Coronavirus: Schweizer Hotelier in Thailand spricht über Situation

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Thailand,

Thailand will nach einem halben Jahr Coronavirus wieder Touristen ins Land lassen. Ein in Bern aufgewachsener Hotelier erzählt, wie mies es der Branche geht.

Thailand Coronavirus
Das Unglück passierte auf der Insel Kho Chang in Thailand. - AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit März durften keine Touristen mehr nach Thailand einreisen.
  • Ab Oktober will die Regierung zumindest wieder Langzeit-Urlauber erlauben.
  • Thai-Schweizer Soony Leoni betreibt in Thailand ein Hotel und spricht über die Situation.

Seit einem halben Jahr dürfen keine Touristen nach Thailand einreisen. Grund dafür sind die strikten Massnahmen in der Bekämpfung des Coronavirus.

Ab Oktober will die Regierung das ändern und zumindest Langzeit-Urlauber wieder zulassen. Vorgesehen ist eine Mindest-Aufenthaltsdauer von 90 Tagen. Dazu wird das Land passende Visa herausgeben. Zudem müssen Reisende zunächst 14 Tage in staatliche Quarantäne.

Coronavirus ist «ökonomisch härter als der Tsunami 2004 oder die Asienkrise Ende 90er»

Der in Bangkok geborene und in Bern aufgewachsene Thai-Schweizer Soony Leoni lebt seit 20 Jahren im thailändischen Krabi und betreibt dort acht Ferienhäuser. Gegenüber Nau.ch erklärt er, wie stark die thailändische Tourismusbranche von der Corona-Krise getroffen wurde.

Soony Leoni Coronavirus
Soony Leoni aus Bern lebt seit 20 Jahren auf Krabi. - zvg

«Die Pandemie hat den wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes, die Tourismusindustrie, in einen Schockzustand versetzt. Experten gehen davon aus, dass die Branche direkt und indirekt mehr als einen Fünftel zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt», so Leoni. Der Volkswirtschaft drohe die schwerste Rezession seiner Geschichte.

«Es wird das Land ökonomisch deutlich härter Treffen als der Tsunami 2004 oder die Asienkrise Ende der 90er-Jahre», ist er überzeugt. «Die thailändische Handelskammer rechnet damit, dass die Wirtschaft dieses Jahr um bis zu 11,4 Prozent schrumpfen könnte.»

Thailand Tsunami
Im Dezember 2004 verursachte ein Tsunami in Thailand grossen Schaden. Dabei kamen mehrere Tausend Menschen ums Leben. - Keystone

Dennoch unterstütze die breite Bevölkerung noch den strikten Kurs der Regierung, keine Ausländer ins Land zu lassen. Zu gross sei die Angst vor dem Virus und einer zweiten Welle – aber auch vor einem weiteren Lockdown, der die Wirtschaft noch stärker belasten würde. Die Regierung versuche zwar zumindest den inländischen Tourismus anzukurbeln – etwa mit subventionierten Hotelübernachtungen oder zusätzlichen Feiertagen – doch eine nachhaltige Strategie sei das nicht.

«Ohne Entlassungen und Gehaltskürzungen ging es leider nicht»

Auch Leoni selbst wurde von den Massnahmen hart getroffen: «Wir haben im März die letzten Gäste verabschiedet.» Dennoch gibt er sich aktuell noch zuversichtlich: «Dank Reserven, die wir angelegt haben, denken wir, dass wir es finanziell bis Anfang 2021 schaffen können. Wir haben natürlich unsere Kosten so weit wie möglich heruntergefahren.» Dennoch: «Ohne Entlassungen und Gehaltskürzungen ging es leider nicht», erklärt der Thai-Schweizer.

Es müsse nun aber bald wieder mit dem Tourismus losgehen, sonst werde es auch für ihn eng. «Wir haben zum Glück keine Hypotheken oder Bankdarlehen und die Grundstücke gehören uns. Das hilft natürlich enorm.»

Soony Leoni
Soony Leoni auf Krabi. - Facebook/SoonyLeoni

Ab Oktober will Thailand zumindest wieder Langzeit-Urlauber ins Land lassen. Genaue Details müssen noch erarbeitet werden. Aber es ist davon die Rede, dass vorerst nur 1200 Personen pro Monat dafür ein Visum erhalten.

2,5 Millionen Menschen des Tourismussektors werden Ende Jahr arbeitslos sein

«Alles, was in Richtung Öffnung geht, ist erfreulich. Aber die 1200 Personen pro Monat bringen den 2,5 Millionen Menschen, die im Tourismussektor bis Ende Jahr arbeitslos sein werden, nicht wirklich viel. Es ist wieder nur ein Tropfen auf den heissen Stein», sagt Leoni.

Gemäss offiziellen Zahlen kamen im Oktober 2019 rund 3 Millionen Touristen nach Thailand. «Was bringen also 1200 Langzeit-Urlauber pro Monat?»

Kritiker würden nun aber sagen, dass Thailand irgendwo einen Anfang machen müsse. «Und da bin ich einverstanden. Es muss jetzt mit kleinen Schritten genau in diese Richtung gehen», erläutert Leoni.

Thailand
Touristen besuchen am 31. Mai 2018 den Strand Maya Beach auf der Insel Phi Phi Leh in der Provinz Krabi. - Keystone

Dennoch bleibt er skeptisch: «Die meisten Urlauber bevorzugen andere Ziele oder sogar Inlandsreisen, anstatt viel Geld auszugeben, um in einem Hotel (14 Tage Quarantäne) eingesperrt zu sein.» Ob ein Thailand-Urlaub angesichts der strikten Auflagen überhaupt noch attraktiv sei, sei zu bezweifeln.

«In der Vergangenheit blieben Touristen durchschnittlich nur fünf Tage auf Phuket oder Krabi – das wäre nicht einmal die Hälfte der geplanten Quarantäne. Ich vermute, dass sich kaum jemand auf die Bedingungen einlassen dürfte. Schauen wir mal, wer im Oktober kommen wird.»

Von dem her sei das Konzept definitiv kein «Allheilmittel». Aber es könne zum Beispiel Europäer im Ruhestand anlocken, die in Thailand mehrere Monate lang überwintern wollen.

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