China demonstriert mit Manövern um Taiwan militärische Stärke

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China hat im Konflikt mit Taiwan die grösste Machtdemonstration seit Jahrzehnten gestartet. Die Manöver sind zudem eine Warnung an die USA.

H-6K-Bomber des chinesischen Militärs
Als Reaktion auf den Besuch von Pelosi in Taiwan, führt China in sechs selbst erklärten Zonen rund die Insel militärische Übungen mit scharfer Munition durch. Wang Guosong/Xinhua/AP/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • China hat die grösste militärische Machtdemonstration seit Jahrzehnten gestartet.
  • Die Manöver sollen Taiwan vor weiteren Bestrebungen nach Unabhängigkeit abschrecken.
  • Ausserdem seien sie eine Warnung an die USA, sich aus dem Konflikt herauszuhalten.

Im Konflikt um Taiwan hat China die grösste militärische Machtdemonstration seit Jahrzehnten anlaufen lassen. Die Manöver in sechs Sperrgebieten rund um die demokratische Inselrepublik sind seit Donnerstag voll in Gang sind. Sie zielen auf eine Luft- und Seeblockade.

Sie könnten auch Modell für eine gewaltsame Eroberung sein. Dabei wurden nach chinesischen Angaben auch Raketen für «Präzisionsschläge» abgefeuert. Die Muskelspiele sollen Taiwan vor weiteren Bestrebungen nach Unabhängigkeit abschrecken. Zudem sind sie eine Warnung an die USA, sich aus dem Streit herauszuhalten.

Chinas Volksbefreiungsarmee ordnete die Manöver als Reaktion auf die Taiwan-Reise von Nancy Pelosi am Dienstag und Mittwoch an. Der Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses ist der ranghöchste aus den USA seit einem Vierteljahrhundert.

Taiwanstrasse unter Beschuss

China sieht die Insel als Teil der Volksrepublik an. Die Führung in Peking hatte vehement vor dem Besuch gewarnt. Taiwan versteht sich hingegen schon längst als unabhängig. Die US-Spitzenpolitikerin setzte ihre Asien-Reise am Donnerstag in Südkorea fort.

In der Taiwanstrasse, die die Insel vom Festland trennt, sowie östlich der Insel wurden weit reichende Geschosse abgefeuert. Dies teilte das östliche Militärkommando der Volksbefreiungsarmee mit.

Nancy Pelosi Taiwan
Pelosi traf sich mit der taiwanesischen Präsidentin. Ein vom taiwanesischen Präsidialamt zur Verfügung gestelltes Foto zeigt die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen (vierte von rechts) un - keystone

«Alle Raketen haben ihre Ziele genau getroffen», sagte ein Sprecher. Nach taiwanischen Angaben hat China Raketen vom Typ «Dongfeng» (Ostwind) im Einsatz. Die taiwanischen Streitkräfte sind weiter in Kampfbereitschaft. Das Verteidigungsministerium in Taipeh erklärte, alle sechs Manövergebiete sowie vorgelagerte Inseln würden überwacht.

Taiwan suche keinen Konflikt, werde aber die nationale Souveränität und territoriale Integrität verteidigen, so das Ministerium. China habe die Manövergebiete in Lage und Ausmass so ausgewählt habe, dass Taiwans Status quo verletzt werde. Zudem würen sie den regionalen Frieden untergraben. Dies bezieht sich darauf, dass die Gebiete zum Teil in Taiwans Hoheitsgewässer hereinreichen - anders als bei früheren Manövern.

Grössere Übungen als in «Raketenkrise»

Die Übungen sind auch grösser als in der «Raketenkrise» 1995/96. Damals schoss China Raketen im Norden und Süden über Taiwans Hoheitsgewässer. Schon damals wollte Peking die Unabhängigkeitskräfte abschrecken.

Die USA entsandten damals zwei Flugzeugträger. Chinas Ziele sind heute weiter gesteckt: Es will eine Blockade der Insel, Angriffe von See, Landungen und die Kontrolle des Luftraums üben.

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Ein Marineschiff manövriert an einem Radarturm an der Küste der Stadt New Taipei in Taiwan vorbei. (Symbolbild) - keystone

Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock rief bei einem Besuch in Kanada zur Deeskalation auf. Pelosis Besuch dürfe «nicht als Vorwand für militärische Drohgebärden genutzt werden».

Eine Änderung des Status quo könne «nur friedlich und im gemeinsamen Einvernehmen aller Beteiligter erfolgen». Auch die grossen sieben westlichen Industrienationen (G7) äusserten sich besorgt über Chinas Verhalten. Deutschland hat in der Gruppe derzeit den Vorsitz.

Flugstreichungen als Folge der Manöver

Eine Auseinandersetzung könnte die USA militärisch in den Konflikt ziehen. Experten warnten auch vor Zwischenfällen durch Fehlkalkulationen beider Seiten während der Manöver. Die USA haben sich der Verteidigungsfähigkeit Taiwans verpflichtet, was bisher meist Waffenlieferungen bedeutete. Auch Präsident Joe Biden hat dies mehrfach wiederholt.

Die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean rief alle Seiten zu äusserster Zurückhaltung auf. Die Asean-Aussenminister forderten bei einem Treffen in Kambodscha, von provokativen Aktionen Abstand zu nehmen. Denn dies könnte zu «unvorhersehbaren Konsequenzen» führen.

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Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen - AFP/Archiv

Der Staatenbund bot sich als Vermittler an. An dem Treffen nahmen auch Chinas Aussenminister Wang Yi und US-Aussenminister Antony Blinken teil. Aus Verärgerung über die G7-Erklärung sagte Wang Yi ein Treffen mit dem japanischen Aussenminister ab. Ein gesondertes Treffen mit Blinken war nach früheren Berichten gar nicht geplant.

Als Reaktion auf die Manöver haben mehrere internationale Fluggesellschaften Flüge gestrichen oder Flugrouten im Luftraum um die Taiwanstrasse geändert. China hatte zuvor vor Flügen rund um Taiwan gewarnt.

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