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UN-Bericht: Syriens Regierung hat gezielt Kliniken angegriffen

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Genève,

Die Vereinten Nationen werfen der syrischen Regierung im Bürgerkrieg gezielte Angriffe auf Krankenhäuser vor. Das geht aus einem neuen Bericht hervor.

Syrien
Bei Luftangriffen zerstörtes Haus im syrischen Mahambel. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Syriens Regierung soll gezielt zivile Krankenhäuser angegriffen haben.
  • Das werfen die Vereinten Nationen den Truppen in einem neuen Bericht vor.
  • Allerdings handeln auch die Rebellen ohne Rücksicht auf Zivilisten, heisst es.

Seit mehr als neun Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg. Letztes grosses Gebiet unter Kontrolle von Rebellen ist die Provinz Idlib. Dort machen sich beide Seiten Kriegsverbrechen schuldig.

Syriens Regierungstruppen haben UN-Ermittlern zufolge systematisch Dutzende Kliniken, Schulen und Märkte angegriffen. Dies im Rebellengebiet um die Stadt Idlib im Nordwesten des Landes.

Rebellen werden ebenfalls Kriegsverbrechen vorgeworfen

Die Ziele seien aus der Luft und vom Boden bombardiert worden. Das heisst es in einem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates. Dabei hätten die Regierungstruppen auch Streumunition eingesetzt. Derartige Angriffe ohne Rücksicht auf Zivilisten kämen Kriegsverbrechen gleich, schreiben die Ermittler.

Der militant islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) wirft der Bericht willkürlichen Beschuss von Regierungsgebieten vor. Dabei seien mehr als 200 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Terroristen hätten zudem geplündert und Zivilisten festgenommen, gefoltert und getötet. Auch diese Taten kämen Kriegsverbrechen gleich.

Syrien
Ein Demonstrant schwenkt eine syrische Fahne und hält ein Gewehr hoch bei einem Protest gegen die Offensive der syrischen Regierung in der Provinz Idlib. - Keystone

Die Region um die Stadt Idlib ist das letzte grosse Rebellengebiet des Bürgerkriegslandes. Dominiert wird es von der HTS-Miliz. Syriens Regierung und Russland hatten 2019 eine Offensive begonnen und ihre Angriffe im Dezember verstärkt.

Seit einer von Russland und der Türkei vereinbarten Waffenruhe hat sich die Lage seit Anfang März beruhigt. Ankara unterstützt in dem Konflikt die Rebellen.

Russland soll gezielt Krankenhäuser angreifen

Die untersuchten Vorfälle legten nahe, dass Angriffe auf Kliniken zur Kriegsstrategie der Regierung gehörten, heisst es in dem Bericht weiter. Zeugen berichteten demnach auch von Angriffen auf Märkte, in deren Nähe es keinerlei militärische Ziele gegeben habe. In einem Fall machen die Ermittler auch Russland für Luftangriffe in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses in der Stadt Ariha verantwortlich. Dabei seien Ende Januar mindestens 14 Zivilisten gestorben, darunter ein Arzt.

wladimir wladimirowitsch putin
Der russische Präsident Wladimir Putin und der syrische Machthaber Baschar al-Assad bei einem Treffen in Sotschi. - dpa

Syrische Aktivisten und Hilfsorganisationen werfen der Regierung und Russland seit langem gezielte Angriffe auf Krankenhäuser und andere lebenswichtige Infrastruktur vor. Im April war bereits eine von UN-Generalsekretär António Guterres eingesetzte andere Untersuchungskommission zu dem Schluss gekommen: Die Regierung und ihre Verbündeten seien sehr wahrscheinlich für Angriffe auf wichtige zivile Einrichtungen in Rebellengebieten verantwortlich.

Flüchtlingswelle als Folge der Angriffe

Der neue Bericht deckt den Zeitraum zwischen November 2019 und Juni 2020 ab. Er zählte Dutzende Angriffe auf Krankenhäuser, Schulen, Märkte und Wohngebiete. Diese hätten zur Massenflucht von fast einer Millionen Menschen geführt.

Syrien Libanon
Syrisches Kind in Flüchtlingslager im Libanon. - AFP

Die Fluchtwelle sei «vorhersehbare Folge von umfassenden rechtswidrigen Angriffen der Pro-Regierungskräfte» gewesen. Ganze Familien seien sogar auf der Flucht bombardiert worden, sagte der Leiter der Kommission, Paulo Pinheiro.

Seit Ausbruch des Syrien-Konflikts im März 2011 sind Schätzungen zufolge mindestens 500'000 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierungsanhänger kontrollieren mittlerweile wieder rund zwei Drittel des Landes, darunter die grossen Städte. Das Land leidet aber seit Monaten unter einer schweren Wirtschaftskrise. Der Regierung fehlt zudem das Geld, um zerstörte Gebiete wiederaufzubauen.

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