Brandenburg hält schnellen Baufortschritt bei Tesla für möglich
Tesla macht Tempo. Trotz der Corona-Krise gehen die Vorbereitungen für den Bau der ersten Elektroauto-Fabrik des US-Unternehmens in Europa voran.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Rohbau der geplanten Tesla-Fabrik bei Berlin könnte bereits im Herbst zu sehen sein.
- Das Projekt sollte genehmigt werden, sagt der Wirtschaftsminister von Brandenburg.
- Zuletzt gab es von Umweltschützern und anderen Akteuren immer wieder Kritik am Vorhaben.
Die geplante Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla bei Berlin könnte nach Ansicht der Brandenburger Landesregierung schnell vorankommen. Schon im Herbst könnte der Rohbau demnach zu sehen sein.
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) geht von einer Genehmigung des Projektes aus. Trotz wachsender Kritik aus der Landtagsopposition und von Naturschützern. «Es hängt alles von der Qualität der eingereichten Unterlagen ab», sagte Steinbach am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags in Potsdam.
Falls alles «pikofein an der Stelle» sei, sei nicht auszuschliessen, dass im September schon «deutlich etwas vom Rohbau» sichtbar sei. Die Forderung der AfD-Fraktion nach einem Baustopp wies er zurück.
Das Unternehmen will in Grünheide ab dem nächsten Jahr bis zu rund 500'000 Elektroautos pro Jahr produzieren. Tesla hatte die Bauarbeiten bisher auf eigenes Risiko vorangetrieben, weil die komplette umweltrechtliche Genehmigung aussteht. Beim Bau will das Unternehmen umstrittene Pfähle einsetzen.
Pfahlbohrungen von Umweltschützern kritisiert
Tesla reichte einen geänderten Antrag auf umweltrechtliche Genehmigung in Brandenburg ein. Darin beantragt das Unternehmen das Bauen mit Pfählen, wie das Umweltministerium mitteilte. Die Bundesagentur für Arbeit habe bereits Gespräche mit den ersten 6000 Fachkräften geführt.
Tesla hat bisher schon Pfahlbohrungen unternommen. Das stösst bei Umweltschützern auf Kritik. Zudem ist auch der früher angegebene höhere Wasserverbrauch, der benötigt wird, umstritten.
Der Wirtschaftsminister verteidigte die Bohrungen und verwies darauf, dass es Tests seien. Das sei verantwortungsvoller, als zu sagen, die maximale Zahl der Pfähle «ramme ich einfach an der Stelle in die Erde».
Tesla hatte zunächst mit Pfahltests begonnen, obwohl es keine Genehmigung gab. Steinbach räumte ein: «Da kriegen sie jetzt ein entsprechendes Ordnungsverfahren an den Hals und müssen da auch ein Bussgeld an der Stelle zahlen.»
Wasserschutzgebiet kein entscheidendes Kriterium
Der Minister geht davon aus, dass das Projekt vom Bundesimmissionsschutzrecht her genehmigt wird. Das sei für ihn mit den neuen Unterlagen noch besser darstellbar als bisher, sagte er. Tesla habe den geplanten Wasserverbrauch in der Spitze um ein Drittel reduziert. Dies, weil die Lackierung von Plastikbauteilen an einem anderen Ort gemacht werden solle.
Umweltschützer verweisen darauf, dass sich dort auch ein Wasserschutzgebiet befindet. Das sei «kein K.o.-Kriterium, dass ich dort nicht bauen kann», sagte der Minister.
Der Freie Wähler-Abgeordnete Philip Zeschmann sagte: Er gehe davon aus, «dass es offensichtlich eine politische Anordnung für die Ämter geben muss». Obwohl Unterlagen unvollständig seien, gebe es vorläufige Genehmigungen für Bauvorbereitungen. «Die schaffen schlicht und einfach Fakten, die niemand mehr rückabwickeln kann.»
Steinbach liess mögliche juristische Schritte offen. «Eine politische Einflussnahme auf die Ämter wird in keinster Art und Weise ausgeübt.» Weder von ihm, von Herrn (Umweltminister Axel) Vogel noch von Herrn (Verkehrsminister Guido) Beermann, so der Minister.
AfD will Baustopp des Projekts
Es könne sogar dazu kommen, «dass man sich gegen diese Art von Aussagen durchaus auch gegebenenfalls mal juristisch wehren muss». Die Maxime der Behörden sei, einer juristischen Anfechtung standzuhalten.
Die AfD forderte einen Baustopp des Projekts. Dies, solange nicht geklärt sei, wie viele Pfahlgründungen es gibt und wie tief sie sind. Die Linksfraktion warnte vor vollendeten Tatsachen. «Der Beweis, dass Tesla ein vertrauenswürdiger Partner ist, steht noch aus», sagte Linksfraktionschef Sebastian Walter.
Die «Bürgerinitiative gegen Gigafactory Grünheide» warnte davor, «mit Ausnahmegenehmigungen ein ordentliches Verfahren unter Bürgerbeteiligung zu umgehen».
Das Land will den geänderten Antrag von Tesla im Internet veröffentlichen. Für die Änderungen gibt es erneut das Recht auf Einwände, bisher waren über 370 Einwände beim Land eingetroffen. Der Termin für die Diskussion darüber war wegen der Corona-Pandemie verschoben worden. Er soll laut Steinbach Anfang September nachgeholt werden.