Wegen Donald Trump: Hier fehlen nun Hilfsgelder
Donald Trump hat 80 Prozent der Projekte der US-Entwicklungshilfe beendet. Die Schweiz kürzt ebenfalls das Budget. Hilfsorganisationen müssen Abstriche machen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die USA hat 83 Prozent ihrer humanitären Hilfsprogramme gestrichen.
- Auch die Schweiz hat Kürzungen in der Entwicklungshilfe angekündigt.
- Betroffen sind unter anderem vertriebene Frauen und Kinder.
Die Meldung schockte viele: Gleich am Tag seines Amtsantritts verkündete US-Präsident Donald Trump, dass die USAID für 90 Tage gestoppt werde. Zahlreiche Mitarbeiter in der Entwicklungsbehörde wurden daraufhin beurlaubt oder entlassen.
Menschenrechtler wehrten sich gegen die drastischen Entwicklungen. Denn: Ein Stopp der Gelder der USAID hat katastrophale Konsequenzen.
Doch der gewünschte Effekt blieb aus: Am Montag verkündete US-Aussenminister Marco Rubio die Streichung von 83 Prozent der USAID-Projekte.
Und nicht nur die US-Entwicklungshilfe fehlt. Auch die Schweiz hat das Budget für diesen Sektor gestutzt. Und andere Spender haben ebenfalls Kürzungen angekündigt.
Frauen und Mädchen «unmittelbar vom Tod bedroht»
«Es bereitet uns und dem gesamten humanitären Sektor grosse Sorgen», bestätigt Matthew Saltmarsh, Mediensprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Die Hilfsorganisationen der UN seien direkt von den Kürzungen der USAID betroffen.
«Die Kürzungen der Hilfe haben sich bereits auf Flüchtlingsprogramme in der ganzen Welt ausgewirkt», so Saltmarsh. Insbesondere die Unterstützung von Aufnahmegemeinschaften und vertriebenen Personen müsse vielerorts eingestellt werden.
Saltmarsh konkretisiert: «In der Zentralafrikanischen Republik, im Südsudan und in Uganda haben unsere Partner ihre Dienste für fast 180'000 gewaltsam vertriebene Frauen und Mädchen eingestellt.»
Und: «In Äthiopien werden 200'000 vertriebene Frauen und Mädchen von der Schliessung von Diensten betroffen sein. Dazu gehört auch die Schliessung eines Safe Houses, wodurch Überlebende unmittelbar vom Tod bedroht sind.»
Weitere Einbussen unvermeidlich
Sollten nicht bald neue finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, sind laut Saltmarsh weitere Kürzungen bei lebensrettenden Hilfen unvermeidlich.
Einzelheiten dazu seien noch nicht klar und abhängig von verschiedenen Variablen.
Aber: «Wir können mit Sicherheit sagen, dass viele der schätzungsweise 120 Millionen Vertriebenen und Staatenlosen weltweit unter schlimmen Folgen leiden werden, wenn die Versorgung mit wichtigen Medikamenten, Nahrungsmitteln, Notunterkünften, Hilfsgütern, sauberem Wasser und Schutzdiensten unterbrochen wird.»
Auch UN-Kinderhilfswerk Unicef betroffen
Auch für Unicef, das Kinderhilfswerk der UN, haben die Entwicklungen in den USA drastische Konsequenzen: «Unicef hat von der US-Regierung mehrere Kündigungsbescheide für von den USA finanzierte Kinderprogramme erhalten», sagt Sprecher Jürg Keim gegenüber Nau.ch.
Die Auswirkungen müssten erst noch bewertet werden. Keim: «Wir wissen, dass die von der US-Regierung vorläufig angeordnete Pausierung der Gelder für Entwicklungsarbeit bereits Auswirkungen auf die Programme für Millionen von Kindern in etwa der Hälfte der Länder hat, in denen wir arbeiten.»
Betroffen werden laut Keim rund 75 Länder sein.
Besonders fatal: «Einsparungen in der internationalen Zusammenarbeit treffen die verletzlichsten Kinder am härtesten», so Keim.
Weltweite Errungenschaften im Gesundheitsbereich stünden auf dem Spiel. Mögliche Folgen seien «ein Anstieg vermeidbarer Krankheiten und eine Erhöhung der Kindersterblichkeit».
Schweizer Entwicklungshilfe um 110 Millionen gekürzt
Die Schweizer Hilfswerke können nicht aushelfen, denn sie sind ebenfalls von Kürzungen betroffen. Das Schweizer Parlament beschloss, dass 2025 110 Millionen in der Entwicklungshilfe eingespart werden sollen.
Die Auswirkungen im Aussendepartement EDA werden sich auf die bilaterale und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit beschränken. So sollen insbesondere Programme in Albanien, Bangladesch und Sambia gestoppt werden.
Die betroffenen Länder unterstützte die Schweiz in wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Bereichen. Sie setzte sich beispielsweise in Bangladesch für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein und förderte die Rechte von Minderheiten, Frauen und Jugendlichen.
In Sambia lagen unter anderem die Ernährungssicherheit und der Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung im Fokus.
Sorge beim SRK
Die Kürzungen betreffen auch Schweizer NGOs. Sie machen zwei Prozent des Gesamtvolumens der Internationalen Zusammenarbeit des SRK (Schweizerisches Rotes Kreuz) aus.
«Die Folgen der Kürzungen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Klar ist, dass wir Abstriche machen müssen», so SRK-Mediensprecherin Katharina Schindler.
Dies würde wohl nicht ohne Folgen bleiben: Laut Schindler besteht die Gefahr, dass Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten beispielsweise im Bereich der Gesundheit oder der Katastrophenvorsorge erzielt wurden, teilweise wieder verloren gehen.
«Das SRK ist über diese Entwicklung sehr besorgt, da dies direkte negative Auswirkungen auf die verletzliche Bevölkerung in den betroffenen Ländern haben wird.»
Wo genau die Abstriche gemacht werden, werde noch analysiert. Das Streichen von Hilfsprogrammen ist laut Mediensprecher Gilles Seuret jedoch immer «sehr problematisch, teils dramatisch und sehr schwierig».
Hilfswerke sparen, wo es nur geht
Derweil versuche man beim UNHCR, die negativen Folgen der Kürzungen so gut wie möglich einzudämmen. «Wir priorisieren unsere lebensrettende Arbeit und reduzieren unsere Ausgaben», so Saltmarsh.

«Das fängt bei unseren eigenen Aktivitäten an», erklärt der Mediensprecher. So würden alle nicht essenziellen Flugreisen gestoppt. Genauso auch nicht dringende Ausgaben und Beschaffungen.
Die Neuansiedlung von Flüchtlingen in den USA musste gestoppt werden. «Es wird damit gerechnet, dass etwa 600 Mitarbeiterstellen im Zusammenhang mit diesen Programmen gestrichen werden.»
Derzeit sei man in Kontakt mit der amerikanischen Administration. Saltmarsh: «Wir setzen auch unsere Bemühungen fort, zusätzliche Unterstützung von bestehenden und neuen Spendern zu erhalten.»
Klar ist für Saltmarsh: «Jeder Tag, an dem diese finanzielle Unsicherheit anhält, wird die Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Frauen und Kindern, die auf der Suche nach Sicherheit aus ihrer Heimat geflohen sind, verstärken.»