World Vision sieht in Syrien Kriegsverbrechen von allen Seiten
Russland und die Türkei vereinbarten vergangene Woche eine Waffenruhe. Die Hilfsorganisation World Vision sieht die Situation in Syrien weiterhin kritisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut World Vision hält sich in Syrien keine Konfliktpartei an humanitäres Recht.
- Trotz weniger Luftangriffen haben sie Menschen Angst in ihre Häuser zurückzukehren.
- Flüchtlinge trauen der zwischen Russland und der Türkei verhandelten Waffenruhe nicht.
In der nordsyrischen Konfliktregion Idlib begehen nach Einschätzung der Hilfsorganisation World Vision alle Seiten Kriegsverbrechen. Keine Konfliktpartei halte sich an internationales humanitäres Recht, sagte deren Syrien-Koordinatorin Marianna von Zahn am Samstag im Deutschlandfunk.
Zwar seien die Luftangriffe derzeit zurückgegangen, doch die Menschen hätten Angst, in ihre Städte und Häuser zurückzukehren, weil sie dem Waffenstillstand nicht trauten.
Viele Binnenflüchtlinge in der Region lebten in Lagern. Im Winter seien viele Menschen in improvisierten Lagern erfroren, sagte von Zahn. Die kommende Regenzeit werde die Camps überfluten und den Menschen wieder alles nehmen.
Mangel an Medikamenten und Personal
Das Gesundheitssystem sei zusammengebrochen. Derzeit gelangten Hilfsgüter über zwei UN-kontrollierte Grenzübergange nach Idlib. Die medizinische Versorgung werde hauptsächlich von Hilfsorganisationen geleistet. Es gebe zwar auch mobile Ambulanzen in schwer zugänglichen Gegenden, doch es herrsche Mangel an Medikamenten und Personal.
Idlib ist ausserhalb der von Kurden beherrschten Gebiete das letzte grosse Gebiet Syriens, das nicht von der Regierung kontrolliert wird. In der vergangenen Woche hatten die Präsidenten Russlands und der Türkei, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan, eine Waffenruhe für Idlib vereinbart. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt Rebellen, Russland die Regierung.