Poliomyelitis: Seit fünf Jahren erstmals wieder Kind in Afrika krank
Es ist der erste Fall in Afrika seit fünf Jahren: Ein Kind ist an Poliomyelitis erkrankt. Doch die WHO zeigt sich optimistisch, den Ausbruch stoppen zu können.
Das Wichtigste in Kürze
- In Malawi wurde ein Fall von Kinderlähmung entdeckt.
- Der letzte Fall in Afrika war vor fünf Jahren in Nigeria.
- Die WHO will das Land unterstützen, auch mit Impfungen.
Es ist der erste Fall seit fünf Jahren. In Malawi hat sich ein afrikanisches Kind mit dem Wildvirus Poliomyelitis infziziert.
Bei einem Kleinkind in der Hauptstadt von Malawi, Lilongwe, wurde ein Fall des Polio-Wildvirus Typ 1 festgestellt. Das teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag mit. Sie ergreife «dringende Massnahmen, um eine mögliche Ausbreitung des Virus zu verhindern», erklärte der WHO-Regionaldirektor für Afrika, Matshidiso Moeti.
Er zeigte sich zuversichtlich. Die Gesundheitsbehördenkönnten wegen ihrer Erfahrungen mit früheren Ausbrüchen und der hohen Wachsamkeit auf dem Kontinent «rasch reagieren. Und sie würden Kinder vor den schwächenden Auswirkungen dieser Krankheit schützen» können.
Die WHO erklärte, sie unterstütze Malawi bei der Durchführung einer Risikobewertung. Und auch bei der Reaktion auf den Ausbruch der Krankheit, einschliesslich zusätzlicher Impfungen gegen Poliomyelitis. Auch in den Nachbarländern wurde die Wachsamkeit erhöht.
Malawi: Kinderlähmung aus Pakistan importiert
Laboranalysen hätten ergeben, dass der entdeckte Stamm mit einem in der pakistanischen Provinz Sindh zirkulierenden Stamm in Verbindung stehe. «Es handelt sich um einen importierten Fall aus Pakistan. Daher hat dieser Nachweis keinen Einfluss auf den Status der afrikanischen Region als frei von Polio-Wildviren», erklärte die WHO weiter.
Die WHO hatte Afrika im August 2020 für frei von einheimischer Wildpolio erklärt. In den letzten vier Jahren waren auf dem Kontinent keine Fälle von Kinderlähmung mehr aufgetreten. Dies stellt die Schwelle für die offizielle Erklärung der Ausrottung dar. Polio gilt weltweit nur noch in Pakistan und im Nachbarland Afghanistan als endemisch.
WHO: 2021 nur fünf Fälle von Poliomyelitis
WHO-Angaben zufolge wurde der letzte Fall des Polio-Wildvirus in Afrika 2016 in Nigeria festgestellt. Weltweit gab es vergangenes Jahr demnach nur fünf Fälle.
Poliomyelitis – der medizinische Begriff für Kinderlähmung – ist ein akut ansteckendes Virus. Es greift das Rückenmark an und verursacht bei Kindern irreversible Lähmungen.
Das Poliovirus wird in der Regel über die Fäkalien einer infizierten Person verbreitet und über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel aufgenommen. Es vermehrt sich im Darm. Es gibt keine Heilmittel für Polio, aber die Impfung verhindert die Ausbreitung.
Die Krankheit war auf der ganzen Welt verbreitet, bis in den 1950er Jahren ein Impfstoff gefunden wurde. Allerdings sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Kinderlähmung weltweit zurückgedrängt wurde. Im Jahr 1996 gab es allein in Afrika noch mehr als 70000 Fälle.