Kurdenmiliz setzt Kampf gegen IS nach türkischem Angriff aus
Nicht nur in der syrischen Provinz Idlib ist die Lage fragil. Die Türkei greift erneut kurdische Truppen in Syrien an. Das beunruhigt die USA.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kurdenmiliz YPG ist ein wichtiger Partner der USA gegen den Islamischen Staat.
- Die YPG mussten wegen Angriffen der Türkei ihren Kampf gegen den IS vorerst aussetzen.
Die von Kurdenmilizen geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) haben ihren Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien vorerst ausgesetzt. Grund seien die neuerlichen Angriffe aus der Türkei, hiess es in einer Mitteilung. Die Fortsetzung der Angriffe werde auch den Kampf gegen den IS zu einer längeren Pause bringen.
Zuvor hatte die türkische Armee zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Stellungen der Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beschossen. Die Region Kobane sei getroffen worden, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch. Dabei seien vier YPG-Kämpfer getötet und sechs weitere verletzt worden. Die YPG bestätigte den Artilleriebeschuss aus der Türkei, nannte jedoch keine Opferzahlen.
Bereits am Sonntag hatte die türkische Armee YPG-Stellungen in der Region beschossen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte dann am Dienstag mit einer neuen Offensive auf das von der YPG kontrollierte Gebiet östlich des Flusses Euphrat.
Wichtige Verbündete der USA
Die YPG ist der syrische Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die Türkei betrachtet beide gleichermassen als Terrororganisationen. In der EU und den USA steht jedoch nur die PKK auf der Terrorliste. Die YPG dagegen ist ein wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Sie war massgeblich an der Befreiung der IS-Hochburgen Al-Rakka und Dair as-Saur beteiligt.
Der türkische Armee teilte heute Donnerstag mit, sie habe gemeinsame Patrouillen mit den USA in der nordsyrischen Region Manbidsch begonnen. Bislang hatten türkische und amerikanische Soldaten unabhängig voneinander patrouilliert
Die gemeinsamen Militäreinsätze in Manbidsch waren im Juni vereinbart worden. Sie sollen unter anderem helfen, Spannungen zwischen der Türkei und den USA zu reduzieren sowie Kämpfe verschiedener Aufständischengruppen in der Gegend zu verhindern. Die YPG hatte Manbidsch im August 2016 von der Terrormiliz IS befreit. Im Juni hatte die YPG-Führung mitgeteilt, dass sie die Ausbildung lokaler Kräfte abgeschlossen und «Militärberater» aus Manbidsch abgezogen habe.
IS auf dem Vormarsch
Der IS musste sich nach den militärischen Niederlagen in das Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak zurückziehen und kontrolliert nur noch kleinere Gebiete. Zuletzt gelang den Islamisten mit überraschenden Angriffen aber wieder die Rückeroberung einiger Ortschaften östlich des Flusses Euphrat.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums zeigte sich angesichts der Kämpfe besorgt. Man spreche mit allen Parteien, «um eine Eskalation zu verhindern und sich wieder auf die wichtigste Aufgabe zu besinnen: ISIS zu besiegen», sagte Sean Robertson dem Nachrichtensender CNN. Der Kampf gegen die Islamisten sei noch nicht vorbei und bleibe weiterhin schwierig.