Taliban zwingen Süchtige in überfüllten Spitälern zum Entzug
Die Taliban versuchen das Opium im Land unter Kontrolle zu bekommen. Abhängige werden zum kalten Entzug eingesperrt. Essen und medizinische Hilfe gibt es kaum.
Das Wichtigste in Kürze
- Afghanistan ist der weltweit grösste Produzent von Opium und Heroin.
- Die Taliban versuchen, die Drogenprobleme der eigenen Bevölkerung in den Griff zu kriegen.
- Sie sperren Drogensüchtige drei Monate in alten Spitälern ein, ohne Essen oder Betten.
In Afghanistan werden rund 80 Prozent des weltweit konsumierten Opiums und Heroins produziert. Die Taliban profitieren dabei zwar kräftig mit, haben aber bei ihrer Machtübernahme gleichzeitig angekündigt, dem Drogenproblem unter den eigenen Leuten Herr zu werden.
Diese Drogenpolitik sieht dann so aus: Taliban-Kämpfer sammeln Drogensüchtige auf der Strasse ein und sperren sie für drei Monate in alte Spitäler ein. Dort gibt es kaum zu Essen und dreimal so viele Menschen wie Betten. Tausende werden unter schlimmsten Bedingungen so gleichzeitig zum kalten Entzug gezwungen.
Katzen und Kannibalismus
Ein Journalist von «Denmark Radio» besuchte jüngst ein solches «Rehabilitationszentrum». Der Bericht ist schockierend. Das Elend und der Hunger seien so gross, dass die Drogensüchtigen Gras oder Tiere wie Ratten oder Katzen essen, um etwas im Magen zu haben. Sie teilen sich Decken und ein Grossteil muss auf dem Boden schlafen.
Es soll sogar Fälle von Kannibalismus gegeben haben. Ein Patient erzählte dem Journalisten: «Sie haben einen Mann getötet und ein Feuer gemacht. Sie nahmen seine Innereien heraus und haben sie gegessen.»
Ein anderer erzählt, dass es normal sei, mehrere Tage nichts zu essen und Hunger zu leiden. «Ich sah gestern ein paar draussen im Park Katzen essen. Einer schnitt ihr den Kopf ab und verspeiste diesen».
Die Taliban dementieren derweil die schlimmen Zustände. «Diese Drogensüchtigen sind krank und wissen nicht, was sie erzählen», sagt Hasibullah Ahmadi, der Chef der Anti-Drogenbehörde, zu den Berichten.
Kein Geld, keine Hilfe
Solche Geschichten stehen stellvertretend für das grosse Versorgungsproblem, das die Taliban derzeit plagt. Rund die Hälfte der Bevölkerung in Afghanistan wäre auf Essens-Hilfslieferungen angewiesen, schätzen Hilfsorganisationen. Doch weil man die Islamisten nicht mitfinanzieren will, ist es für den Westen schwierig, Geld oder Rationen ins Land zu bringen.
Das Land schlittert so immer weiter in die Krise. Unterernährung und damit verbundene Krankheiten hätten sich in den letzten Monaten verdoppelt oder gar verdreifacht, sagte ein Arzt der Hilfsorganisation Save the Children gegenüber der «Dailymail».
UN-Sekretär Antonio Guterres sagte diese Woche vor Sicherheitsrat, die humanitäre Lage in Afghanistan hänge «am seidenen Faden». Er drängte den Westen dazu, die gegen die Taliban verhängten Sanktionen aufzuheben, um der Bevölkerung Hilfe zu ermöglichen. Insbesondere die eingefrorenen Reserven der afghanischen Zentralbank sollen freigegeben werden.