Festnahmen nach Fährunglück in Tansania

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Tansania,

Nach dem Fährunglück in Tansania stellt sich heraus: Der Kapitän war nicht an Bord und hatte das Ruder einem Laien überlassen.

Rettungskräfte sind am Unglücksort im tansanischen Teil des Vicotriasees neben der gekenterten Fähre im Einsatz.
Rettungskräfte sind am Unglücksort im tansanischen Teil des Vicotriasees neben der gekenterten Fähre im Einsatz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Tansania wurden mehrere für das Fährunglück Verantwortliche festgenommen.
  • Darunter auch der Kapitän, der zum Zeitpunkt der Katastrophe nicht auf dem Schiff war.

Nach dem schweren Fährunglück auf dem Victoriasee in Tansania sind mehr als 220 Tote geborgen worden. Präsident John Magufuli ordnete die Festnahme der Verantwortlichen an. Als erster wurde nach einem Bericht der Zeitung «The Citizen» der Kapitän der Unglücksfähre in Gewahrsam genommen, der sich nach Angaben des Staatschefs zum Zeitpunkt des Kenterns nicht an Bord befunden hatte. Der Kapitän habe das Ruder jemandem überlassen, der für das Führen eines Schiffes keine Ausbildung habe.

Als Hauptgrund für das Unglück nannte Magufuli die Überladung der Fähre. Bis Sonntagmittag konnten 217 Opfer identifiziert werden, berichtete ein Mitarbeiter des Premierministers. Das brechend volle Schiff «MV Nyerere» war am Donnerstag auf dem grössten See Afrikas von Bugolora auf der Insel Ukerewe zur Nachbarinsel Ukara unterwegs. Die Fähre sei nur etwa 200 Meter von der Anlegestelle entfernt gekentert, hiess es von der Behörde, die für die Fähren in Tansania zuständig ist.

Zwei Tage nach dem Unglück wurde ein Überlebender gefunden, wie Verkehrsminister Isack Kamwelwe der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es handele sich um einen Ingenieur der Fähre, er sei in kritischem Zustand. Nach ersten Schätzungen waren mehr als 300 Menschen an Bord, die exakte Zahl ist aber nicht bekannt. Ausgelegt war die Fähre für 101 Personen. Rund 100 Menschen wurden direkt nach dem Unglück am Donnerstag gerettet.

Dreitägige Staatstrauer für die Opfer

Um der Opfer zu gedenken, hatte Magufuli eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Die Regierung bot den Familien der Opfer 500'000 Tansania-Schilling (etwa 210 Franken) als Kompensation an, wie Sprecherin Jenista Mhagama einem lokalen Sender sagte.

Die Rettungsarbeiten an der Fähre, die kieloben vor dem Ufer trieb, wurden von professionellen Tauchern unterstützt. Sie waren aus der Hafenstadt Daressalam sowie der Nachbarregion Mara am Victoriasee eingetroffen, wie John Mongella, der Regierungsvertreter in der Region Mwanza, sagte. Die Fähre werde geborgen, sobald alle Leichen herausgeholt seien, sagte ein Vertreter der Verteidigungsstreitkräfte des Landes, General Venace Mabeyo, heute Sonntag.

Die Fähre war 2014 in Auftrag gegeben und erst vor zwei Monaten renoviert worden, wie Regierungssprecher Hassan Abbas sagte. Unter anderem seien zwei neue Motoren eingebaut worden.

Merkel und der Papst drücken Beileid aus

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb an Magufuli: «Ich möchte Ihnen und den Bürgerinnen und Bürgern Tansanias meine aufrichtige Anteilnahme und mein tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken.» Auch Papst Franziskus äusserte sich zutiefst traurig über die Katastrophe auf dem Victoriasee. Er drücke seine aufrichtige Solidarität mit denjenigen aus, die um ihre Liebsten trauern und um die noch vermissten Menschen bangen, teilte der Vatikan mit. UN-Generalsekretär António Guterres sprach den Angehörigen der Opfer, der Regierung und den Bürgern des Landes sein Beileid aus.

Der Victoriasee liegt in Tansania, Uganda und Kenia. Tödliche Unfälle kommen auf dem See sowie vor der Küste immer wieder vor. Oft sind Boote und Fähren überfüllt, ausserdem können Unwetter zu derartigen Unglücken führen. 2012 etwa war eine Fähre auf dem Weg vom Festland Tansanias zur Tropeninsel Sansibar gesunken, dabei ertranken mindestens 100 Menschen. Im Vorjahr waren mehr als 160 Menschen bei einem Fährunglück vor der Küste von Sansibar gestorben.

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