Grossdemo in Thailand fordert Reformen
An einer der bisher grössten Demos in Bangkok nahmen gestern 20'000 Menschen teil. Sie fordern Neuwahlen und ein Ende der Einschüchterung von Regierungs-Gegner.
Das Wichtigste in Kürze
- In Thailand gehen die Menschen seit Juni fast täglich gegen die Regierung auf die Strasse.
- Bereits mehrere politische Aktivisten wurden festgenommen.
- Die Protestanten fordern eine Neuwahl der Regierung.
In Thailand gibt es seit Juni fast täglich Proteste. Getragen werden sie von Studenten, die eine neue Verfassung und mehr Demokratie fordern. Das Symbol der Bewegung ist eine berühmte Geste aus einem Fantasyfilm. Mit einer Grossdemonstration haben die Proteste gegen die Regierung in Thailand am Samstag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.
An der von Studenten angeführten Kundgebung in Bangkok nahmen trotz Regens bis zum frühen Abend 20'000 Menschen teil. Es wurden aber Zehntausende weitere erwartet: Die Demo sollte noch bis zum Sonntag dauern. Sie könnte die grösste der vergangenen Jahre sein.
Mehrere politische Aktivisten festgenommen
Die Demonstranten forderten nicht nur eine Verfassungsänderung und Neuwahlen, sondern auch eine Reform der Monarchie. Kritik am Königshaus galt bis vor kurzem als Tabu in dem südostasiatischen Land. Zuletzt waren mehrmals politische Aktivisten festgenommen worden. Die meisten kamen aber auf Kaution wieder frei.
Tausende Regierungskritiker hatten sich seit dem Mittag an der Thammasat Universität versammelt, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Die Universität hatte erklärt, sie werde die Kundgebung nicht auf ihrem Gelände gestatten – jedoch öffnete sie schliesslich die Tore.
Drei-Finger-Zeichen als Symbol der Demokratie
Andere Demonstranten zogen auf den riesigen Platz Sanam Luang im historischen Zentrum von Bangkok, unweit des alten Königspalastes. Viele hoben den Arm und machten das Drei-Finger-Zeichen aus der Science-Fiction-Filmreihe «Die Tribute von Panem». Die Geste hat sich in den vergangenen Monaten zum Symbol der thailändischen Demokratiebewegung entwickelt.
Die Studentenführer fuhren mit einem Lastwagen samt Lautsprechern vor. «Heute verkünden wir den Beginn des Sieges für das Volk und die Demokratie».
Dies sagte einer der Hauptorganisatoren, Panupong Jadnok, den Reportern. Die Regierung hatte zuvor gewarnt, dass die Demonstration zur Ausbreitung des Coronavirus beitragen könne. Dann würden wieder schärfere Einschränkungen in Kraft treten.
Demonstranten fordern Neuwahlen
Der General ist seit einem Putsch des Militärs 2014 an der Macht und gilt als Verfechter konservativer thailändischer Werte. Seit der Parlamentswahl 2019, die von Manipulationsvorwürfen überschattet wurde, ist er Regierungschef.
Die Demonstranten fordern neben einer Neuwahl auch ein Ende der Einschüchterung von politischen Gegnern. Nach Angaben von Vize-Polizeisprecher Krissana Pattanacharoen waren 10'000 Polizisten entsandt worden, um für Ordnung zu sorgen. Es blieb aber zunächst friedlich.
Für Königshof-Beleidigungen drohen 15 Jahre Haft
Die Proteste halten schon seit Monaten an. In einem Kommentar in der Zeitung «Bangkok Post» hiess es: «Ob ihr es mögt oder nicht, der Wind der Veränderung kommt.» Es geht dabei auch um ein umstrittenes Gesetz zum Schutz der Monarchie.
Thailand hat das wohl härteste Lèse-Majesté-Gesetz der Welt: Wer den König oder seinen Hof beleidigt, der riskiert bis zu 15 Jahren Haft. Der Regent ist derweil gar nicht im Land. Der 68-Jährige lebt seit Monaten in einem Luxushotel in Bayern.