Huawei begrüsst Zulassung zum 5G-Netzausbau in Deutschland
Trotz Sicherheitsbedenken insbesondere der USA will Deutschland das chinesische Unternehmen Huawei beim neuen 5G-Mobilfunknetz nicht ausschliessen. Der unter Druck geratene Netzwerkausrüster hofft auf eine Signalwirkung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der chinesische Telekomriese Huawei steht im Handelskrieg zwischen den USA und China mit dem Rücken zur Wand.
Die Regierung von US-Präsident Doland Trump versucht systematisch, Huawei aus westlichen 5G-Netzen herauszuhalten.
Um so wichtiger für das Unternehmen ist das Signal aus Deutschland, es den USA nicht gleichzutun. Es wunderte daher niemanden, dass Konzernvertreter die neuen deutschen Sicherheitsregeln für den Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes begrüssten.
Der Katalog mit den Sicherheitskritierien schaffe gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Anbieter, sagte ein Sprecher am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Peking. Er reagierte auf den Entwurf, der dem führenden Netzwerkausrüster aus China keine Steine in den Weg legt. «Dieses Vorgehen, das auf Fakten und Standards basiert, hat beispielhafte Bedeutung, um globale Herausforderungen an Cybersicherheit anzugehen», sagte der Huawei-Sprecher.
Huawei steht in den USA wegen Sicherheitsbedenken auf einer schwarzen Liste. Allerdings konnten Vertreter der Vereinigten Staaten bislang keine handfesten Beweise für eine Hintertür in der Hardware aus China vorlegen.
Der Huawei-Sprecher betonte, eine «Politisierung der Cybersicherheit» behindere nur die technologische Entwicklung und den sozialen Fortschritt, ohne Sicherheitsfragen der Länder zu beantworten.
Der chinesische Netzwerkausrüster hat Spionagevorwürfe stets zurückgewiesen und betont, sich an geltende Gesetze zu halten. Mit dem neuen Sicherheitskatalog wird deutlich, dass Deutschland einer Huawei-Teilnahme am 5G-Ausbau nicht generell einen Riegel vorschieben will. «Es ist gut, dass die Tür offen bleibt», zeigte sich ein hoher Huawei-Mitarbeiter erleichtert. Ausser den USA hatte allerdings unlängst auch die EU-Kommission davor gewarnt, bei der Mobilfunk-Infrastruktur Firmen wie Huawei mitmachen zu lassen.
Nach den neuen deutschen Regeln müssen Lieferanten eine Erklärung der Vertrauenswürdigkeit abgeben und zusichern, keine vertraulichen Infos ins Ausland weiterzuleiten. Eine zentrale Rolle spielt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das die genutzten Komponenten überprüft. Ende des Jahres soll das auch in Deutschland umstrittene Regelwerk beschlossen werden.
Obwohl Huawei weltweit massiv unter Druck geraten ist, läuft sein Geschäft weiter gut. In den bisher drei Quartalen dieses Jahres stieg der Umsatz um 24,4 Prozent auf 610,8 Milliarden Yuan (heute umgerechnet 77 Milliarden Euro), wie das Unternehmen mitteilte. Die Entwicklung der 5G-Mobilfunknetze weltweit habe sich beschleunigt. Mehr als 60 Abkommen habe Huawei mit Betreibern weltweit für den Ausbau der Mobilfunknetze auf den schnellen 5G-Standard geschlossen.
Auch das Cloud-Geschäft mit der Speicherung von Daten über das Internet habe sich beschleunigt. In den drei Quartalen seien zudem 26 Prozent mehr Smartphones als im Vorjahreszeitraum verschifft worden. Zahlen allein für das dritte Quartal legte das Unternehmen nicht vor.
Der Handelskrieg zwischen den USA und China beeinträchtigt allerdings nicht nur das Geschäft mit 5G-Infrastruktur, sondern behindert auch das Smartphone-Business. Huawei hatte sich in den vergangenen Jahren auf den zweiten Platz im Smartphone-Markt hinter Samsung vorgearbeitet und dabei auch den iPhone-Hersteller Apple überholt.
Nach den Vorgaben der US-Regierung dürfen neue Modelle wie das Mate 30 Pro nicht mehr mit den Diensten des Internet-Riesen Google ausgeliefert werden, die zumindest für viele Anwender in westlichen Ländern quasi unverzichtbar sind. Hier hofft die Huawei-Konzernspitze auf eine umfassende Einigung zwischen den USA und der Volksrepublik, die auch die Smartphone-Produktion von Huawei umfasst. Das zuletzt erreichte Teilabkommen liess diesen Streitpunkt offen.