Amnesty: Befreite jesidische Kinder leiden unter schweren Traumata

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Irak,

Fast 2000 aus der Gewalt der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) befreite jesidische Kinder leiden nach Angaben von Amnesty International noch immer unter psychischen und physischen Traumata.

Lager für jesidische Binnenvertriebene
Lager für jesidische Binnenvertriebene - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • IS-Miliz versklavte im Nordirak tausende Mädchen und Jungen.

Zahlreiche Überlebende von Versklavung, Vergewaltigung oder Folter durch den IS litten unter «kräftezehrenden langfristigen Verletzungen», heisst es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Die nötige Versorgung bleibe den Kindern verwehrt.

«Während der Albtraum ihrer Vergangenheit in den Hintergrund getreten ist, bleiben die Nöte dieser Kinder gross», erklärte der stellvertretende Leiter des Amnesty-Krisenreaktionsteams, Matt Wells. Viele der jesidischen Kinder leiden demnach unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom, Stimmungsschwankungen oder werden immer wieder von grausamen Erinnerungen an ihre Gefangenschaft heimgesucht.

Der Amnesty-Bericht basiert auf dutzenden Interviews mit Mädchen und Jungen, die während ihrer IS-Gefangenschaft gefoltert, ausgebeutet oder zum Kampf mit der Waffe gezwungen wurden. Der 15-jährige Sahir, der vom IS als Kindersoldat an die Front geschickt worden war, sagte den Menschenrechtlern, dass er sich mit seinen psychischen Problemen allein gelassen fühle. «Was ich suche, ist jemand, der für mich sorgt und irgendwie unterstützt, der mir sagt: 'Ich bin hier für dich'», sagte der Junge.

Nach Einschätzung von Amnesty könnte der Zugang zu Bildung Kinder beim Wiedereinstieg in die Gesellschaft helfen. Die Organisation beklagte jedoch, dass noch zehntausende einst versklavte jesidische Kinder in Flüchtlingslagern leben, in denen der Unterricht nur unregelmässig stattfindet.

Nach ihrer Eroberung von Teilen des Nordirak 2014 hatte die IS-Milz tausende minderjährige Jesiden unter ihre Gewalt gebracht. Sie wurden dazu gezwungen, zum Islam zu konvertieren und mussten Arabisch sprechen. Kommunikation in ihrer Muttersprache Kurdisch war ihnen verboten.

Jesidische Kinder, die die Nachrichtenagentur AFP im vergangenen Jahr in einem Lager für Binnenvertriebene im nordirakischen Duhok interviewte, sprachen auch noch Monate nach ihrer Befreiung weiterhin Arabisch und trugen - wie die Kämpfer des IS - schwarze Kleidung. Ein zehnjähriges Mädchen drohte bereits mehrfach damit, sich das Leben zu nehmen, wie seine Mutter der AFP sagte.

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