Profitiert Apple von Zwangsarbeit in China?
Zwangsarbeit ist in China keine Seltenheit. Apple hat dort mehrere Zulieferer und scheint – bewusst oder unbewusst – von der Zwangsarbeit zu profitieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Apple ist der wertvollste Technologie-Konzern der Welt.
- In China finden sich viele Zulieferer und Produktionsstätten des Unternehmens.
- Offenbar ist die Firma damit indirekt in chinesische Zwangsarbeitsprogramme verwickelt.
Schwere Vorwürfe gegen Apple: Laut einem Bericht des US-amerikanischen Investigativ-Portals «The Information» sollen mehrere Zulieferer des iPhone-Herstellers in China in Zwangsarbeit verwickelt sein.
Das Medium konnte zusammen mit Menschenrechtlern vier Firmen ausfindig machen, die Apple beliefern und gleichzeitig Zwangsarbeitsprogramme der chinesischen Regierung unterstützen.
In solchen werden verschiedene chinesische Minderheiten beschäftigt, um diese gefügig und zu «produktiven Bürgern» zu machen. Die Uiguren stellen den wohl grössten Teil dieser Minderheiten dar.
Wer sich weigert teilzunehmen, kommt im schlimmsten Fall in Haft. Auch von sogenannten Umerziehungslagern ist die Rede. Diese werden, je nach Quelle, auch als «moderne Konzentrationslager» bezeichnet.
Apple will von Zwangsarbeit nichts wissen
Auf Anfrage des Online-Mediums beschwichtigt Apple: Nachforschungen hätten keine Hinweise auf Zwangsarbeit ergeben. «Wir werden weiterhin alles tun, was wir können, um Arbeiter zu schützen».
Wayne Ma ist in Hongkong tätiger Journalist für «The Information». Seine Einschätzung: «Auch wenn Apple von Zwangsarbeit Wind bekommt, kann die Firma die Zusammenarbeit nicht ohne weiteres beenden.»
Denn es dauere Jahre, eine funktionierende Produktionskette aufzubauen. «Klar, steht der Vorwurf der Zwangsarbeit im Raum, wird Apple keine Verträge mehr mit dieser Firma eingehen.» Wie bereits bestehende Verträge gehandhabt würden, sei jedoch eine andere Frage.
Problem betrifft viele Firmen
Wie steht es um andere Firmen? Ist Apple ein schwarzes Schaf? Offenbar keineswegs. Wayna Ma erklärt: «Das Problem betrifft viele Firmen.»
Jüngst habe es beispielsweise Berichterstattung zu Nike und VW gegeben, die mit Zwangsarbeit in Verbindung gebracht wurden. Auch andere Grössen wie Amazon, Google und Facebook haben laut dem Bericht keine weisse Weste.
Was können Firmen tun? Eines der grossen Probleme: Nachweisbarkeit. Bis man eine der Fabriken erreicht hat, seien die Zwangsarbeiter oft schon weg. Sie seien nirgends registriert, es gebe keine Unterlagen über sie.
Ma erläutert: «Findet man dann doch einen Zwangsarbeiter, gibt der womöglich keine ehrliche Antwort.» Die verlässlichste Variante wäre, Produktionsstätten in andere Länder zu verlagern.
Tatsächlich habe zum Beispiel Samsung Produktionsstätten nach Vietnam verlagert. Dies, um schlimmen Arbeitsbedingungen in China zu entgehen, so «The Information.» Das sei jedoch immer auch eine Frage des Geldes.