Wladimir Putin: So starben seine grössten Gegner
Das Wichtigste in Kürze
- Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist gestern gestorben.
- Seine Unterstützer werfen dem Kreml vor, ihn ermordet zu haben.
- Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Kreml-kritische Stimmen auf suspekte Weise starben.
Alexej Nawalny ist tot. Am Samstag hat sein Team die Meldung des Straflagers im Norden Russlands bestätigt, in dem der Oppositionsgegner zuletzt festgehalten wurde.
Nawalny ist nicht der erste Gegner des Kremls, der in der Amtszeit von Wladimir Putin plötzlich stirbt. Hier einige Beispiele von Agenten, Journalistinnen und Politiker, die dem Kreml gefährlich wurden – und mit ihrem Leben büssen mussten.
Alexej Nawalny
Laut der Gefängnisverwaltung ist Alexej Nawalny bei einem Spaziergang zusammengebrochen. Wiederbelebung habe nicht funktioniert. 2020 überlebte der Politiker nur knapp einen Nervengift-Anschlag. Damals wurde dem Kreml vorgeworfen, dass der Geheimdienst dahinterstecke.
Der charismatische Redner war das Gesicht der russischen Opposition. Er deckte verschiedene Korruptions-Vorfälle der russischen Regierung auf.
Jewgeni Prigoschin
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kam vergangenen August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Westliche Medien berichten, dass der Absturz willentlich durch eine Explosion herbeigeführt wurde.
Prigoschin hatte sich nie öffentlich gegen Wladimir Putin ausgesprochen. Jedoch hatte er als Wagner-Chef immer wieder Konflikte mit dem russischen Verteidigungsministerium.
Im Juli 2023 leitete er deshalb einen Wagner-Aufstand an, den Wladimir Putin als «Verrat» bezeichnete. Der Wagner-Chef hinterfragte ebenfalls die Motive für die Invasion in der Ukraine.
Alexander Litwinenko
Alexander Litwinenko starb 2006 an den Folgen einer Vergiftung. Russische Agenten hatten ihm ein radioaktives Element in den Tee gemischt, fanden britische Ermittelnde heraus. Der Kreml streitet seine Beteiligung ab.
Zuvor war er Agent des Sowjet-Geheimdiensts KGB, bevor er 2003 zum Überläufer wurde und aus England gegen den Kreml recherchierte. Er untersuchte zum Beispiel den Tod von Anna Politkowskaja.
Anna Politkowskaja
Anna Politkowskaja war eine amerikanisch-russische Journalistin und Menschenrechtlerin. Sie deckte Menschenrechts-Verletzungen in Tschetschenien auf und war dafür international anerkannt.
An Putins Geburtstag, dem 7. Oktober 2006, wurde sie im Lift ihres Wohnblocks in Moskau erschossen. Der Mörder und weitere Involvierte wurden von der russischen Regierung verurteilt.
Trotzdem klagte Politkowskajas Familie gegen Russland – die Regierung hätte den Mord aufgrund der Enthüllungen angeordnet. Die Ermittlungen seien schwammig durchgeführt worden und die Dauer sei nicht angemessen gewesen.
Sergei Skripal und Tochter Julia
Sergei Skripal und seine Julia Skripal wurden 2018 mit dem Nervengift Nowitschok in Grossbritannien schwer vergiftet. Skripal war Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes, bevor er zum britischen Auslandsgeheimdienst MI6 überging.
Von dort entlarvte er weitere Russland-Agenten, woraufhin er in Russland wegen «Hochverrat» verhaftet wurde. Nach sechs Jahren Gefängnis wurde er begnadigt und durfte sich in England niederlassen.
Skripal und seine Tochter überlebten die Vergiftung – doch der Aufschrei in den Medien war riesig. Der Anschlag forderte trotzdem ein Todesopfer: Eine unbeteiligte Frau kam in Kontakt mit dem Nervengift und starb.
Rawil Maganow
Der Vorsitzende der zweitgrössten russischen Ölgesellschaft Lukeoil sprach sich 2022 gegen den Ukraine-Krieg aus. Maganow forderte eine «schnellstmögliche Beendung des bewaffneten Konflikts» und zeigte «aufrichtiges Mitgefühl für alle Opfer». Noch im selben Jahr starb er.
«Offizielle» Begründungen für seinen Tod gab es aus Russland verschiedene. Entweder sei er den Folgen einer schweren Krankheit erlitten, die nicht bekannt gegeben wurde. Oder er fiel aus dem Fenster eines Moskauer Spitals. Dabei handelte es sich laut Moskau um einen Unfall oder Suizid.
Denis Woronenkow
Denis Woronenkow war Mitglied der Kommunistischen Partei Russlands (KPdRF) im Unterhaus des russischen Parlaments. 2016 floh er in die Ukraine. Ein Jahr später wurde er in den Strassen von Kiew erschossen: Kurz bevor er vor Gericht gegen den Pro-Putin-Minister Russlands aussagen wollte.
In einem Interview hatte Woronenkow Russland mit Nazi-Deutschland verglichen und die Annexion der Krim stark kritisiert. Der damalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko bezeichnete den Mord als «Akt des Staatsterrorismus».
Boris Nemzow
Vor Nawalny war Boris Nemzow der grösste Kritiker von Wladimir Putin und seiner Regierung. Er war vor Putins Amtszeit der ehemalige stellvertretende Premierminister und ein beliebter Politiker.
Mit 55 Jahren wurde er auf dem Heimweg vor seiner Freundin erschossen – die Täter waren Verbündete von Wladimir Putin. Eine Untersuchung britischer Medienschaffenden brachte ans Licht, dass Nemzow schon ein Jahr vor seiner Ermordung beschattet wurde. Einige dieser Agenten waren ebenfalls in die Vergiftungen anderer Kreml-Kritiker involviert.