Tansanische Menschenrechtsaktivistin in Nairobi entführt
Menschenrechtsaktivistin Maria Sarungi Tsehai wurde in Nairobi entführt und später freigelassen.
In Kenia ist ein weiterer Fall einer mutmasslich politisch motivierten Entführung bekannt geworden. Die tansanische Menschenrechtsaktivistin Maria Sarungi Tsehai wurde in Nairobi nach eigenen Angaben von Unbekannten verschleppt. Nach mehreren Stunden aber wieder freigelassen.
Tsehai berichtete bei einer Pressekonferenz über den Vorfall am Sonntag. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International und der kenianischen Anwaltsvereinigung forderten Aufklärung und eine unabhängige Untersuchungskommission.
Tsehai ist Kritikerin der tansanischen Präsidentin Samia Suluhu Hassan und hat ihren Wohnsitz mittlerweile in Kenia. Sie vermutet, dass sie in ihre Heimat oder die Grenzregion verschleppt werden sollte.
Verschleppungsversuch nach Friseurbesuch
Männer hätten sie nach einem Friseurbesuch in einen bereitstehenden Wagen gezerrt, sie gefesselt und versucht, den Pin-Code ihres Telefons zu erfahren. «Ich bin überzeugt, dass eines ihrer Ziele war, an meine Kontakte und sozialen Medien zu kommen», sagte Tsehai auf einer Pressekonferenz.
Sie glaube, dass Berichte über die Entführung, die sich schnell in den sozialen Medien verbreiteten, zu ihrer Freilassung am Sonntagabend beigetragen hätten.
In Tansania sollen in diesem Jahr Parlaments- und Präsidentenwahlen stattfinden. Im vergangenen Jahr kam es in dem ostafrikanischen Land wiederholt zu Angriffen auf Oppositionelle und deren Verhaftungen.
Kritik an tansanischer Präsidentin
Die derzeitige Präsidentin Hassan galt zunächst als Reformerin. Inzwischen werfen ihr Kritiker zunehmenden Demokratie-Abbau vor. Entführungen von Aktivisten sind auch in Kenia ein aktuelles Thema.
Die kenianische Menschenrechtskommission geht davon aus, dass seit Beginn der Demonstrationen gegen die Regierung von Präsident William Ruto im vergangenen Juni mehr als 80 Menschen entführt wurden. Einige tauchten nach wenigen Stunden oder Tagen wieder auf, andere werden bis heute vermisst.
Roland Ebole vom kenianischen Büro von Amnesty International sprach sich für eine unabhängige Untersuchungskommission aus, die die Fälle der Verschwundenen prüfen soll.