Sudan: Auch zum Ramadan-Ende keine Feuerpause in Sicht
Seit einer Woche toben Kämpfe im Sudan. Auch deutsche Bürger sind noch im Land. Die Bundeswehr bereitet einen neuen Anlauf für ihre Evakuierung vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch eine Woche nach Ausbruch der Kämpfe zwischen den rivalisierenden Militärblöcken im Sudan ist keine Lösung für den Konflikt in Sicht.
Trotz der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans liessen die Konfliktparteien auch gestern ihre Waffen nicht ruhen. Dabei hatten beide Seiten beteuert, eine Waffenruhe respektieren zu wollen. Deutschland und andere Länder berieten derweil über Evakuierungsoptionen für die Bürger ihrer Länder. Zwei spanische Flugzeurge sollen Medienberichten zufolge Europäer und Lateinamerikaner aus dem Krisenland evakuieren.
Seit vergangenem Samstag kämpft die Armee des Landes gegen die einst verbündete paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF) um die Macht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verloren seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen ihr Leben, mehr als 3500 wurden verletzt. Augenzeugen berichteten auf Twitter auch gestern Abend von Explosionen und Schüssen in der Hauptstadt Khartum.
Lage schon lange angespannt
Im seit Jahren politisch instabilen Suden im Nordosten Afrikas kämpft De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der Oberbefehlshaber der Armee ist, mit seinen Truppen gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen Rapid Support Forces (RSF), und dessen Einheiten um die Vorherrschaft. Die beiden Männer führten das gold- und ölreiche Land mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup 2019 und einem weiteren 2021.
Derweil traf die Bundeswehr Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte. Details zu Umfang, Personal und Material möglicher Evakuierungskräfte der Bundeswehr wurden nicht genannt. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne grösseren Einsatz von Soldaten, abgebrochen worden. Der Flughafen in der Hauptstadt steht seit Beginn des Konflikts im Zentrum der Kampfhandlungen. Diplomaten bemühen sich um eine belastbare Feuerpause für die Evakuierung.
Internationale Besorgnis
Spanien schickte Medienberichten zufolge zwei Transportmaschinen der Luftwaffe für die Evakuierung seiner Staatsbürger und einiger anderer Europäer und Lateinamerikaner nach Afrika. Einer der beiden Militärtransporter von Typ A400M sei bereits in Dschibuti am Horn von Afrika gelandet, berichteten gestern der staatliche TV-Sender RTVE und andere spanische Medien. Eine dritte Maschine desselben Typs sei in Spanien in Bereitschaft. Jedes der Militärflugzeuge könne mehr als 100 Menschen transportieren. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Dschibuti liegt knapp 1200 Kilometer südöstlich von Khartum.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte gestern auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz, es gebe angesichts der weiterhin unklaren Sicherheitslage zunächst noch keine Entscheidung über eine mögliche Evakuierung von US-Diplomaten. Streitkräfte seien in die Region verlegt worden, um sicherzustellen, dass die USA im Falle einer Anordnung «so viele Optionen wie möglich» hätten. Das Pentagon verfolge die Lage weiterhin sehr genau und stimme sich mit dem US-Aussenministerium ab.
Trotz der verheerenden Lage im Land sprach der UN-Sonderbeauftragte im Sudan, Volker Perthes, den Sudanesen zum islamischen Fest des Fastenbrechens Mut zu. Er hoffe, dass das Land die Krise überwinden werde, teilte Perthes gestern mit. Der Diplomat ist seit 2021 Leiter einer UN-Mission, die den Sudan beim politischen Übergang zu einer Demokratie unterstützen soll.