Technik: Elon Musk will X zur «Everything-App» wandeln

Marie Augustin
Marie Augustin

USA,

Die Namensänderung von Twitter auf X war erst der Anfang: Nun will Musk aus X eine Plattform machen, mit der man alle täglichen Geschäfte erledigen kann.

twitter
Künftig will Elon Musk das gesamte digitale Leben unter X vereinen. - pixabay /geralt

Das Wichtigste in Kürze

  • X soll zu einer Plattform werden, auf der das gesamte digitale Leben geregelt werden kann.
  • Als Vorbild sieht Elon Musk das chinesische WeChat.

Ende Juli vollzog Elon Musk eine Änderung, die alle Nutzer in Erstaunen versetzte: Er benannte die Nachrichtenplattform Twitter in X um. Der blaue Vogel verschwand und wurde durch das namensgebende Symbol ausgetauscht. Offenbar steckt dahinter weit mehr Planung als nur eine Änderung aus Lust und Laune.

Denn wie «theguardian» den Unternehmer zitiert, soll aus X etwas viel Grösseres werden als «nur» ein Blogging-Dienst. Tatsächlich will Musk mit der weiteren Entwicklung nichts Geringeres, als das gesamte digitale Leben in einer «Everything-App» zu vereinen.

Was ist eine «Everything-App»? China als Vorbild

Mit der Idee orientiert sich der Milliardär an Chinas Software Wechat, bei der es sich bereits um eine «Everything-App» handelt. Wie die Bezeichnung vermuten lässt, kann dort nahezu alles ausgeführt werden, was man digital erledigen kann: Nachrichten lesen, schreiben, Unternehmensdeals abschliessen, in Wertanlagen investieren, Arzttermine und Kinotickets buchen, Auslandsvisa beantragen, Scheidungen einreichen, bloggen und viel mehr.

WeChat
WeChat ist auf einem Smartphone zu sehen. - keystone

«In China lebt man im Grunde auf WeChat, weil es so nützlich und hilfreich für das tägliche Leben ist. Wenn wir das bei Twitter erreichen oder auch nur annähernd erreichen könnten, wäre das ein grosser Erfolg.», soll Musk bereits im Juni gesagt haben.

Abhängigkeit mit Folgen?

Auch in anderen Ländern gibt es bereits Multi-Service-Apps, die umfassend Dienstleistungen unter sich vereinen. Im Oktober 2022 hat sich schon bei der südkoreanischen App Kakao einer der möglichen Nachteile einer zu grossen Abhängigkeit gezeigt. Damals fielen durch einen Brand im Datenzentrum mehrere Dienste für die 43 Millionen Nutzer der 52 Millionen Einwohner aus. Der tägliche Ablauf im Land wurde derart in Chaos versetzt, dass sich sogar der Präsident einschaltete, wie «golem» schrieb.

Auf dem Weg zur totalen Kontrolle

Besonders die Themen Datenschutz und Zensur bilden hier besonders sensibles Terrain. Bei WeChat ist es dem Staat zum Beispiel möglich, Textverkehr zu überwachen und mitzulesen. Persönliche Daten würden an staatliche, regulatorische und gerichtliche Strafverfolgungsbehörden weitergegeben.

Wo die persönlichen Daten bei einer privat geleiteten amerikanischen oder europäischen Plattform überall landen würden, bleibt als Frage im Raum. Ebenso wäre unklar, inwieweit das Gepostete überprüft und zensiert werden würde, dürfte und müsste – und von wem. Wenn Inhalte einer einzigen App für die nachrichtliche Information einer gesamten Bevölkerung zuständig wären, böte sich beidseitig Raum für Missbrauch.

Drei Gemeinsamkeiten bei erfolgreichen «Everything-Apps»

Laut einer Analyse von «visa.navigate» erfüllen erfolgreiche Multi-Service-Apps immer drei Voraussetzungen: «Eine grosse Nutzerbasis, technisches Know-how bei der Entwicklung von Anwendungen mit grossartiger Benutzererfahrung und ein hohes Mass an Nutzer-Vertrauen.»

Den ersten Ausbau in Richtung einer «Everything-App» will Musk durch die Integration von Zahlungsdiensten in X schaffen. Weitere Funktionen sollen mit der Zeit hinzukommen.

Kommentare

User #1555 (nicht angemeldet)

Was ist X. Muss man das kennen? Wer ist Musk muss man den kennen?

User #2364 (nicht angemeldet)

Mit einem sinkenden schiff versuchen zu fliegen ist nie eine gute idee.

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