Nahostkonflikt: Hamas lebt «im Luxus» und unterdrückt eigenes Volk
Die radikalislamische Hamas bringt in Israel Tod und Zerstörung. Zwei Schweizer vor Ort erzählen, wie sie den Nahostkonflikt und die Gruppierung erleben.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem Überraschungsangriff hat sich der Konflikt am Gazastreifen erneut zugespitzt.
- Die Hamas hat Hunderte Menschen getötet und zahlreiche Israeli verschleppt.
- Laut Schweizern vor Ort unterdrückt die radikalislamische Gruppe ihr eigenes Volk.
Der Nahostkonflikt hat sich am Wochenende erneut zugespitzt: Nach dem Überraschungsangriff der Hamas ist die Wut in Israel gross. Das spüren auch die beiden Schweizer Erich Bloch und Ralph Steigrad vor Ort.
Steigrad lebt seit 2016 in der israelischen Stadt Netanya. Aktuell ist er in der Sicherheitsgruppe für die Evakuierung und Rückführung von Schweizerinnen und Schweizern aus Israel aktiv. Sie arbeitet laut der Schweizer Botschaft vor Ort eng mit dem Konsulat zusammen.
Steigrad sagt: Die radikalislamische Gruppierung tötet nicht nur Israeli, sondern unterwirft ihr eigenes Volk. «In Gaza werden die Palästinenser von rund 25'000 Hamas unterdrückt. Die Gruppe scheut nicht davor zurück, palästinensische Kinder und Alte zu erschiessen», sagt er zu Nau.ch.
«Das trifft zu», bestätigt Nahost-Experte Hans-Lukas Kieser auf Anfrage: «Gaza wird von der Hamas diktatorisch regiert.»
Hamas schwelgen während Nahostkonflikt «in Luxus-Villen»
«So etwas Unmenschliches habe ich noch nie gesehen. Was ist das für eine Armee, die sich angeblich für Palästina einsetzt und gleichzeitig palästinensische Frauen vergewaltigt?» Für ihn seien das keine Menschen mehr.
Auch für Bloch, der wie Steigrad mit dem Konsulat zusammenarbeitet, ist klar, dass die Hamas im Nahostkonflikt der Feind ist. Er lebt seit 20 Jahren in Israel und identifiziert sich stark mit dem Land: «Wir führen keinen Krieg gegen die Palästinenser.»
Man bekämpfe «die grausame, korrupte Clique, die in Gaza herrscht. Sie lebt in Saus in Braus und hält die Bevölkerung in Geiselhaft. Sie hat den Krieg verursacht», ist er überzeugt. «Das Finale wird auf Kosten der ärmsten in Gaza ausgetragen, während die Hamas weiterhin in ihren Luxus-Villen schwelgen.»
Nahost-Experte Kieser sagt: «Das stimmt teilweise, wenn auch überzeichnet.» Bloch blende in seiner Aussage aber den bestimmenden Hintergrund des Kriegs aus: Die Tatsache, dass die Palästinenser und Palästinenserinnen einen eigenen Staat fordern, der Teile Israels umfasst. Und dass die Israeli dagegen die Anerkennung des Staates Israel fordern.
«Alles auch nur Menschen»
Steigrad betont, dass seine Kritik nur auf die Hamas bezogen sei – nicht aber auf das palästinensische Volk. «Jeder hier kennt einen Palästinenser. Vor Jahren engagierten wir uns für palästinensische Kinder mit Krebs, die man an der Grenze abholte und in Spitäler brachte.»
Dabei habe er in die Familien hineingesehen. «Das sind alles auch nur Menschen, die Sorgen haben und überleben wollen», sagt er.
Israel habe bisher immer versucht, nicht das dichtbesiedelte Gebiet von Gaza anzugreifen, um zivile Opfer zu vermeiden, so Steigrad. «Nun spüre ich einen riesigen Druck von der Bevölkerung. Was es auch kostet: Die Hamas müssen aus dem Gaza raus.»
Nahost-Experte Kieser gibt zu bedenken: «Die Opferzahlen durch israelische Bombardierungen waren auch vor dem Überraschungsangriff am Samstag hoch. Immerhin hat die Armee damals mit SMS die Bewohnenden vorgewarnt.» Das scheine im Nahostkonflikt nun nicht mehr zu passieren.