Aserbaidschan geht von Waffeneinsatz gegen Jet aus
Tschetschenien bot nach dem Flugzeugabsturz in Kasachstan ihre Hilfe an. Aserbaidschan lehnt dieses Angebot ab – und spricht erstmals von einem Waffeneinsatz.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein aserbaidschanisches Flugzeug ist in Kasachstan abgestürzt.
- Die russische Region Tschetschenien will nun Hilfe leisten – Aserbaidschan lehnt ab.
- Dazu spricht die Regierung in Baku erstmals öffentlich von einem Waffeneinsatz.
- Einem Experten zufolge könnte es sich um einen unabsichtlichen Treffer handeln.
Aserbaidschan lehnt nach einem Medienbericht angebotene Hilfen der russischen Region Tschetschenien für Opfer des Flugzeugabsturzes ab. «Weder der Staat noch die Bürger werden solche Hilfe annehmen», zitierte das aserbaidschanische Portal Day.az einen nicht genannten Vertreter der Führung in Baku.
Das am Mittwoch in Kasachstan abgestürzte aserbaidschanische Passagierflugzeug hätte eigentlich in Grosny, Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, landen sollen. Beim Landeanflug wurde die Maschine beschädigt, wobei Aserbaidschan, aber auch andere Länder einen unbeabsichtigten Treffer durch die russische Flugabwehr vermuten.
Rätsel um verdeckte aserbaidschanische Äusserungen in den Medien
Das Flugzeug flog nach Aktau in Kasachstan weiter. Bei einem Landeversuch kamen 38 der 67 Menschen an Bord ums Leben. Die tschetschenische Regierung bot den Opfern und ihren Familien jede finanzielle oder sonst benötigte Hilfe an.
Der zitierte Vertreter des Präsidialamtes in Baku wiederholte indes eine bislang nur inoffiziell kommunizierte Forderung an Moskau: «Aserbaidschan verlangt eine Anerkennung der Tatsache, eine Entschuldigung und die Zahlung entsprechender Entschädigung.» Die Führung in Baku operiert derzeit mit solchen verdeckten Äusserungen, mit denen Medien gezielt versorgt werden.
Offiziell teilte das Präsidialamt mit, Staatschef Ilham Aliyev habe mit seinem kasachischen Kollegen Kassym-Schomart Tokajew telefoniert. Dabei habe er für die professionellen Rettungsarbeiten und die gute medizinische Betreuung der Opfer gedankt. Beide Präsidenten seien sich einig, dass die Absturzursache durch die laufenden Untersuchungen vollständig aufgeklärt werden könne.
Aserbaidschan geht von Waffeneinsatz aus
Die aserbaidschanische Regierung spricht erstmals öffentlich von einem Waffeneinsatz gegen das in Kasachstan abgestürzte Passagierflugzeug. «Die Ermittlungen werden klären, mit welcher Art Waffe die Einwirkung von aussen geschah», sagte Verkehrsminister Rashad Nabiyev nach Angaben der staatlichen aserbaidschanischen Nachrichtenagentur Azertag in Baku.
Schäden am Wrack und Zeugenaussagen legten nahe, dass das Flugzeug von aussen beschädigt worden sei. Dies sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland geschehen. «Demnach gab es ein Explosionsgeräusch aussen, und dann wurde das Flugzeug von etwas getroffen.»
Experte glaubt an unabsichtlichen Treffer
Am Mittwochmorgen, als das Flugzeug beschädigt wurde, bekämpfte russische Flugabwehr in der Region ukrainische Drohnen. Nabiyev sagte nicht, wer nach Erkenntnissen seiner Regierung geschossen habe. Nach inoffiziellen Angaben in Baku wird von einem Fehlschuss russischer Flugabwehr ausgegangen.
Die vorliegenden Bilder und Daten sprechen nach Ansicht von Experten sehr für einen Abschuss durch die Flugabwehr. Es habe sich aber wohl nicht um einen direkten Treffer, sondern um einen Nahtreffer gehandelt, sagte Oberst Markus Reisner, Ukraine-Experte des österreichischen Bundesheers, im ORF-Radio. Dabei wird nicht das Ziel selbst getroffen, sondern das Geschoss explodiert in nächster Umgebung. Reisner ging von einem unabsichtlichen Treffer aus, keinem gezielten Abschuss.