Ausschreitungen im Kosovo: USA fordern Deeskalation
80 Verletzte in wenigen Stunden: Die teils brutalen Ausschreitungen im Kosovo machen der EU und der USA grosse Sorgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach den Unruhen übt sich die euro-atlantische Gemeinschaft in Schadensbegrenzung.
- Eine Lösung zeichnet sich im Kosovo aber vorerst nicht ab.
Nach den jüngsten Ausschreitungen im Kosovo hat die US-Regierung alle Seiten zur Deeskalation aufgerufen. «Die Vereinigten Staaten verurteilen die gestrige inakzeptable Gewalt gegen die Nato-geführten KFOR-Truppen, die Ordnungskräfte und Journalisten», teilte gestern US-Aussenminister Antony Blinken mit. Das Vorgehen der Regierung des Kosovo habe die Spannungen «unnötig verschärft», während die serbische Führung ihre Landsleute im benachbarten Kosovo zum Gewaltverzicht bewegen solle.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt diesen Schritt bis heute nicht an und verlangt die Rückgabe seiner ehemaligen Provinz.
Proteste seit Tagen
Am Montag war es im serbisch bevölkerten Norden des Kosovos zu schweren Ausschreitungen gekommen. Militante Serben griffen in der Ortschaft Zvecan KFOR-Truppen an. Diese setzten Tränengas und Blendgranaten ein. 30 italienische und ungarische Soldaten sowie mehr als 50 Serben erlitten Verletzungen.
Die Serben im Nord-Kosovo protestieren seit Tagen gegen die Einsetzung aus der albanischen Volksgruppe stammender Bürgermeister in drei Gemeinden. Sie waren im Vormonat gewählt worden, wobei fast alle Serben die Gemeindewahlen boykottierten und die Wahlbeteiligung deshalb unter vier Prozent lag.
US-Aussenminister Blinken rief den kosovarischen Ministerpräsidenten Albin Kurti dazu auf, dafür sorgen, dass die Bürgermeister ihre Aufgaben von anderen Orten ausserhalb der Gemeindegebäude aus wahrnehmen. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic wiederum solle die Kosovo-Serben auffordern, die KFOR nicht weiter herauszufordern und von weiterer Gewalt Abstand zu nehmen.
KFOR soll Sicherheit gewährleisten
Die KFOR war 1999 nach einer Nato-Intervention gegen Serbien mit rund 50'000 Mann ins Kosovo eingerückt. Aufgrund eines Mandats des UN-Sicherheitsrats ist sie für die Gewährleistung der Sicherheit in dem Land zuständig. Heute gehören ihr noch etwa 3800 Soldaten an, die meisten von ihnen kommen aus Italien, den USA, Ungarn und der Türkei. Deutschland nimmt noch mit etwa 70 Soldaten am KFOR-Einsatz teil.