Influencerin schwärmt von Reise zu Taliban – Entsetzen
Eine muslimische Bloggerin reist alleine durch Afghanistan. Lächelnd posiert sie mit Taliban-Kämpfern. Ihre Begeisterung ist so gross, dass sie Kritik erntet.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine muslimische Reise-Bloggerin befindet sich momentan alleine in Afghanistan.
- «Ein Traum geht in Erfüllung», schwärmt Geenyada Abdi.
- Die somalisch-amerikanische Doppelbürgerin posiert gar lächelnd mit Taliban-Kämpfern.
- Dafür erntet sie reichlich Kritik.
Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 7000 ausländische Touristen Afghanistan. Die Besuche haben sich im Vergleich zum Jahr 2022 mehr als verdreifacht. Den Touris ist offenbar egal, dass Afghanistan laut dem Global Peace Index als gefährlichstes Land der Welt gilt. Zum sechsten Mal in Folge.
Und das nicht ohne Grund: Die Taliban pflegen seit der erneuten Machtübernahme im August 2021 ein Klima der Angst und des Terrors. Frauen werden systematisch unterdrückt.
Ausländische Besucherinnen können – in Begleitung männlicher Reiseleiter – die meisten Sehenswürdigkeiten und Restaurants betreten.
Erst letzte Woche sorgte ein neues «Tugendgesetz» für weltweite Empörung. Die Regelung nimmt den Frauen de facto auch noch die letzten übrigen Menschenrechte weg. Sie dürfen in der Öffentlichkeit nicht einmal mehr sprechen.
Vor all dem verschliesst die Reise-Bloggerin Geenyada Abdi die Augen. Die gläubige Muslima befindet sich, angereist über Israel, gerade nach eigenen Angaben alleine in Afghanistan. «Ein Traum geht in Erfüllung», lässt die somalisch-amerikanische Doppelbürgerin ihre Instagram-Follower wissen.
Nur positive Worte für das «gefährlichste Land der Welt»
In ihren zahlreichen Social-Media-Posts zeichnet Abdi ein durchweg positives Bild von Afghanistan. «Ich ging durch Kabul und die Leute waren unglaublich freundlich», so die Bloggerin. Die Afghanen seien gastfreundlich und neugierig – notabene nur die Männer.
Denn von Afghaninnen ist bei den Reiseposts (ausser einmal kurz verschleiert im Hintergrund) weit und breit keine Spur. Die Taliban versuchen, Frauen quasi komplett aus dem öffentlichen Leben verschwinden zu lassen. Für Abdi kein Problem: «Obwohl es überall hauptsächlich Männer sind, zeigten sie mir grossen Respekt.»
Ein Foto sticht dabei besonders heraus: Es zeigt die Bloggerin, wie sie lächelnd mit drei Taliban-Kämpfern posiert. Ihre Beschreibung dazu: «Habe mich mit den Taliban getroffen.» Sie sei von den Terroristen «mit Respekt behandelt» worden. Das Foto gefällt Abdi offenbar so gut, dass sie es ganz oben auf ihrem Twitter-Profil angeheftet hat.
Auf ihren kontroversen Post hagelt es Kritik. «Beschämend», schreibt ein User in den Kommentaren. Ein anderer erinnert die Bloggerin daran, dass die Taliban Frauen steinigen. «Mach keine Werbung für Terroristen, die Frauenrechte einschränken», fordern andere in den Kommentaren.
Dr. Farkhondeh Akbari und ihre Familie flohen in den 90er-Jahren vor den Taliban nach England. Gegenüber der BBC kritisiert sie, ihre Heimat werde von «unethischen» Touristen ausgenutzt. Sie selbst könne derweil nicht zurückkehren und ihre weiblichen Verwandten könnten dort nicht frei leben.
Dass nun ausgerechnet Influencer zur PR-Waffe für die Taliban werden, schmerzt Akbari. «Unsere Schmerzen und unser Leid werden beschönigt», sagte Dr. Akbari, «mit diesen vorgetäuschten Sicherheitsvorkehrungen, die die Taliban wollen, übertüncht».
Bloggerin: «Ich bin nicht gegen Frauenrechte»
Abdi kann den ganzen Trubel um das Foto nicht verstehen. «Ich bat um ein Foto und postete es», sagt die Reise-Bloggerin. Nun sei die Empörung gross und ihr werde vorgeworfen, dass sie gegen Frauenrechte sei. «Das ist nicht der Fall», beteuert Abdi.
Mit dem Bild habe sie lediglich zeigen wollen, was sie erlebt habe und wie sie behandelt wurde. «Ich poste so viele schöne Dinge über Afghanistan – bitte verurteilt mich nicht wegen eines Fotos.»