Boris Johnson lenkt ein - öffentliches Leben stark eingeschränkt

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Frankreich,

Nach langem Zögern schwenkt der britische Premierminister Boris Johnson auf den Kurs anderer europäischer Länder ein und schränkt das öffentliche Leben ein.

Fast Menschenleer: Der Domplatz in Mailand.
Fast Menschenleer: Der Domplatz in Mailand. - sda - KEYSTONE/EPA/DANIEL DAL ZENNARO

Das Wichtigste in Kürze

  • Johnson wies in seiner Rede an die Nation am Montagabend seine Landsleute an, das Haus nur noch so wenig wie möglich zu verlassen.

«Von heute Abend an muss ich dem britischen Volk eine einfache Anordnung geben: Sie müssen zuhause bleiben», sagte Johnson.

Alle Läden, mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften und Apotheken, werden mit sofortiger Wirkung geschlossen. Sportliche Aktivitäten sind nur noch einmal am Tag und nur gemeinsam mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt. Ansonsten dürfe das Haus nur noch für den Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente und für den Weg zur Arbeit verlassen werden, sagte Johnson. Versammlungen von mehr als zwei Personen seien nicht mehr erlaubt und würden von der Polizei aufgelöst.

Am Wochenende hatten unzählige Briten das schöne Wetter für Ausflüge in städtischen Parks und Erholungsgebiete genutzt - zu viele, um den notwendigen Abstand einhalten zu können. Das BBC-Fernsehen zeigte noch am Montag Bilder von überfüllten U-Bahnen in London.

Die Zahl der Toten durch die vom Coronavirus hervorgerufene Lungenkrankheit Covid-19 in Grossbritannien stieg unterdessen auf 335. Kritiker der Regierung fordern seit langem schärfere Massnahmen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie fürchten, Grossbritannien könnte noch härter getroffen werden als Italien, sollte der chronisch unterfinanzierte Nationale Gesundheitsdienst NHS unter der Last der Epidemie zusammenbrechen. Doch die Regierung sträubte sich lange gegen härtere Massnahmen.

Auch Frankreich verschärft seine strengen Ausgangsbeschränkungen. So würden etwa Strassenmärkte weitgehend geschlossen sowie Sport und Spaziergänge mit Kindern weiter eingeschränkt, kündigte Frankreichs Premier Édouard Philippe am Abend im französischen Fernsehen an.

Die Ausgangsbeschränkungen könnten ausserdem noch einige Wochen anhalten. Die Regeln gelten in ganz Frankreich seit vergangenem Dienstag und waren ursprünglich für 15 Tage angesetzt. Es sei empfehlenswert, auf den Passierschein, den die Französinnen und Franzosen ausfüllen müssen, wenn sie das Haus verlassen, die entsprechende Uhrzeit zu vermerken.

Seit knapp einer Woche dürfen die Franzosen nur das Haus verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist - dazu zählt etwa Lebensmittel einkaufen, Arztbesuche oder alleine Sport machen. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Regeln streng und hatte in den vergangenen Tagen besonders Jogger ins Visier genommen.

Auch am Montagabend war die Zahl der Covid-19-Erkrankten und -Toten wieder deutlich angestiegen. Innerhalb von 24 Stunden stieg die Zahl der Toten um 186 auf 860 an. Die Zahl der Infektionen liegt bei 19 856 - ein Plus von mehr als 3000 im Vergleich zum Vortag.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte die Entwicklung «herzzerreissend». Es habe 67 Tage gedauert, bis die ersten 100'000 Fälle bestätigt waren, 11 Tage für die zweiten 100'000 und nur vier Tage für die dritten 100'000. Die Zahl der Infektionen unter Ärztinnen und Ärzten und Pflegepersonal sei alarmierend, sagte Tedros.

Angesichts der Corona-Krise rief Uno-Generalsekretär António Guterres zu einem «sofortigen weltweiten Waffenstillstand» auf. Zivilisten in Konfliktgebieten müssten vor den verheerenden Auswirkungen der Pandemie geschützt werden, sagte Guterres bei einer Rede im Uno-Hauptquartier in New York.

Er kündigte für Mittwoch einen Aufruf an die Mitgliedsländer für humanitäre Hilfsgelder an. Die Vereinten Nationen brauchen demnach zwei Milliarden Dollar für die Unterstützung schwächerer Länder.

Weltweit schränken mittlerweile mehr als 50 Länder und Gebiete die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger ein, wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervorgeht.

Inzwischen breitete sich das Coronavirus auf 174 Länder rund um den Globus weiter aus. Die meisten Infektionen verzeichnet mit 81'093 offiziell gemeldeten Fällen weiterhin China. Die Dunkelziffer bei den Infektionsfällen dürfte weltweit noch deutlich höher liegen.

Nach Angaben von US-Experten waren am Montag rund um den Globus mehr als 362'000 Menschen infiziert, wie Wissenschaftler der US-Universität Johns Hopkins mitteilten. Insgesamt gibt es in Europa mindestens 185'413 Infektionsfälle. Damit ist Europa nun der Kontinent, auf dem sich das Virus am rasantesten ausbreitet.

Die Zahl der Todesfälle stieg auf mehr als 15'000. Allein in Europa starben mehr als 10'000 Menschen. Mit rund 64'000 registrierten Infizierten und mehr als 6000 Toten ist Italien nach China besonders stark betroffen von der Corona-Pandemie.

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