Von Taliban? Zwei afghanische Journalistinnen in Kabul verschleppt
In Kabul wurden zwei Journalisten von bewaffneten Männern abgeführt. Nun gelten sie als vermisst. Die Taliban bestreiten eine Einmischung.
Das Wichtigste in Kürze
- In Afghanistan sind zwei Reporter des beliebten privaten TV-Senders Ariana verschwunden.
- Zuvor wurden die beiden Journalisten von bewaffneten Männern in Uniform mitgenommen.
- Die Taliban bestreiten jegliche Einmischung bei der Entführung.
In Afghanistan sind zwei Reporter verschwunden, die zuvor von bewaffneten Männern abgeführt worden waren. Seit Montagabend werden Waris Hasrat und Aslam Hidschab vermisst.
Beide arbeiten beim beliebten afghanischen TV-Sender Ariana. Aufzeichnungen der Sicherheitskameras zufolge hätten bewaffnete Männer in Uniform die beiden direkt vor dem Tor des Fernsehsenders mitgenommen.
Taliban bestreiten Einmischung
Ein Mitarbeiter geht davon aus, dass die bewaffneten Männer Teil der regierenden militant-islamistischen Taliban sind. Auch der Bruder von Hasrat sagte in einem Interview, dass Hasrat vom Geheimdienst der Taliban festgehalten werde.
Gemäss dem «Spiegel» widersprach der Sprecher des Geheimdienstes GDI. Die Männer seien nicht vom Geheimdienst festgenommen worden.
Allerdings ist der Zeitpunkt der Entführung verdächtig: Der Vorfall ereignete sich nämlich einen Tag nach einer ausgestrahlten Sendung, in der ein Gast die Taliban scharf kritisierte. Hasrat ist Produzent und Moderator von politischen Sendungen, Hidschab Wirtschaftsreporter.
Amnesty International kritisiert den Vorfall
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International übt in einer Mitteilung auf Twitter Kritik an dem Vorfall. Die willkürliche Verhaftung der beiden Journalisten sei nicht zu rechtfertigen.
Afghanistan: The arbitrary arrest of two Ariana News journalists by the Taliban is unjustifiable. Such escalating attacks on media freedom are a grave threat to the right to freedom of expression. The Taliban must unconditionally and immediately release them. https://t.co/Stcf549gh8
— Amnesty International South Asia, Regional Office (@amnestysasia) February 1, 2022
Derartige Angriffe auf die Medienfreiheit seien eine ernsthafte Bedrohung für das Recht auf freie Meinungsäusserung. Sie riefen die Entführer dazu auf, die Reporter «bedingungslos und unverzüglich freizulassen».
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan letztes Jahr sind immer wieder Journalisten eingeschüchtert und festgehalten worden. Manche berichteten nach ihren Freilassungen von Schlägen und Folter.