Videokonferenz-App Zoom teilt Daten mit Facebook
Home-Office ist so verbreitet wie noch nie. Das zahlt sich für die Videochat-App Zoom gleich doppelt aus: Neben Abos werden Nutzerdaten an Facebook verkauft.
Das Wichtigste in Kürze
- Zoom ist eine der populärsten Programme für Videokonferenzen.
- Absatzzahlen und Aktienwert steigen wegen der aktuellen Corona-Krise ins Unermessliche.
- Die Nachfrage zahlt sich doppelt aus: Neben dem Abo-Verkauf wird mit Userdaten gehandelt.
Nie zuvor war Home-Office im digitalen Zeitalter ein so grosses Thema wie jetzt. Damit der Austausch während der Corona-Krise weiterhin möglich ist, weichen viele Unternehmen auf Videokonferenzen aus.
Neben Programmen wie Microsoft Teams und Skype ist die App Zoom sehr beliebt. Im Vergleich zu anderen Diensten setzen die Entwickler hier auf ein aggressiveres Bezahlmodell: Wer die Anwendung länger als 40 Minuten am Stück nutzen will, muss zum Abo-Modell greifen.
Die aktuelle Situation scheint sich für die Entwickler auszuzahlen: Der Aktienwert hat sich seit Jahresbeginn von 70 Dollar auf aktuell 140 Dollar verdoppelt. Gründer Eric Juan wurde über dieselbe Zeitspanne hinweg um 3,6 Milliarden Dollar reicher.
Offenbar ist dies nicht die einzige Einnahmequelle des Unternehmens. Das US-Blatt «Motherboard» kam nach Analysen zum Schluss, dass die App heimlich Nutzerdaten an Facebook weitergibt. Selbst, wenn der Zoom-Nutzer auf dem sozialen Netzwerk gar nicht registriert ist.
Zoom teilt Aufenthaltsort zu Werbezwecken
So erfährt Facebook etwa, welches Smartphone ein Anwender nutzt und bei welchem Mobilfunkanbieter dieser registriert ist. Sogar über die Zeitzone und den ungefähren Standort wird das soziale Netzwerk informiert. Die Datenbestände werden unter einer einmaligen User-ID zusammengefasst, welche dann bei personalisierter Werbung zum Zug kommt.
Diese Geschäftsstrategie ist in der Tech-Welt nichts Neues. Doch erfährt der Zoom-Nutzer nicht einmal im Kleingedruckten von dem Vorgehen. Gegenüber Medien wollte sich Zoom bisher nicht äussern. Es ist nicht auszuschliessen, dass der Missstand auch zahlende Kunden betrifft.