Israel-Krieg: Hamas sollen zwei US-Geiseln freilassen wollen
Im Israel-Krieg bereitet sich Israel auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor. Spätestens am Samstag sollen erste Hilfslieferungen ankommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Israel-Krieg sind auf beiden Seiten über 1000 Menschen gestorben.
- Im Gazastreifen gehen Grundgüter zur Neige, Hilfslieferungen sollen bald kommen.
- Israel bereitet sich auf eine Bodenoffensive vor.
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober tobt der Israel-Krieg, Raketen fliegen in beide Richtungen. Beide Seiten haben über 1000 Todesopfer zu beklagen. Israel hat über 300'000 Reservisten mobilisiert, die Vorbereitungen für eine Bodenoffensive sind abgeschlossen.
Seit den Attacken blockiert Israel den Zugang zum Gazastreifen, weshalb Wasser, Nahrung und Medikamente knapp werden. Aus Ägypten sollen spätestens am Samstag erste Hilfslieferungen ankommen.
In diesem Ticker werden Sie laufend über die Entwicklungen im Israel-Krieg informiert. Die Geschehnisse von Donnerstag können Sie im Ticker hier nachlesen.
23.02: Israels Regierung hat die Freilassung zweier US-Geiseln bestätigt und ein Foto der beiden Frauen veröffentlicht. Ein Brigadegeneral habe die Mutter und ihre Tochter an der Grenze des Gazastreifens in Empfang genommen.
Anschliessend seien sie zu einer Militärbasis im Zentrum des Landes gebracht worden. Hier sollen sie mit Familienangehörigen wiedervereint werden.
19.52: US-Präsident Joe Biden rechnet nach eigenen Worten damit, dass erste Hilfslieferungen für Gaza in den kommenden ein bis zwei Tagen von Ägypten aus über die Grenze in den abgeriegelten Küstenstreifen gebracht werden können.
«Ich glaube, dass in den nächsten 24 bis 48 Stunden die ersten 20 Lastwagen über die Grenze kommen werden», sagte Biden am Freitag in Washington. Er habe von Israel und Ägypten die Zusage bekommen, dass der bislang geschlossene Grenzübergang Rafah für die Lieferungen offen sein werde. Die Zugangsstrasse sei jedoch in einem schlechten Zustand gewesen und habe asphaltiert werden müssen.
Hamas soll zwei US-Geiseln freilassen
19.20: Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass die Hamas zwei US-Geiseln freigelassen hat. Abu Obaida, ein Sprecher des militärischen Flügels der Hamas, soll demnach gesagt haben: «Aufgrund von Bemühungen Katars hat die Al-Qassam-Brigaden zwei amerikanische Staatsbürger (eine Mutter und ihre Tochter) aus humanitären Gründen freigelassen.»
Two of the hostages, mother and daughter Yehudit Tai and Natali Shoshana Raanan were released by the Hamas terror organization and were transferred to the Israeli border via the Red Cross.
— Israel Foreign Ministry (@IsraelMFA) October 20, 2023
They are on their way to an army base in central Israel were their families are anxiously… pic.twitter.com/S4WZKUlE2h
Eine Erklärung dafür sei, dass Hamas «dem amerikanischen Volk und der Welt» beweisen wolle, dass die «Behauptungen von Biden und seiner faschistischen Regierung falsch und unbegründet» seien. Israel hat die erste Freilassung bestätigt. «Heute Abend (Freitag) wurden Judith Tai Raanan und Natalie Shoshana Raanan aus den Händen der Terrororganisation Hamas entlassen», teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit.
Die Geiseln sollen im Gazastreifen der Hilfsorganisation «International Red Cross» übergeben worden sein. «The Times of Israel» berichtet zudem, dass israelische Beamte gegenüber hebräischsprachigen Medien klarstellten, dass die Entscheidung der Hamas einseitig getroffen wurde. Israel habe keine Gegenleistung angeboten.
16.16: Israels Armee geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die meisten der mehr als 200 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln noch am Leben sind. Das teilte das Militär am Freitag mit. Woher sie die Informationen haben, sagte die Armee nicht.
Offiziellen Angaben zufolge haben Terroristen auf Geheiss der im Gazastreifen herrschenden Hamas nach dem Massaker am 7. Oktober mindestens 203 Menschen aus Israel in den Küstenstreifen verschleppt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder.
15.00: Der Israel-Krieg führt auch noch fast zwei Wochen nach seinem Beginn am 7. Oktober weltweit zu Protesten und Kundgebungen für beide Seiten. Auch die erfahrenen Streikenden um Klima-Aktivistin Greta Thunberg rufen jetzt zum Solidaritätsstreik auf – mit Palästina.
Thunberg teilte ein Bild von sich und drei Mitstreiterinnen mit dem Text: «Woche 270. Heute streiken wir in Solidarität mit Palästina und Gaza. Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und betroffenen Zivilisten fordern.»
Week 270. Today we strike in solidarity with Palestine and Gaza. The world needs to speak up and call for an immediate ceasefire, justice and freedom for Palestinians and all civilians affected.#FreePalestine #IStandWithPalestine #StandWithGaza #FridaysForFuture
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) October 20, 2023
Thread🧵 pic.twitter.com/0hVtya0yWO
Thunbergs Beitrag bekam viel Aufmerksamkeit in den Online-Medien und sorgte in Teilen der deutschen Politik für Empörung. Kritiker monierten insbesondere, dass Thunberg die 1400 Todesopfer des Grossangriffs der islamistischen Hamas nicht gesondert erwähnte.
14.27: Israels Armee hat im Konflikt mit der libanesischen Hibsollah-Miliz rote Linien aufgezeigt.
«Die Hisbollah weiss genau, wo die Grenze liegt. Wenn sie ihre Langstreckenraketen einsetzen oder etwas tun, das sehr, sehr aggressiv ist, wäre das eine Wende.» Das sagte Militärsprecher Richard Hecht im Gespräch mit Journalisten am Freitag. «Momentan ist unser Grundsatz, dass jedes Mal, wenn sie schiessen, wir zurückschiessen.»
Israel-Krieg: Mehr antisemitische Vorfälle in der Schweiz
13.58: Wie die Nachrichtenagentur «AFP» unter Berufung auf die israelische Armee berichtet, ist die Mehrheit der Geiseln am Leben. Zuvor hiess es, dass Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen zu diesem Thema verhört werden sollen.
13.41: Auch in der Schweiz ist es nach der Eskalation im Israel-Krieg vermehrt zu antisemitischen Vorfällen gekommen. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) registrierte 26 Taten – und zeigt sich besorgt über diese Tendenz.
Die jüdische Gemeinschaft in der Schweiz ist wegen der Eskalation im Nahen Osten vermehrt Anfeindungen ausgesetzt. Seit dem 7. Oktober wurden im Schnitt täglich zwei Vorfälle gemeldet, wie SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
Im Jahresvergleich seien die mehr als zwanzig Vorfälle eine starke Häufung für nicht einmal zwei Wochen. Im gesamten Jahr 2022 seien es 57 Fälle gewesen.
12.37: Nach der verheerenden Explosion auf dem Gelände des Al-Ahli-Spitals im Gazastreifen verlangt das UN-Menschenrechtsbüro eine unabhängige internationale Untersuchung.
«Wir tun, was wir können, um zusammenzutragen, was passiert ist», sagte eine Sprecherin am Freitag in Genf. Nötig sei die Untersuchung mit ausländischer Beteiligung.
«Der Angriff auf das Spital war inakzeptabel», sagte sie. Mitarbeiter versuchten, Beweismaterial vor Ort zu sammeln, um den Hergang zu rekonstruieren. Die anhaltenden Bombardierungen und der Treibstoffmangel im Israel-Krieg mache dies aber schwierig.
Israel-Politiker schiesst im Russen-TV gegen Putin
11.45: Im russischen Fernsehen ist es am Donnerstagabend zu einem Eklat gekommen. Ein israelischer Politiker kritisierte Wladimir Putin und Russland wegen deren Rolle im Israel-Krieg in einer Sendung von «Russia Today» scharf. Und er sprach sogar eine offene Drohung aus!
Amir Weitmann von der regierenden Likud-Partei sagte: «Wir beenden diesen Krieg, wir werden ihn gewinnen, weil wir stärker sind. Und danach wird Russland den Preis bezahlen!»
Amir Weitmann, powerful member of Netanyahu’s Likud party in Israel, went live on Russia Today and, oh Boy, tore into Russia’s stance. I was only waiting for him to step through the screen. What an epic statement.
— (((Tendar))) (@Tendar) October 19, 2023
This is exactly what will resonate in Moscow, especially with… pic.twitter.com/1pUN1nuQKZ
Den Grund liefert der ausrastende Weitmann auf Nachfrage des überraschten Moderators nach: «Russland unterstützt die Feinde Israels. Russland unterstützt Nazis, die Völkermord an uns begehen wollen.» Man werde nicht vergessen, was der Kreml getan habe.
Die Drohung richtet sich nicht nur an die Russen selbst. Auch alle anderen, die den «Völkermord an den Juden» unterstützen würden, seien gemeint. Weitmanns Botschaft an sie: «Merkt Euch ganz genau, was ich sage. Ihr werdet bezahlen.»
09.18: Nach den Gefechten zwischen Israels Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz will Israel den nördlichen Grenzort Kiriat Schmona evakuieren. Die Einwohner sollen in staatlich finanzierten Gästehäusern untergebracht werden, wie das israelische Verteidigungsministerium und die Armee am Freitag mitteilten.
Die Stadt hat rund 22'000 Einwohner. Medienberichten zufolge haben viele den Ort aufgrund der anhaltenden Spannungen bereits verlassen.
Laut Medienbericht: Hamas-Kämpfer bei Angriffen auf Drogen
09.12: Aussenministerin Annalena Baerbock hat im Rahmen ihrer Krisendiplomatie im Nahen Osten zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Israel besucht. In Tel Aviv traf die Grünen-Politikerin am Freitag zunächst ihren israelischen Kollegen Eli Cohen zu einem Meinungsaustausch.
Anschliessend war ein Gespräch mit dem Oppositionspolitiker Benny Gantz geplant. Dieser gehört auch dem lagerübergreifend gebildeten Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu an.
09.10: Israelischen Medienberichten zufolge standen die Hamas-Mitglieder beim Angriff auf Israel unter Drogeneinfluss. Wie die «Jerusalem Post» berichtet, sind bei toten Kämpfern Captagon-Pillen gefunden worden.
Captagon ist eine im Nahen Osten weit verbreitete Droge. Sie ist auch unter dem Namen «Kokain der Armen» bekannt.
Die Drogen sollen laut dem Bericht den Hamas-Kämpfern beim Töten geholfen haben. Auswirkungen des Konsums sind Gefühle von Ruhe und Gleichgültigkeit. Zudem steigert sie die Aufmerksamkeit und unterdrückt den Hunger.
Bereits im Jahr 2015 machte Captagon Schlagzeilen. Auch der Islamische Staat (IS) soll das Mittel genutzt haben, um Terroranschläge auszuüben.
Minister will im Israel-Krieg «totale Auslöschung der Hamas»
08.18: Die israelische Luftwaffe hat ihr Bombardement von Stellungen der islamistischen Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Kampfflugzeuge griffen in der Nacht mehr als 100 Stellungen an. Sie töteten auch ein am Terror vor knapp zwei Wochen in Israel beteiligtes Hamas-Mitglied, teilte Israels Armee am Freitagmorgen mit.
Unter anderem seien ein Tunnel, Waffenlager sowie Dutzende von Kommandozentren bombardiert worden, hiess es. Der Getötete habe der Hamas-Marine angehört und sich an dem Massaker vom 7. Oktober an mehr als 1400 Menschen in grenznahen Orten beteiligt.
05.15: Die Befürchtungen, dass Israel in Kürze eine Bodenoffensive im Gazastreifen starten wird, wachsen. Verteidigungsminister Yoaw Gallant besuchte Truppen in der Nähe des Gebiets und stimmte sie laut Medienberichten auf den Angriff ein.
Israeli Defence Minister Yoav Gallant: “Gaza won’t return to what it was before. We will eliminate everything.” pic.twitter.com/aI6Y0o1YuP
— Hammam Farah (@hammam__farah) October 13, 2023
Es gebe keine Vergebung, nur die «totale Auslöschung der Hamas», sagte er seinen Soldaten. Es könne eine Woche, einen Monat oder zwei Monate dauern, doch am Ende werde die Organisation zerstört sein. Die Soldaten sollen sich organisieren und bereit sein, bald würden sie Gaza von innen sehen.
Ein Armeesprecher sagte zuvor gegenüber israelischen Medien, die Vorbereitungen seien abgeschlossen. Der Zeitpunkt des Beginns unterliege der Geheimhaltung. Er betont auch, dass es eine «Herzensangelegenheit» sei, unschuldige Leben zu verschonen.
Israel-Krieg: Human Rights Watch wirft USA Doppelmoral vor
05.01: Human Rights Watch den USA und anderen westlichen Staaten «Heuchelei und Doppelmoral» vor. Die Reaktion auf das Vorgehen Israels im Gazastreifen im Israel-Krieg sei gedämpft ausgefallen.
Die Menschenrechtsorganisation fragt, wo «die klare Verurteilung der grausamen Verschärfung der seit 16 Jahren bestehenden Abriegelung des Gazastreifens» bleibe. Diese komme «einer kollektiven Bestrafung, einem Kriegsverbrechen», gleich.
Dies verschärfte Abriegelung der Küstenenklave komme «einer kollektiven Bestrafung, einem Kriegsverbrechen», gleich. Tom Porteous, stellvertretender HRW-Programmdirektor, vermisste zudem Empörung über die Äusserungen führender israelischer Politiker. Diese versuchten, «die so wichtige Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern in Gaza zu verwischen».