Hisbollah

Hisbollah-Chef: Explosionen «kommen Kriegserklärung gleich»

Am Dienstag und Mittwoch kam es zu Explosionen in Libanon. Hinter den Explosionen von Pagern und Walkie-Talkies der Hisbollah soll Israel stecken.

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Dieses Video einer Überwachungskamera in einem Supermarkt in Libanon zeigt den Moment, als die Pager explodieren. Nun reagiert die Airline Emirates und verbannt die Handy-Vorläufer aus den F - X@metal00008

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag ist es im Libanon zu Hunderten Explosionen von Pagern gekommen.
  • Einen Tag später machen Meldungen über explodierte Walkie-Talkies die Runde.
  • Beide Angriffe gegen die Hisbollah verübt mutmasslich Israel - es gibt Tote und Verletzte.
  • Nun meldete sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah zum ersten Mal zu Wort.
  • Die neusten Entwicklungen im Ticker.

Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz hat sich weiter zugespitzt. Bei koordinierten Explosionen Tausender Pager waren am Dienstag im Libanon mindestens 12 Menschen getötet worden. Rund 2300 wurden verletzt.

Nach einer zweiten Explosionswelle am späten Mittwochnachmittag ist die Zahl der Todesopfer ist auf 37 gestiegen. Aus Kreisen der proiranischen Hisbollah hiess es, diesmal seien «drahtlose Geräte wie Walkie-Talkies» explodiert.

Fürchtest du dich nach dem Explosionen im Libanon vor einer Eskalation im Nahen Osten?

Die Hisbollah machte Israel für die beiden Angriffe verantwortlich und schwor Vergeltung. Israel selbst äusserte sich dazu nicht. Technisch derart anspruchsvolle Angriffe entsprechen aber der Handschrift von Israels Geheimdiensten, die mehrfach ähnlich komplexe Attacken durchgeführt haben.

Die Entwicklungen vom Dienstag und Mittwoch findest du im Ticker von gestern, die neuesten Infos zum Konflikt gibt es hier:

21.34: Die israelische Armee hat Zivilisten dazu aufgerufen, sich am Wochenende von militärischen Übungsgebieten im Norden des Landes fernzuhalten. Das Militär werde dort «Aktivitäten» ausführen, für Unbefugte herrsche daher Lebensgefahr. «Es ist möglich, dass in nahegelegenen Ortschaften Schüsse und Explosionen zu hören sein werden», hiess es weiter in der Mitteilung.

Die genaue Bedeutung der Anweisung war zunächst unklar. Im Libanon herrscht die Sorge, Israel könnte eine Bodenoffensive im Süden des Landes vorbereiten. Im Fall eines solchen Einsatzes müssten im Norden Truppen zusammengezogen werden.

21.22: Die USA wurden nach eigener Darstellung nicht vorab über die Angriffe auf die Kommunikationstechnik der Hisbollah informiert. Eine Pentagon-Sprecherin sagt, man beobachte weiterhin, was in der Region geschehe und hoffe, dass sich der Konflikt nicht ausweite.

Israels Luftwaffe fliegt Angriffe im Libanon

21.05: Die israelische Luftwaffe hat laut Militärangaben erneut Ziele im Libanon angegriffen. Rund 30 Abschussrampen der Hisbollah seien beschossen worden. Ausserdem habe die Luftwaffe «Terror-Infrastruktur» und ein Waffenlager im Süden des Libanon attackiert, Artillerie habe das Gebiet von Nakura beschossen.

Es war bereits die zweite Serie israelischer Luftangriffe im Libanon am Donnerstag. Libanesische Sicherheitskreisen berichteten von massiven Luftangriffen. Binnen 20 Minuten seien rund 70 Ziele angegriffen worden.

19.52: Schreckmoment für «Sky News»-Reporter John Sparks in Beirut: Während der Brite die Aussagen von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah live im TV analysiert, knallt es plötzlich im Hintergrund.

«Wir haben eben eine laute Explosion gehört», sagt er. Er wisse nicht, woher das Geräusch gekommen sei, er höre auch Schreie und Flugzeuge in der Luft. Man werde es beobachten, aber weitermachen.

Am Donnerstag flogen mehrere israelische Kampfjets während der Rede von Nasrallah über Beirut. Dabei durchbrachen sie auch die Schallmauer, was auch für den Knall im Live-TV verantwortlich sein könnte.

Revolutionsgarden aus dem Iran drohen jüdischen Staat

18.30: Nun droht auch der Revolutionsgarden aus dem Iran dem jüdischen Staat. Israels Aktionen würde schon bald mit einer «vernichtenden Antwort der Widerstandsfront» beantwortet werden, so Kommandeur Hussein Salami.

Israels Militärchef billigt neue Pläne für Kampf gegen Hisbollah

17.30: Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat nach Militärangaben Pläne «für die Fortsetzung des Kriegs» an der nördlichen Front genehmigt. Genauere Details nannte die Armee nicht. Es war lediglich die Rede von «Plänen für die nördliche Arena», mit Blick auf das Nachbarland Libanon.

Israel ist sehr entschlossen, sichere Bedingungen für die Rückkehr von rund 60'000 israelischen Einwohnern in das Grenzgebiet zum Libanon zu schaffen.

Herzi Halevi
Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi. (Archivbild) - IDF/Xinhua/dpa

«Wir haben noch viele Fähigkeiten, die wir bislang noch nicht eingesetzt haben», sagte Halevi. Man habe bereits Pläne für die nächsten Phasen. «Jedes Mal, wenn wir an einer bestimmten Phase arbeiten, sind die beiden nächsten Phasen schon bereit», sagte der Generalstabschef. «Auf jeder Stufe muss der Preis für die Hisbollah hoch sein.»

Israel hat die rote Linie überschritten, sagt Hisbollah-Chef

17.00: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wirft Israel versuchten «Völkermord» und ein «Massaker» vor.

«Innerhalb von zwei Tagen und binnen einer Minute pro Tag hat Israel darauf abgezielt, mehr als 5'000 Menschen zu töten», so der Generalsekretär. «Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich.» Israel habe alle roten Linien überschritten.

Hassan Nasrallah
Der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. (Archivbild) - dpa

Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Hisbollah einen schweren Schlag erlitten habe. Dieser sei «in der Geschichte unseres Widerstands und vielleicht in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind beispiellos», so Nasrallah.

Während Nasrallahs Rede flogen israelische Kampfflugzeuge im Tiefflug über die Hauptstadt Beirut und durchbrachen die Schallmauer.

Zahl der Todesopfer auf 37 gestiegen

14.27: Die Zahl der Todesopfer nach den mutmasslich von Israel koordinierten Explosionen technischer Geräte ist auf 37 gestiegen. Bei einer Pressekonferenz in der libanesischen Hauptstadt Beirut sagte Gesundheitsminister Firas Abiad weiter, dass an beiden Tagen insgesamt rund 3.000 Menschen verletzt wurden.

Zuvor hiess es, allein am Dienstag habe es rund 2.800 Verletzte gegeben. Die Zahl wurde vom Gesundheitsministerium «nach eingängigen Untersuchungen» herunter korrigiert. Einige der Verwundeten hätten sich bei verschiedenen Krankenhäusern vorgestellt, bevor sie behandelt werden konnten. Daher sei es zu Doppelungen gekommen.

Die Zahl der Verletzten vom Dienstag beliefe sich nach derzeitigem Stand auf 2323, sagte der Minister. Am Mittwoch habe es 608 Verletzte gegeben.

Hisbollah meldet 32 Tote in eigenen Reihen

11.30: Die Hisbollah hat 32 Tote in den eigenen Reihen seit Dienstag bestätigt. Die Miliz machte keine Angaben darüber, ob diese Mitglieder durch die Explosionen am Dienstag und Mittwoch getötet wurden.

Beerdigung
Laut Angaben der Hisbollah im Libanon starben seit Dienstag 32 Menschen aus den eigenen Reihen. - keystone

Bei den Explosionen wurden an beiden Tagen nach offiziellen Angaben mehr als 3.250 Menschen verletzt und 32 getötet. Die Zahl des Gesundheitsministeriums über die Todesopfer entspricht damit exakt der Zahl der Hisbollah.

Die Miliz erklärte allerdings, dass die 32 Toten allesamt junge Männer seien, darunter ein Jugendlicher. Das Gesundheitsministerium hatte dagegen erklärt, dass unter anderem ein Mädchen und ein elf Jahre alter Junge ums Leben kamen.

Klarheit darüber, wie viele Hisbollah-Mitglieder durch die Explosionen verletzt oder getötet wurden, gab es nicht. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hiess es aber, die Miliz sei schwer getroffen worden.

Libanesischer Journalist beschreibt Szenen wie im «Horrorfilm»

08.11: Der libanesische Journalist Hassan Harfoush befand sich während den Explosionen in Beirut. «Auf die Angst und das Blutbad war ich nicht vorbereitet», schreibt er in der «Daily Mail».

«In Beirut herrscht Panik», schreibt er weiter. «Es gehen Gerüchte um, dass als nächstes Solarpanels explodieren. Oder Batterien, der Kühlschrank – alles könnte explodieren.» Und: «Ich habe sogar meinen Eltern gesagt, sie sollen sich einen Feuerlöscher besorgen, falls im Haus etwas explodiert», so der Journalist.

Es hätten alle grosse Angst. Harfoush schreibt weiter: «Es gibt keinen sicheren Ort mehr.» Denn jeder wisse, was für fatale Verletzungen die Explosionen anrichten können. In den Spitälern würden sich Szenen wie im «Horrorfilm» abspielen.

Israels Verteidigungsminister: «Neue Phase des Krieges»

05.00: Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) sind nach der Vergeltungsdrohung der Hisbollah auf alle Eventualitäten vorbereitet. Auch darauf, dass die Schiiten-Miliz einen heftigen Gegenangriff starten könnte.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte am Mittwoch: «Der Schwerpunkt verlagert sich nach Norden, indem Ressourcen und Kräfte [dorthin] umgeleitet werden. Wir stehen am Beginn einer neuen Phase des Krieges, die von uns Mut, Entschlossenheit und Ausdauer erfordert.»

Im Norden Israels ist die Situation nicht erst seit dieser Woche brenzlig. Die Hisbollah feuert seit Monaten tagtäglich Raketen auf Israel ab. Nach dem koordinierten Angriff im Libanon dürfte sich die Lage kurzfristig nicht entspannen.

Ori Gordin, der Kommandeur des Nördlichen Kommandos, das direkt an der Grenze zum Libanon stationiert ist, sagte: «Die Mission ist klar – wir sind entschlossen, die Sicherheitslage so schnell wie möglich zu ändern. Die Kommandeure und Truppen hier sind voll und ganz engagiert. Sie sind in höchster Einsatzbereitschaft für jede Mission, die ihnen zugewiesen wird.»

Kommentare

Contamination

Israel wird den Kampf gegen die Extremisten weiterführen, da deren Führer ja nicht müde werden zu betonen, dass auch in Zukunft israelische Bürger zu ermorden. Israel wird diesen Kampf so lange führen, bis seine Bürger sicher sind. Israel wird diesen Kampf auch ohne international Unterstützung führen. Es wird grosse Opfer an Soldaten und ökonomischer Natur erfordern. Doch werden die Israelis bereit sein für diese Opfer, gerade weil die internationale Reaktionen ihnen zeigen, dass sie sich am Ende nur auf sich selbst verlassen können.

Contamination

Eine gelungene Pageraktion. Wer einen der Pager für die Hisbollah hat, hat mit der Hibollah zu tun. Die Pager zum explodieren zu bringen trifft damit zielgenau den Feind. Wer in Zukunft mit einer Verletzung “Typ Pagerexplosion” angetroffen wird, gehört ganz klar zur Terrororganisation. So genau die Terroristen zu treffen ist mit anderen Mitteln kaum möglich. Zudem schaltet es die Kommunikationskanäle der Terroristen ab. Dass ein offizieller iranischer Diplomat, der Botschafter in Libanon, dann unverkennbar als Hisbollah-Vertreter blossgestellt wird, setzt der Pager-Aktion nochmals die Krone auf.

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