Donald Trump & Joe Biden streiten um Verdienst des Gaza-Deals
Trump und Biden streiten darüber, wessen Verdienst die Gaza-Einigung ist. Im Gazastreifen wird gefeiert, Geisel-Angehörige sind misstrauisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hamas und Israel konnten sich auf eine Waffenruhe und einen Austausch einigen.
- Trump und Biden sehen beide die Einigung als ihren eigenen Verdienst.
- In Gaza wird der Deal gefeiert, in Israel ist die Stimmung verhaltener.
Die Hamas und Israel haben sich geeinigt: Ab Sonntag gilt für sechs Wochen eine Waffenruhe, 33 Geiseln sollen gegen palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden. Während dieser ersten Phase soll über das Erreichen der zweiten Phase verhandelt werden.
Biden und Trump streiten
Der baldige US-Präsident hatte die Einigung ebenfalls früh angekündigt. Es sei ein «episches Abkommen über eine Waffenruhe». Seine Regierung werde weiter für Frieden durch Stärke in der Region kämpfen.
Er machte dabei deutlich, dass er die Einigung als seinen Verdienst und als Resultat seines Wahlsieges ansieht. «Wir haben so viel erreicht, ohne dass wir überhaupt im Weissen Haus waren», schrieb er auf Truth Social.
Joe Biden wurde bei einer Pressekonferenz darauf angesprochen und gefragt, ob die Geschichtsbücher die Waffenruhe ihm oder Trump zuschreiben werden. Mit einem Lächeln sagte der scheidende Präsident: «Ist das ein Witz?»
Er betont, dass das Abkommen unter seiner Regierung ausgearbeitet und ausgehandelt worden sei. Die Umsetzung falle nun in die Hände der nachkommenden Regierung. Deshalb habe er sein Team in den letzten Tagen angewiesen, sich eng mit Trumps Leuten abzustimmen. «Denn das ist es, was amerikanische Präsidenten tun.»
Hamas feiert Abkommen als Triumph über Israel
Die islamistische Organisation feiert die Einigung als Errungenschaft der Palästinenser: «Das Waffenruheabkommen ist das Ergebnis der legendären Widerstandskraft unseres grossartigen palästinensischen Volkes und unseres tapferen Widerstands seit über 15 Monaten.»
Chalil al-Haja, der Vizepräsident der Hamas, stellt das Abkommen als Triumph über Israel dar. Es handle sich um einen «historischen Moment», liess er verlauten. «Unser Volk hat die erklärten und verborgenen Ziele der Besatzung vereitelt. Wir beweisen heute, dass die Besatzung unser Volk und seinen Widerstand niemals besiegen wird», so al-Haja weiter.
Die Huthi-Miliz im Jemen hat nach der angekündigten Waffenruhe im Gazastreifen den «Widerstand» der Palästinenser gegen Israel gelobt. Diese hätten sich Israel mit «legendärer und historischer Entschlossenheit» entgegengestellt, teilte Huthi-Sprecher Mohammed Abdel Salam der Nachrichtenagentur Saba zufolge mit, die von der Miliz kontrolliert wird.
Der Jüdische Weltkongress sieht in dem Gaza-Deal einen «Hoffnungsschimmer». «Wir drängen darauf, dass die Vereinbarung voll umgesetzt wird.» Dies sagte Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC) laut Mitteilung in New York. Der WJC sieht sich als Vertretung der nicht in Israel lebenden Juden.
Erdogan hofft auf dauerhaften Frieden
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Einigung Israels mit der islamistischen Hamas gelobt. Er hoffe nun auf dauerhaften Frieden und Stabilität, schrieb der türkische Präsident auf der Plattform X, vormals Twitter. Die Hamas nannte er eine «Widerstandsbewegung». Ankara unterhält enge Beziehungen zur Hamas.
Arabische Staaten begrüssen Ende des Leids in Gaza
Mehrere arabische Staaten haben die Einigung begrüsst: «Mit dieser Ankündigung endet eine blutige Seite in der Geschichte des palästinensischen Volkes, das unter der israelischen Aggression gelitten hat.» Dies erklärte Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati.
Die Einigung ebne den Weg, um das Leid zu beenden und um den tragischen Zuständen im Gazastreifen ein Ende zu setzen, hiess aus dem Aussenministerium der Vereinigten Arabischen Staaten. Beide Seiten müssten sich an die Vereinbarungen halten, um die Leiden der Geiseln und der palästinensischen Gefangenen zu beenden. Es sei nun dringend notwendig, humanitäre Hilfe in das abgeriegelte Küstengebiet zu lassen.
Jordaniens Aussenminister Aiman al-Safadi drängte darauf, internationale Massnahmen einzuleiten, um die durch israelische Angriffe verursachte humanitäre Katastrophe in dem Küstenstreifen in den Griff zu bekommen. Jordanien werde weiterhin humanitäre Hilfe leisten.
Gedämpfte Stimmung bei Geisel-Angehörigen
Während es laut Berichten im Gazastreifen angesichts der Waffenruhe zu Feiern kam, herrscht in Israel gedämpfte Stimmung. «Für mich ist es erst vorbei, wenn es vorbei ist.» Dies sagte Jimmy Miller, Cousin der Geisel Schiri Bibas, auf dem «Platz der Geiseln» in Tel Aviv. Der Platz war am Abend ungewöhnlich leer, niemand erschien in Feierstimmung.
«Ich werde es erst glauben, wenn ich sehe, wie unsere Geiseln aus dem Gazastreifen die Grenze überqueren», sagte Miller. «Das wird mir die Hoffnung und den Glauben geben, dass dieser Deal an einem bestimmten Punkt beginnen und enden wird.» Es sei entscheidend, dass alle 98 Geiseln wieder nach Israel gebracht werden, betonte Miller. «Das wird noch dauern, aber hoffentlich nicht wieder ein Jahr und drei Monate – so wie diesmal.»