Deutsche Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Taurus-Abhörfall
Bundesanwaltschaft nimmt Ermittlungen aufgrund eines abgehörten Gesprächs deutscher Offiziere über den Marschflugkörper Taurus auf.
Wegen eines abgehörten Gesprächs deutscher Offiziere zum Marschflugkörper Taurus ermittelt nun die Bundesanwaltschaft. Das sagte eine Sprecherin der obersten deutschen Anklagebehörde am Mittwoch in Karlsruhe. Es bestehe der Verdacht auf «geheimdienstliche Tätigkeit», sagte sie.
Das Verfahren werde gegen Unbekannt geführt. Zu Spekulationen, wer dahinterstecken könnte, äussere man sich nicht. Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet.
Russland hatte die mitgeschnittene Schaltkonferenz am 5. März veröffentlicht. In dem Gespräch von vier hohen Offizieren, darunter Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz, geht es um Einsatzszenarien für den Taurus. Falls dieser doch an die Ukraine geliefert wird.
Mögliche Zerstörung der Krim-Brücke diskutiert
Dabei wird auch über die mögliche Zerstörung der von Russland gebauten Brücke zur völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim diskutiert. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine Lieferung der Marschflugkörper zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen. Sein Nein hat er damit begründet, dass Deutschland dann in den Krieg hineingezogen werden könnte.
Der Vorgang hatte in Berlin für grosse Aufregung gesorgt. Das Verteidigungsministerium machte nach ersten Ermittlungen die Unachtsamkeit eines Bundeswehr-Generals dafür verantwortlich, dass das Gespräch abgehört werden konnte. Dieser hatte sich demnach von einem Hotel in Singapur über eine nicht sichere Leitung in das Gespräch eingewählt.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach wenige Tage nach der Veröffentlichung des Mitschnitts von einem «individuellen Anwendungsfehler», der zu einem «Zufallstreffer» bei einer breit angelegten Abhöraktion während der Luftfahrtmesse Singapore Airshow geführt habe. «Für russische Geheimdienste nachvollziehbar ein gefundenes Fressen so eine Veranstaltung in diesem Umfeld», sagte Pistorius.