WM 2022: Katar-Experte verteidigt Messi-Umhang
Vor der Pokal-Übergabe an der WM 2022 wird Lionel Messi ein schwarzes Gewand umgehängt. Das sorgt international für mächtig Kritik. Ein Experte verteidigt aber.
Das Wichtigste in Kürze
- Lionel Messi muss vor der Pokal-Übergabe an der WM ein arabisches Gewand anziehen.
- Die Aktion sorgt für Wirbel. Katar habe den Fussballer instrumentalisiert, heisst es.
- Alles halb so schlimm, findet Politikwissenschaftler Dr. Jeremias Kettner.
Gastgeber Katar sorgt zum Ende der sowieso schon umstrittenen WM 2022 für einen letzten Aufreger. Argentinien-Captain Lionel Messi wird vor der Pokal-Übergabe ein arabischer Umhang, ein sogenannter Bischt, umgelegt.
Über die Aktion wird weltweit debattiert, die Organisatoren müssen Kritik einstecken. Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter sagt, die Veranstalter hätten Messi «zu ihren Zwecken missbraucht». BBC-Kommentator Gary Lineker bezeichnet die Geste gar als «Schande».
WM 2022: Experte ordnet Messi-Aktion ein
Haben die Katarer den Fussball-Star beim wohl grössten Moment seiner Karriere tatsächlich instrumentalisiert? Und was hat es mit dem Umhang genau auf sich?
Nau.ch hat mit einem Experten über die Szene gesprochen. Und dieser verteidigt Katar.
«Meines Erachtens sollte die Aktion nicht überbewertet werden», sagt Dr. Jeremias Kettner. Laut dem Politikwissenschaftler und Katar-Experten sei es ein weiterer Anlass für Experten, Kritik am Gastgeberland der WM 2022 zu üben.
Beim Bischt handle es sich um ein edles Übergewand, welches für besondere Anlässe wie beispielsweise Hochzeiten getragen werde. Es sei eine grosse Ehre, einen Bischt umgelegt zu bekommen.
«Es zeigt in gewissem Masse Respekt vor der Leistung Messis und dem argentinischen Team. Insbesondere, wenn es vom König, in diesem Fall vom Emir Katars, umgelegt wird», bekräftigt der Experte.
«Würde nicht von PR-Coup sprechen»
Lionel Messi hätte die Geste auch ablehnen können, so Kettner. «Allerdings wäre das aus Sicht des Gastgebers Katar möglicherweise als irritierend empfunden worden. Die Aktion wurde eventuell sogar im Vorfeld mit der Fifa und dem argentinischen Verband abgesprochen.»
Fakt sei, dass Katar Sport und Kultur als Teil seiner nationalen Entwicklungsstrategie einen hohen Stellenwert gibt. Das Land versuche, sich zwischen Moderne und Tradition zu bewegen und das der Welt selbstbewusst zu zeigen. «Deswegen würde ich nicht von einem PR-Coup sprechen, sondern von einer freundlichen Geste seitens des katarischen Emirs», verteidigt Kettner.
Entscheidend sei, aus welcher Perspektive man die Fragen stellt. «In Deutschland wird dem Sieger oft eine Bierdusche verabreicht. Da würde niemand fragen, ob das Vermischung von Kultur und Sport ist», bekräftigt der Deutsche. In der arabischen Welt sei die Geste sehr positiv aufgenommen worden.