell zwischen dem amtierenden Präsidenten und Joe Biden stattfinden sollen.

Wegen Trumps Corona-Infektion hätte es kurzerhand virtuell stattfinden sollen, das wollte dieser jedoch nicht. Stattdessen fand am Donnerstag ein Fernduell statt, bei dem sich die beiden Kandidaten in separaten Runden Fragen aus dem Publikum stellten. Beide Fragerunden wurden dabei zur gleichen Zeit auf verschiedenen TV-Sendern live übertragen.

Donald Trump Joe Biden
Donald Trump spricht und gestikuliert an der ersten TV-Debatte, während Joe Biden im Hintergrund zuhört. - Keystone

Das hatte zur Folge, dass sich Trump und Biden diesmal nicht ständig ins Wort fallen konnten, wie es bei der ersten TV-Debatte der Fall war. Und das spielte vor allem Biden in die Karten.

Joe Biden ohne grosse Patzer

Der 77-Jährige war gut vorbereitet und konnte so ausführlich und ohne Unterbruch auf die Fragen antworten. Erneut nutzte er die Zeit, um Trump wegen seines Umgangs mit der Corona-Krise anzugreifen. Daneben diskutierte er etwa über Klimawandel, Frauenrechte oder soziale Ungleichheit.

Sein grösstes Manko an diesem Abend war, dass er erneut eine Frage zum Supreme Court nicht beantwortete. Nämlich ob er eine Ausweitung des Obersten Gerichtshofes auf mehr Sitze befürworte. Denn: Sollte Amy Coney Barrett vor den US-Wahlen als Richterin bestätigt werden, hätten die Konservativen dort mit 6 zu 3 eine klare Übermacht.

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Joe Biden (l), Präsidentschaftskandidat der Demokraten, und George Stephanopoulos, Moderator des Fernsehsenders ABC News, sitzen während einer Fragestunde mit Wählern im National Constitution Center. - dpa

Biden wolle den aktuellen Prozess bei Barrett abwarten. Er versprach aber zumindest vor den US-Wahlen eine Antwort: «Wähler haben das Recht zu wissen, wo ich stehe, bevor sie abstimmen.» Zudem verpasste er es, sich von einer früher gemachten Aussage über afroamerikanische Wähler zu distanzieren. Nämlich vom Spruch: «Wer mich nicht wählt, ist nicht Schwarz».

Ansonsten zeigte er sich in Philadelphia gewohnt ruhig, sprach von Anstand und darüber, wie er in Zukunft mit Republikanern kooperieren möchte. Angesprochen auf eine mögliche Wahlniederlage sagte er bescheiden: «Es könnte heissen, dass ich ein miserabler Kandidat war und keinen guten Job gemacht habe. Ich hoffe aber, dass es nicht sagt, dass wir so ethnisch und religiös uneins sind, wie der Präsident möchte.»

Donald Trump mit falschen und widersprüchlichen Aussagen

Anders sah das Bild bei Donald Trump in Miami aus. Das hatte auch mit der NBC-Moderatorin Savannah Guthrie zu tun. Sie liess offensichtliche Falschaussagen des US-Präsidenten nicht einfach so stehen und hinterfragte seine Antworten immer wieder. Dieser liess sich so mehrmals aus der Ruhe bringen.

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Savannah Guthrie, Moderatorin des Fernsehsenders NBC, spricht mit US-Präsident Trump (nicht im Bild) während einer Fragestunde mit Wählern im Perez Art Museum. - dpa

So antwortete der Republikaner etwa nicht darauf, ob er am Tag der ersten TV-Debatte mit Biden negativ auf Corona getestet wurde. Nach mehrmaligem Nachhaken sagte er: «Ich erinnere mich nicht!»

Guthrie widersprach dem Präsidenten als er behauptete, dass 85 Prozent der Menschen, die Masken tragen, sich mit dem Coronavirus infizieren. Auch als er sagte, er wisse nichts über den Verschwörungskult QAnon, unterbrach sie ihn: «Wissen Sie doch!» Er habe erst gerade einen Tweet von ihnen retweetet.

Vertane Chance für Trump

Trumps Auftritt war geprägt von weiteren widersprüchlichen Aussagen. Er wirkte überfordert und konnte auch nicht in 30 Sekunden erklären, was er in der nächsten Amtszeit verbessern wolle. 2021 werde einfach alles besser als jemals zuvor. Noch unentschlossene Wähler dürfte er so nicht von sich überzeugt haben.

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Donald Trump, Präsident der USA, spricht während einer Fragestunde mit Wählern im Perez Art Museum. - dpa

Das wiederum kann als weiterer Erfolg Bidens oder als vertane Chance Trumps angesehen werden. Sein Herausforderer dürfte zudem gepunktet haben, weil Biden auch nach Ende der Fragerunde vor Ort blieb, um noch offene Fragen der Anwesenden zu beantworten.

In knapp einer Woche soll in Nashville dann das zweite und letzte TV-Duell steigen. Dieses findet am 22. Oktober (Schweizer Zeit: 23. Oktober, 3 Uhr) statt.

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