Coronavirus: Kyoto hat keine Lust mehr auf ausländische Touristen
Wegen des Coronavirus lebt Kyoto in Japan seit beinahe zwei Jahren ohne ausländische Touristen. Und zwar so gut, dass Gäste gar nicht mehr so willkommen sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Pandemie verunmöglichte Touristen einen Besuch in Kyoto, Japan.
- Die Einheimischen scheinen sich an den fehlenden Besuchern jedoch nicht zu stören.
- Denn Gäste fielen öfter durch unanständiges Verhalten auf.
Noch vor zwei Jahren verzeichnete Kyoto rund acht Millionen Besucher aus dem Ausland – und das pro Jahr. Seit dem Aufkommen des Coronavirus hat sich diese Zahl drastisch reduziert. Vermisst werden Touristen jedoch nicht. Im Gegenteil.
Vor der Pandemie waren Gäste ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wirtschaft. Dementsprechend willkommen war ihr Aufenthalt in der ehemaligen Hauptstadt Japans.
Vor zwei Jahren hat sich wegen des Coronavirus jedoch alles geändert. Denn wegen äusserst strengen Grenzkontrollen hatten Ausländer keine Chance, ihre Ferien in Japan zu verbringen. Seitdem haben Einheimische gelernt, das neue Leben ohne Touristen zu akzeptieren – und zu schätzen.
Coronavirus: Einheimische geniessen Ruhe ohne Touristen
Denn Einheimische brachten nicht nur Geld ein. Zugleich seien sie oft durch unbefugtes Verhalten aufgefallen, berichtet der «Guardian».
So baten Touristen oft um Selfies mit Geishas oder Maiko-Mädchen und wurden regelrecht aufdringlich. Hinzu kam, dass Einheimische keinen Platz in mit Touristen vollgestopften Bussen fanden. Zugleich ärgerten sich Gastwirte über Reservationen von Besuchern, die schlussendlich nie erschienen. Der Übertourismus wurde in Kyoto beinahe zu einer Plage.
Dementsprechend zweigeteilt ist die Meinung der Bevölkerung darüber, ob ausländische Touristen überhaupt noch willkommen sind.
Mari Samejima betreibt einen Geschenkeladen. Zu Gästen aus China sagt sie gegenüber der Zeitung: «Sie haben hier viel Geld ausgegeben».
Nahverkehr leidet unter den zahlreichen Besuchern
Trotzdem fügt sie hinzu: «Ich verstehe, warum einige Leute zögern, zu diesen Zeiten zurückzukehren. Und ich habe meine eigenen Zweifel – aber ich würde es vorziehen, wieder ausländische Touristen zu sehen.»
Auch Tomoko Nagatsuka, Café-Besitzerin, ist unschlüssig, denn: «Kyoto ist keine besonders grosse Stadt, sodass zu viele ausländische Touristen Druck auf Dinge wie den öffentlichen Nahverkehr ausüben.»
Sie ergänzt: «Sie waren gut für das Geschäft. Aber es war schwierig, ein normales Leben zu führen, wenn so viele von ihnen herumliefen. Ein Teil von mir wünscht sich die Touristen zurück. Aber ein anderer Teil von mir liebt die Ruhe und den Frieden.»