Nach Anschlag: Afghanistan wartet auf Beginn der Friedensgespräche
Das Wichtigste in Kürze
- Afghanistan und die Taliban suchen nach einem Termin für Friedensgespräche.
- Die Taliban fordern unbedingt, dass 400 inhaftierte Mitglieder freigelassen werden.
- Die afghanische Regierung ist dieser Forderung nachgegangen.
Knapp eine Woche nach der grossen Ratsversammlung in Afghanistan ist immer noch kein Termin für Friedensgespräche der Regierung mit den Taliban bekannt. Unter anderem ein Anschlag auf eine Delegierte der Friedensgespräche brachte neue Unsicherheit.
Rund 3400 Delegierte hatten am vergangenen Sonntag in einer Abschlusserklärung der umstrittenen Freilassung von 400 als besonders gefährlich eingestuften Talibankämpfern zugestimmt. Dies war die wichtigste Vorbedingung der militanten Gruppe für den Beginn der Friedensverhandlungen.
Zwar wurden nach einem Präsidentenerlass laut nationalem Sicherheitsrat bereits 80 der Taliban freigelassen. Wann die restlichen Inhaftierten auf freien Fuss gesetzt werden, blieb am Samstag unklar. Es gebe keine Neuigkeiten, sagte ein Sprecher des Sicherheitsrats am Samstag. Unter den 400 Inhaftierten sollen auch mutmassliche Drahtzieher von Anschlägen wie dem auf die Deutsche Botschaft im Jahr 2017 sein.
Auftakt der Verhandlungen in Katar
Das 21-köpfige Verhandlungsteam der afghanischen Regierung bereitete am Wochenende die Reise nach Katar vor, wo der Auftakt der Verhandlungen erfolgen soll. Mitte nächster Woche wolle man nach Doha fliegen, hiess es aus dem Team. Der Termin könne sich aber noch verschieben, sagten zwei Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur.
Am Freitag wurde die afghanische Frauenrechtlerin Fausia Kufi bei einem Mordanschlag auf sie verletzt. Kufi ist eine von vier Frauen der Kabuler Delegation für die geplanten Friedensgespräche mit den Taliban. Sie sei bei dem Attentat am Freitag am Arm verwundet worden, heisst es auf ihrer offiziellen Facebookseite. Der Anschlag geschah auf einer Schnellstrasse nördlich der Hauptstadt Kabul.
Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die Taliban bestritten umgehend, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Präsident Ghani verurteilte die Tat aufs Schärfste, wie Regierungssprecher Sedik Sedikki am Samstag auf Twitter mitteilte.
Anschläge sollen einschüchtern
Bereits in den vergangenen Monaten hatte es gezielte Anschläge auf Menschenrechtler, Aktivisten und Religionsvertreter gegeben. Experten sehen dahinter den Versuch, Afghanistans Zivilgesellschaft vor den Friedensgesprächen einzuschüchtern und zu schwächen.
Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) ein Abkommen unterzeichnet, das einen Abzug der internationalen Truppen vorsieht. Im Gegenzug sollen die Taliban garantieren, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr ausgeht. Das Abkommen verpflichtet die Taliban auch zu innerafghanischen Friedensgesprächen; dafür war ein Gefangenenaustausch zur Vertrauensbildung vereinbart worden.