Coronavirus: In Indien werden sogar schwerkranke Menschen abgewiesen

Simon Binz
Simon Binz

Indien,

Die Corona-Katastrophe in Indien wird von Tag zu Tag schlimmer. Ärzte müssen wegen fehlenden Betten inzwischen sogar schwerkranke Patienten abweisen.

Indien Coronavirus
Menschen in Indien brauchen Sauerstoff, um atmen zu können. Die 2. Welle des Coronavirus trifft das Land extrem hart. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Indien sterben derzeit täglich fast 4000 Menschen mit Coronavirus.
  • Ärzte müssen wegen fehlenden Betten inzwischen auch schwerkranke Patienten abweisen.
  • Viele geben der Regierung Schuld für das Corona-Chaos – die Wut in der Bevölkerung wächst.

Die Zahl der Corona-Toten in Indien kratzt in den letzten Tagen an der Rekordmarke von 4000 Toten. Immer öfter müssen laut verschiedenen Medienberichten in den Spitälern auch schwerkranke Patienten abgewiesen.

In einem Bericht von «CBS News» ist ein Fall im Moolchand Spital in Neu-Dehli zu sehen. Diese Einrichtung gehört zur besten in der Hauptstadt Indiens, aber es gibt auch hier überhaupt keinen Platz mehr für neue Patienten. So musste eine Frau abgewiesen im Krankenwagen weggeschickt werden, als sie völlig ausser Atem um mehr Sauerstoff und ein Krankenbett bat.

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Diese Frau wurde vom Privatspital Moolchand in Neu-Delhi abgewiesen, da keine Betten mehr für Coronavirus-Patienten zur Verfügung stehen. - Screenshot

Dr. Nabeel Rahman leitet die Notaufnahme des Moolchand Spitals, die in zusätzlichen Raum für Covid-Patienten umgewandelt wurde und ebenfalls schon völlig überfüllt ist. Er sagte gegenüber der US-Nachrichtenseite, dass sein Team sich dazu entschlossen habe, sich privat Sauerstoff für die Patienten zu besorgen. Das Problem: Die Preise sind extrem überrissen, da es im ganzen Land an Sauerstoffvorräten mangelt.

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Dr. Nabeel Rahman leitet die Notaufnahme des Moolchland Privatspitals. Er und sein Team haben sogar schon privat Sauerstoff für ihre Patienten Sauerstoff gekauft. - Screenshot

Die Patienten in der erweiterten Intensivstation sind laut dem Bericht extrem krank, aber haben auch grosses Glück: In einem Land, das den Kampf gegen das Coronavirus zu verlieren scheint, haben sie Zugang zu Sauerstoff, Betten und Ärzten.

700 Lehrerinnen und Lehrer nach Wahlen gestorben

Die 2. Welle mit dem Coronavirus triff Indien härter als jedes andere Land der Welt. Viele der jetzigen Opfer hatten sich bei religiösen Grossevents angesteckt. Diese wurden von der hinduistischen nationalistischen Partei von Premierminister Narendra Modi gefördert. Der Grund: Die Politiker warben dort für die jüngsten Landtagswahlen.

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Bei den jüngsten Landtagswahlen wurden Lehrerinnen und Lehrer damit beauftragt, die Lokale zu überwachen. Viele von ihnen haben sich mit dem Coronavirus infiziert, mindestens 700 starben. - Screenshot

Eine Berufsgruppe, die es besonders hart trifft, sind die Lehrerinnen und Lehrer. Sie wurden nämlich von der Regierung angewiesen, während den Wahlen, die Lokale zu beaufsichtigen. Viele von ihnen infizierten sich mit dem Coronavirus. Ungefähr 700 starben bereits.

In dem Bericht kommt Shad Hasan zu Wort. Seine Mutter, eine Lehrerin, hat ihre Infektion zwar überlebt, braucht nun aber lebenserhaltende Massnahmen. Hasan sagte gegenüber «CBS News», dass er es sich aber nicht leisten könne, ihre Medikamente zu besorgen.

Coronavirus Indien
Shad Hasan macht die Regierung in Indien für die Corona-Katastrophe verantwortlich. - Screenshot

Wie viele andere Inder, macht Hasan die Regierung für den Mangel an medizinischen Hilfsmittel verantwortlich. Die Wut über die grossen Ereignisse, die in diesem Frühjahr unkontrolliert stattfanden und seine Mutter und unzählige andere gefährdete, ist Hasan anzusehen. «In einer solchen Krisenzeit – wie kann man nur so dumm sein», fragt er.

Der junge Mann sagt, er werde den Regierungsvertretern des Landes diese Fehltritte niemals verzeihen.

Schon 230'00o Tote – Dunkelziffer bis zu zehnmal höher

Hasan's Schicksal bewegt, doch für die meisten Inder der Arbeiterklasse ist die Situation noch schlimmer. Es gibt Berichte von Menschen, die starben, während sie in einer Schlange darauf warteten, ihre Sauerstofftanks wieder aufzufüllen.

In der Nation mit 1,4 Milliarden Einwohner richtet das Coronavirus derzeit eine menschliche Tragödie an. Experten gehen davon aus, dass viele Infektionen und Todesfälle gar erst nicht gemeldet werden.

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Die Corona-Situation ist tragisch: Bisher starben 234'000 Menschen – die Dunkelziffer könnte bis zu zehn Mal höher sein. - Screenshot

Es wird spekuliert, dass die tatsächlichen Zahlen bis zu zehnmal höher sind als die Offiziellen, welche derzeit bei knapp 21,5 Millionen Infektionen und bei über 230'000 Tote liegen...

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