Syrien: Rebellen finden Assad-Todesbuch mit 29'000 Namen
In Syrien kommen immer mehr Gräueltaten des Assad-Regimes ans Licht. Nun wurde ein Buch gefunden, 29'000 Personen sind aufgelistet. Alle wurden hingerichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag wurde der syrische Machthaber Baschar al-Assad gestürzt.
- Seither kommen Details zu seinen Gräueltaten ans Licht. Vor allem im Gefängnis Saidnaja.
- Jetzt wurde ein Todesbuch entdeckt. Darin stehen die Namen von 29'000 Hingerichteten.
Am Sonntag stürzten von HTS angeführte islamistische Rebellen in Syrien Machthaber Baschar al-Assad, er floh ins Ausland. Nun werden immer mehr Gräueltaten seines Regimes bekannt. Im Zentrum: der als «Schlachthaus» bekannte Folter-Knast Saidnaja nahe der Hauptstadt Damaskus.
20'000 bis 50'000 Häftlinge konnten seit dem Sturz Assads befreit werden. Insgesamt habe das Gefängnis wohl bis zu 150'000 Menschen beherbergt.
Noch immer werden viele der ehemaligen Insassen vermisst, Verwandte suchen im leeren Saidnaja-Gefängnis nach Informationen zu ihren Angehörigen.
Rebellen finden «Todesbuch»
Jetzt sind die Rebellen laut der britischen «Sun» auf ein Buch gestossen, in dem die Saidnaja-Hinrichtungen aufgeführt sind. Fast 30'000 Namen stehen in diesem Schriftstück. Das zeigen Aufnahmen auf dem Kurznachrichtendienst X.
Doch nicht nur die Hingerichteten stehen in dem Buch. Auch die Art der Hinrichtung ist aufgeführt.
In dem auf X kursierenden Clip ist zu hören, wie der Finder des Dokuments mahnt, keinerlei Dokumente zu zerstören. Man solle sie sammeln und erhalten, denn: «Das Regime hat die Kameras zerstört und die Festplatten vernichtet, damit diese Verbrechen nicht aufgedeckt werden.»
Familien der Toten sollen benachrichtigt werden
Er wolle die Familie von jeder im Buch aufgeführten Person ausfindig machen, so der Finder. Dies, um ihnen Gewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen geben zu können.
Im Saidnaja-Gefängnis wurden nicht nur Dokumente gesichtet, die Gräueltaten ans Licht bringen. In Teilen des Gefängnisses wurden riesige Stapel von Kleidern und Schuhen gefunden.
Offenbar gehörten sie inhaftierten Personen, die innerhalb der Gefängnismauern getötet wurden oder zu Tode kamen. Auch gefolterte Leichen und grausame Folter-Werkzeuge wurden in Saidnaja entdeckt, wie die «Sun» berichtet.
Grauen in Saidnaja war – teilweise – bekannt
Bereits 2014 sprach der Jurist und frühere UN-Chefankläger David Crane über die erschreckenden Zustände in Saidnaja. Ihm lagen damals Folterbilder vor, aufgrund derer er von «Tötungen auf industriellem Massstab» sprach. Frane verglich sie mit den Tötungen zur Zeit der Nazi-Herrschaft.
Der Organisation Amnesty International zufolge gab es in Saidnaja einen Raum mit 30 Schlingen, um Häftlinge zu erhängen. Nach Angaben der US-Regierung war zudem ein Krematorium neben dem Hauptgebäude des Gefängnisses, um Leichen zu verbrennen. Auch Weisshelm-Leiter Raid al-Saleh sagt, er und sein Team hätten Leichen in Öfen entdeckt.