Anschlag in München: Afghane (24) war Ladendetektiv und Bodybuilder
Der Täter von München ist ein Afghane (24). Er sollte Deutschland einst verlassen, durfte dann trotzdem bleiben.
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Das Wichtigste in Kürze
- In München fährt am Donnerstag ein Auto in eine Menschenmenge und verletzt 30 Personen.
- Der Verdächtigte, ein Afghane, war Ladendetektiv und aufkommender Bodybuilder.
- In den sozialen Medien hat der 24-Jährige 100'000 Follower.
In München sitzt der Schock tief.
Am Donnerstagvormittag gegen 10.30 Uhr rast ein Auto in eine demonstrierende Menschenmenge der Gewerkschaft Verdi. Mindestens 30 Menschen werden teils schwer verletzt.
Einige befinden sich in Lebensgefahr, darunter auch ein Kleinkind.
Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um Farhad N., einen 24-jährigen Afghanen.
Vor Jahren wird beschlossen, dass er das Land verlassen muss. Dann aber darf er trotzdem bleiben – und kriegt einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagt am Donnerstag: «Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmässig.»
N. landet Ende 2016 wie rund 50'000 weitere Afghanen in Deutschland – als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling via Italien. Sein Antrag wird in der Folge jedoch abgelehnt.
2020 wird sein Asylverfahren endgültig abgeschlossen, womit er abgeschoben werden kann. Das wird er aber nicht.
Afghane durfte trotzdem in Deutschland bleiben
Im April 2021 erlässt die Landeshauptstadt München laut «Bild» einen Duldungsbescheid. Im Oktober desselben Jahres kriegt N. eine Aufenthaltserlaubnis.
Kommt dazu: Deutschland setzt 2021 die Abschiebungen nach Afghanistan später aus, weil dort die Taliban an die Macht kommen.
Nach «Bild»-Information gilt die Aufenthaltserlaubnis von N. bis Oktober 2023. Sie wird als Fiktionsbescheinigung aber verlängert bis zum 22. April 2025.
In Deutschland besucht der zuletzt in München wohnhafte Afghane eine Schule und absolviert eine Berufsausbildung.
![München Anschlag](https://c.nau.ch/i/xM3mKn/900/munchen-anschlag.jpg)
Den Behörden ist Farhad N. zudem in mehreren Ladendiebstahlprozessen bekannt. Der Hintergrund: Der Afghane arbeitete als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen.
In den Prozessen trat Farhad N. als Zeuge auf. Am Donnerstag wurde zuerst fälschlicherweise berichtet, er sei der Tatverdächtige gewesen.
Bodybuilder mit Protz-Posts
Spuren hinterlässt der mutmassliche Attentäter auch in den sozialen Medien. Farhad N. startet in den letzten Jahren als Bodybuilder durch und postet regelmässig Bilder. Der Afghane nimmt an mehreren Wettbewerben teil.
Gemäss «Bild» folgen ihm auf Instagram 68'000 Menschen, auf Tiktok 32'800. N. postet Bilder in edlen Klamotten, zudem auch eines mit einem weissen Mini. Das Auto sieht aus wie jenes, das am Donnerstag in den Demonstrationszug fuhr.
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N. zeigt im Internet auch seinen muslimischen Glauben. Mit extremistischen Inhalten fällt der Afghane online aber nicht auf – bis vor kurzem.
Der «Spiegel» berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, N. habe vor der Tat mutmasslich islamistische Posts abgesetzt. Der genaue Wortlaut ist bisher nicht bekannt. Zuletzt soll er in einem Eintrag aber geschrieben haben: «Lösche alle aus, die schlecht zum Islam sind.»
Die Generalstaatsanwaltschaft München spricht am Donnerstag von «Anhaltspunkten für einen extremistischen Hintergrund». «Spiegel»-Informationen zufolge hört ein Zeuge den Mann bei der Festnahme die Worte «Allahu Akbar» («Gott ist grösser») rufen.
Polizei informiert am Freitagvormittag
Am Freitag soll der tatverdächtige 24-Jährige nun einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Am späten Vormittag plant die Polizei zudem eine Pressekonferenz.