Bitcoin-Rausch: Digitales Gold oder Zockerwährung?

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Deutschland,

Kaum eine Anlage hat sich an den Börsen im Corona-Jahr 2020 so gut entwickelt wie der Bitcoin. Manche Investoren sehen in der Digitalwährung schon eine Alternative zu Gold. Kritiker sehen aber triftige Gründe, vorsichtig zu sein.

Der Bitcoin gilt als die weltweit populärste Digitalwährung. Aber als Finanzanlage und erst recht als Zahlungsmittel ist die Kryptowährung höchst strittig. Foto: Nicolas Armer/dpa
Der Bitcoin gilt als die weltweit populärste Digitalwährung. Aber als Finanzanlage und erst recht als Zahlungsmittel ist die Kryptowährung höchst strittig. Foto: Nicolas Armer/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Digitalwährung Bitcoin ist mal wieder schwer angesagt.

An den Finanzmärkten nimmt das Interesse an der Ur-Kryptowährung rasant zu. Gestartet vor gut einer Dekade mit einem Wert von weniger als einem US-Dollar, ist ein Bitcoin heute fast 36.000 Dollar (rund 29.200 Euro) wert.

Im vergangenen Jahr gehörte das «digitale Gold», wie der Bitcoin mitunter genannt wird, zu den Finanzanlagen mit den stärksten Kursgewinnen. Was sind die Gründe für den Boom - und ist er nachhaltig oder nur eine grosse Finanzblase?

Kursplus von 300 Prozent

2020 war auch für den Bitcoin ein denkwürdiges Jahr. Mit etwa 8000 Dollar ins Jahr gestartet, gab der Kurs während der ersten Corona-Welle im Frühjahr zunächst auf etwa 4000 Dollar nach. Danach folgte ein Kursanstieg, der seinesgleichen sucht: Bis Ende des Jahres vervierfachte sich der Wert des Bitcoin, am Mittwoch folgte ein Rekord von knapp 36.000 Dollar. Mit einem Kursplus von auf Jahressicht mehr als 300 Prozent kann kaum eine andere Anlage auf der Welt mithalten.

Gründe für die Kursexplosion gibt es einige. Vor allem geht es aber um den Ruf der ältesten und bekanntesten Digitalwährung: Erdacht während der grossen Finanzkrise 2008, haftet dem Bitcoin seit jeher ein zweifelhafter Ruf an. Kritiker monieren, die Digitalwährung könne aufgrund anonymer Zahlungsprozesse leicht für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Dazu passt, dass der Bitcoin seit Anbeginn von Finanz- und Betrugsskandalen begleitet wird.

Ruf von Digitalwährungen verbessert sich

Das Image des Bitcoin hat sich im vergangenen Jahr jedoch verbessert. Einer Art Ritterschlag kam es gleich, dass der grosse Bezahldienst Paypal seinen US-Kunden den Handel mit Kryptowährungen ermöglicht hat. In diesem Jahr sollen auch Transaktionen in Bitcoin und anderen Digitalwährungen, von denen es mittlerweile Tausende gibt, möglich werden. Die nach Bitcoin zweitgrösste Digitalwährung Ether hat zuletzt ebenfalls stark von dem Bitcoin-Boom profitiert. Sie ist erstmals seit Anfang 2018 wieder mehr als 1000 Dollar wert.

Nicht nur Paypal, auch grosse Finanzanleger zeigen ein stärkeres Interesse an digitalen Währungen. So hat etwa der grosse Vermögensverwalter Fidelity vergangenes Jahr einen Fonds aufgelegt, der in Bitcoin investiert. Auch wird der Bitcoin verstärkt als alternative Anlage genutzt, weil einige Investoren aufgrund der in der Corona-Krise stark steigenden Staatsschulden eine künftig höhere Inflation erwarten. Herkömmliche Währungen leiden in der Regel unter einer hohen Inflation und verlieren über ihren Wechselkurs an Wert.

Als Zahlungsmittel ungeeignet

Nun stellt sich die Frage, ob der Bitcoin nachhaltig von diesen Entwicklungen profitieren kann. Denn wesentliche Kritikpunkte bleiben: Als Zahlungsmittel ist der Bitcoin weitgehend ungeeignet. Zu stark sind seine Kursschwankungen, zu hoch ist der Energieverbrauch in der Herstellung (Mining), zu langatmig und teuer ist die Transaktionsabwicklung. Die Kernidee des Bitcoin-Erfinders, der bis heute nur unter einem Pseudonym bekannt ist, war aber gerade die Erschaffung eines neuen Zahlungsmittels.

Nicht nur als Zahlungsmittel, auch als Finanzanlage bleibt der Bitcoin umstritten. Hauptkritikpunkt sind seine teils heftigen Kursschwankungen. Häufig hat hat die Digitalwährung auf starke Wertzuwächse mit krassen Kurseinbrüchen reagiert. So auch zuletzt, als der Kurs mehrfach wegbrach. In den Augen vieler Kritiker stellt diese Wankelmütigkeit das Potenzial des Bitcoin als Anlagegegenstand in Frage. Die Analysten der US-Bank JP Morgan etwa trauen dem Bitcoin durchaus zu, auf längere Sicht eine Art Goldersatz zu werden. Allerdings müsse er dazu erst seine Kursentwicklung verstetigen.

Hohe Kursschwankungen

Der Vergleich mit Gold liegt aus mehreren Gründen auf der Hand. Wie Gold ist der Bitcoin aufgrund einer künstlichen Mengenbegrenzung von maximal 21 Millionen Einheiten knapp. Zudem nutzen einige Investoren den Bitcoin als Finanzanlage etwa zur Absicherung gegen Kursschwankungen anderer Finanzanlagen in ihrem Besitz. Gold wird ebenfalls für solche Zwecken verwendet. Drittens profitiert der Bitcoin wie auch Gold häufig von einem schwachen Dollar.

Der Vergleich mit Gold hinkt aber auch. Anders als Gold hat der Bitcoin keinen Eigenwert, da er eben nur digital als Belohnung für die Ausführung komplizierter Rechenprozesse existiert. Er ist damit weniger Anlagegenstand als vielmehr ein Kunstprodukt. Zudem steht die Sicherungsfunktion des Bitcoin in Frage: So folgt der Bitcoin der Kursentwicklung an den Aktienmärkten in der Regel wesentlich stärker als der Goldpreis, wie der Kolumnist und Wirtschaftsjournalist David Fickling zeigt. Als Sicherungsinstrument gegen Marktschwankungen scheint der Bitcoin damit nicht gerade prädestiniert zu sein.

Vorsicht walten lassen

Die Zukunft des Bitcoin steht damit auf wackligem Fundament. Man muss nicht so weit gehen wie die Experten von der Dekabank, die von einem «Spekulationswahnsinn» sprechen. Aber als Finanzanlage und erst recht als Zahlungsmittel ist die Kryptowährung höchst strittig. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass viele Zentralbanken den Ansatz des Bitcoin aufgreifen und eigene Digitalwährungen anstreben.

Vielmehr dürfte das Gegenteil der Fall sein: Sollte sich die Idee digitalen Notenbankgeldes durchsetzen, würde für Bitcoin und Co. eine starke Konkurrenz entstehen. Ein Grund mehr, mit der Anlage in Bitcoin und anderen Digitalgeldern vorsichtig zu sein.

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