Wladimir Putin: Assads Sturz ist für ihn «Desaster und Demütigung»
Syriens Diktator Baschar al-Assad ist weg. Sein Sturz hat Konsequenzen für seinen Verbündeten Wladimir Putin. Dessen Pläne sind nun stark ins Wanken geraten.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem syrischen Ex-Machthaber Assad ist die Flucht nach Russland gelungen.
- Sein langjähriger Verbündeter Putin gibt ihm dort Unterschlupf.
- Doch Unheil droht: Für Putin ist der Regime-Sturz in Syrien eine strategische Niederlage.
Die Welt hat einen Diktator weniger. Syrische Rebellen haben Baschar al-Assad gestürzt.
Dieser konnte entkommen und ist zu seinem Freund Wladimir Putin nach Moskau geflüchtet. Der Kreml-Chef dürfte jedoch gar keine Freude an dieser Entwicklung haben. Als «grosse strategische Niederlage für Moskau» bezeichnet Osteuropa-Experte Nicolas Hayoz von der Uni Freiburg den Sturz des Assad-Regimes.
Denn: «Mit dem Sturz Assads hat Putin nicht nur seinen Verbündeten verloren. Moskau hat sein Standbein, seine Machtbasis in Syrien verloren. Das ist ein Desaster für Putin. Mehr noch: eine Demütigung», führt Hayoz aus.
Dies auch aufgrund dessen, dass das russische Militär nichts ausrichten konnte gegen den schnellen Zusammenbruch des Assad Regimes. Und dass die Geheimdienste den Machtzerfall nicht frühzeitig erkennen konnten.
Syrer werden Wladimir Putin «lange Zeit hassen»
2015 hatte Putin mit seinen Bombern noch mitgeholfen, das Regime Assads vor dem Zusammenbruch zu bewahren. «Darüber hinaus hat er seine Stützpunkte in Syrien ausbauen können, die ihm helfen sollten, Russlands Machtprojektion im Mittelmeerraum zu stärken.»
Der Syrien-Krieg sei für Putin zudem eine Art «Testlauf» für den späteren Angriffskrieg gegen die Ukraine gewesen, erläutert Hayoz.
Nun werde man sehen, was mit den militärischen Stützpunkten Russlands am Mittelmeer geschieht. «Ob die Basen am Mittelmeer noch eine Zukunft haben werden, ist völlig unsicher», betont er. Wladimir Putin müsse nun mit den syrischen Oppositionskräften verhandeln, die Russland bisher als Terroristen bekämpft hat.
Diese wiederum würden «Russland für lange Zeit dafür hassen, dass sie das barbarische Regime Assads so lange unterstützt haben».
«Ohne Feinde ist Putins Macht nichts»
Somit sind Russlands Ambitionen, ein Machtfaktor im Mittelmeerraum zu sein, nun infrage gestellt. Und damit auch der Anspruch von Putins Regime, eine Grossmacht zu sein, wie Hayoz ausführt. «Ein Anspruch, der auch mit dem schon seit bald drei Jahren dauernden Krieg gegen die Ukraine infrage gestellt wird.»
Ist nach Assad mit Putin somit der nächste Diktator an der Reihe? «Diktaturen haben eine begrenzte Lebenszeit. Sie können ganz plötzlich fallen, wie man jetzt wieder gesehen hat mit Assads Diktatur», so Hayoz. Klar sei: «Man kann ein Volk nicht auf Dauer nur mit Angst regieren.»
Der Krieg gegen die Ukraine verschaffe dem Russen-Regime noch Luft. Doch er setzt Putin auch unter Druck. Denn er brauche Erfolge in der Ukraine, um sein Überleben und sein Fortbestehen zu sichern. «Ohne Feinde ist Putins Macht nichts», betont Hayoz.
Somit möge Wladimir Putin zwar noch fest im Sattel sitzen. «Doch auch seine Herrschaft wäre gefährdet, wenn er in der Ukraine keinen Sieg vorweisen kann.»