Ärzte ohne Grenzen: Szenen im Gazastreifen «apokalyptisch»
Nach den jüngsten Bombardements sei man von der «Zahl schwerverletzter Patienten, darunter viele Frauen und Kinder» überwältigt, so Ärzte ohne Grenzen.
Der Generalsekretär der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat die Situation im Gazastreifen mit drastischen Worten beschrieben und scharfe Kritik an der israelischen Seite geübt. «Die Szenen, über die unsere Teams in den letzten Tagen aus Gaza berichtet haben, sind absolut entsetzlich. Das einzige Wort, das mir einfällt, um es zu beschreiben, ist ‹apokalyptisch›», sagte Christopher Lockyear am Samstag dem US-Sender CNN. Mit Blick auf die medizinische Versorgung sagte er: «Wir befinden uns in einer Situation, in der Menschen im Blut anderer Menschen behandelt werden.»
Auf der Plattform X erklärte die Organisation, nach den jüngsten «intensiven Bombardements» im Zentrum des Gazastreifens sähen sich die Helfer in den Krankenhäusern Al-Aksa und Nasser mit einer «überwältigenden Zahl schwerverletzter Patienten, darunter viele Frauen und Kinder» konfrontiert. Palästinensischen Angaben zufolge wurden infolge eines Einsatzes zur Befreiung von Geiseln am Samstag im Zentrum des Gazastreifens dutzende Menschen getötet und viele weitere verletzt.
Seitens Israel «Situation extremer Propaganda»
Generalsekretär Lockyear warf der israelischen Seite im Gespräch mit CNN vor, in Bezug auf die humanitäre Hilfe im Gazastreifen falsche Informationen zu verbreiten. Er sprach von «einer Situation extremer Propaganda». Zuvor hatten das israelische Militär und die für humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde unter anderem auf der Plattform X eine Karte veröffentlicht, die suggerierte, dass Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen ein Feldlazarett betreibt.
Dies stimme so nicht, stellte Lockyear klar. Zwar unterstütze die Hilfsorganisation vor Ort Krankenhäuser und Zentren für die medizinische Grundversorgung, «aber wir betreiben kein Feldlazarett im Gazastreifen.» Konkret gebe es zwar die Erlaubnis für eine solche Einrichtung, jedoch keine Genehmigung für die Einfuhr der nötigen Ausrüstung. «Es ist also nicht korrekt, das zu berichten», betonte Lockyear.