Über 70'000 Menschen suchen Schutz in Afghanistan. Die Mehrheit stammt aus den Nachbarländern Iran und Pakistan.
anhörung us senat
Die Hauptstadt Kabul wird nicht mehr von der Regierung in Afghanistan kontrolliert. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 72'000 Menschen leben in Afghanistan als Asylbewerber oder anerkannte Flüchtlinge.
  • Das teilt das Flüchtlingsnetzwerk UNHCR mit.
  • Viele von ihnen leben auch sechs Jahre nach der Flucht noch in Zelten.
Ad

Ungeachtet anhaltender Gewalt im kriegszerrissenen Afghanistan leben Zehntausende Menschen als Schutzsuchende in dem Land. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Sonntag auf Anfrage mitteilte, sind mehr als 72'000 Menschen in Afghanistan als Asylbewerber oder anerkannte Flüchtlinge registriert.

Der absolute Grossteil davon lebt laut UN-Angaben in den östlichen Provinzen Paktika und Chost.

UNHCR behandelt Gesuche

Sie flohen 2014 vor Kämpfen in Pakistan, als das Militär dort begann, Extremisten aus Nord-Waziristan zu vertreiben. Lokalen Behördenvertretern zufolge leben sie in grosser Armut, auch nach sechs Jahren würden die allermeisten weiter in Zelten hausen.

Die Arbeitslosigkeit unter ihnen sei extrem hoch, sie seien maximal Tagelöhner. Die Unterstützung von der Regierung oder anderen Hilfsorganisationen sei minimal.

Flüchtlinge
Afghanische Flüchtlinge gehen durch eine Flüchtlingsunterkunft in Pakistan, um sauberes Wasser zu holen. - dpa

Neben dieser grossen Gruppe seien weitere 420 Personen aus neun Ländern als Asylbewerber und Flüchtlinge registriert. UNHCR-Sprecher Mohammad Nader Farhad zufolge wählten die Schutzsuchenden Afghanistan aufgrund seiner geografischen Nähe, der Einreisemöglichkeiten, wegen bestehender familiärer Beziehungen oder anderen vorhandenen Unterstützungsnetzwerken als Zufluchtsort.

Menschen jeglichen Alters, verschiedener Religionen und mit unterschiedlichen Bildungsstatus würden Asylanträge aufgrund von Verfolgung oder Gewalt stellen.

Die Anträge werden in Afghanistan auf Bitte der afghanischen Regierung und wegen mangelnder rechtlicher Bestimmungen vom UNHCR direkt behandelt.

Verschiedene Fluchtgründe

Ein anerkannter Flüchtling aus dem Iran sagte: Er sei aus seinem Heimatland geflohen, weil er Atheist sei und nach Demonstrationen gegen die Regierung mehrmals verhaftet worden sei.

Afghanistan habe er gewählt, weil er einfach in das Land einreisen konnte. Und er nicht genug Geld hatte für eine Flucht in ein anderes Land. Er hoffe auf eine baldige Übersiedlung in ein anderes Land.

afghanistan
Afghanische Flüchtlinge in der Provinz Helmand. - AFP

Zafar Abbas, ein Flüchtling aus Pakistan erklärte: Er habe seine Heimatstadt Quetta verlassen, da er als Schiit über Jahre Drohungen von extremistischen sunnitischen Gruppen ausgesetzt gewesen sei. Seit sechs Jahren lebe er nun unter miserablen Bedingungen mit seinen fünf Kindern in Kabul. Auch er hoffe, Afghanistan bald zu verlassen.

Immer wieder gibt es auch Berichte, dass Menschen aus den Nachbarländern nach Afghanistan fliehen, um dort vor Strafverfolgung in ihren Heimatländern unterzutauchen. Oder mit ihren selbst gewählten Ehepartnern zu leben.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AsylbewerberGewaltArmutArbeitslosigkeitRegierungUNHCR