Israel-Krieg: Grossteil der Opfer in Gaza sind Zivilisten
Laut einem israelischen Soziologen waren 61 Prozent der Todesopfer der ersten drei Wochen des Israel-Kriegs Zivilisten. Er warnt vor Rachegelüsten.
Das Wichtigste in Kürze
- 61 Prozent der Todesopfer in den ersten drei Wochen Israel-Krieg waren Zivilisten.
- Ein israelischer Soziologe spricht von «beispiellosem Töten».
- Dies würde der Sicherheit Israels wegen Rachegelüsten schaden.
Über 17'700 Menschen sind im Israel-Krieg im Gazastreifen laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsamt ums Leben gekommen. Darunter seien viele Zivilisten. Die radikalislamische Organisation wirft Tel Aviv im Israel-Krieg immer wieder vor, Zivilisten nicht genügend zu schützen. Tel Aviv wirft der Hamas vor, die Menschen als Schutzschilde zu benutzen.
Vorwürfe am Vorgehen der israelischen Armee gibt es nun auch von Yagil Levy, einem Soziologen der Open University of Israel. Er hat die Todeszahlen der ersten drei Wochen des Israel-Kriegs untersucht. Die israelische Zeitung «Haaretz» publizierte die Studie.
61 Prozent der palästinensischen Todesopfer in dieser Zeitspanne seien Zivilisten gewesen, so der israelische Professor. Bei drei früheren Kampagnen Israels in den Jahren 2021 und 2022 sei der Anteil bei 40 Prozent gewesen. Bei einer Operation im Mai dieses Jahres gar bloss 33 Prozent.
Professor Levy schreibt deshalb von einem «beispiellosen Töten». Mit 61 Prozent getöteten Zivilisten sei der Anteil deutlich über dem weltweiten Durchschnitt aller Konflikte des 20. Jahrhunderts. Dort liege er bei rund 50 Prozent.
Auch das israelisch-palästinensische Magazin «+972 Magazine» macht heftige Vorwürfe. Laut einer Untersuchung hat Israel absichtlich Wohnblocks angegriffen. Das Ziel sei es gewesen, massenhaft Opfer unter der Zivilbevölkerung zu verursachen. Davon soll sich Israel erhofft haben, dass die Menschen sich gegen die Hamas wenden.
Laut Soziologe Levy könnte aber nun genau das Gegenteil passieren: «Die Bewohner des Gazastreifens haben viele Familienangehörige verloren. Sie werden aus den Trümmern ihrer Häuser auftauchen und auf Rache aus sein.» Dagegen könnten keine Sicherheitsvorkehrungen standhalten, so die Prognose.
Seine allgemeine Schlussfolgerung: «Die umfangreiche Tötung von Zivilisten trägt nicht nur nichts zur Sicherheit Israels bei. Sie bildet auch die Grundlage für eine weitere Untergrabung der Sicherheit.»