Opfer von Brüssel-Attacke (†60) arbeitete bei der SBB
Das Wichtigste in Kürze
- In Brüssel wurden zwei schwedische Fussballfans von einem bewaffneten Mann getötet.
- Gemäss belgischen Medien könnte es sich um eine islamistisch motivierte Attacke handeln.
- Eines der Opfer hatte einen Wohnsitz in der Schweiz.
In Brüssel kam es am Montagabend vor dem Länderspiel Belgiens gegen Schweden zu einer tödlichen Attacke. Ein Mann schoss mit einem Sturmgewehr auf Passanten, dabei kamen zwei Menschen ums Leben.
Bei den Opfern handelt es sich laut Premierminister Alexander De Croo um zwei Schweden. Mehrere Medien berichten, dass es sich bei ihnen um Fussballfans handelte. Auf Anfrage von Nau.ch schreibt das EDA: Eines der Opfer habe zusätzlich einen Wohnsitz in der Schweiz.
Opfer war SBB-Angestellter
Der 60-Jährige lebte gemäss Informationen des «Blick» im Kanton Bern. Der Grossvater und langjährige Unterstützer der schwedischen Fussballmannschaft soll zudem bei der SBB gearbeitet haben. Auf Social Media zeigte er sich mit seinem Enkelkind und in Fanshirts gekleidet. Er soll ebenfalls Fussball-Juniorcoach gewesen sein.
Auf Berichte angesprochen, wonach beim Opfer eine Schweizer ID gefunden worden sei, sagt ein EDA-Sprecher: «Wir wissen nicht, wie diese Information auf Seiten der schwedischen Generalstaatsanwaltschaft zustande gekommen ist.» Aus Persönlichkeitsschutzgründen machte die Behörde keine weiteren Angaben.
Der mutmassliche Attentäter habe dieses Taxi auf einem Scooter verfolgt und das Feuer eröffnet, als die drei Opfer ausgestiegen seien. Die beiden getöteten Schweden waren zwei Männer im Alter von ungefähr 60 und ungefähr 70 Jahren. Das bestätigte das schwedische Aussenministerium dem Fernsehsender TV4 am Dienstag.
Der mutmassliche Täter wurde am Dienstagmorgen in einem Café inhaftiert, wie mehrere Medien berichten. Berichten zufolge sei er niedergeschossen und dann wiederbelebt und in ein Spital eingeliefert worden. Dort sei er seinen Verletzungen erlegen. Ausserdem sei bei dem Mann eine Waffe gefunden worden. Dabei könnte es sich um die Tatwaffen vom Montagabend handeln. Mehrere belgische Medien berichten, dass der Mann als Abdesalem Lassoued identifiziert worden sei. Dabei handelt es sich um den mutmasslichen Täter des Terrorakts vom Montagabend.
Weil die Bedrohungslage für Brüssel auf die höchste Stufe hochgestuft worden sei, werde es nun eine verstärkte Polizeipräsenz geben.
Auch an einer Reihe von sensiblen Orten, insbesondere an Orten, die mit der schwedischen Gemeinschaft in Verbindung stehen, würden verstärkte Sicherheitsmassnahmen durchgeführt. Auch im restlichen Land gebe es verstärkte Kontrollen. De Croo rief alle Menschen in Brüssel zu erhöhter Wachsamkeit auf. Am Nachmittag solle der nationale Sicherheitsrat zusammenkommen.
Täter ist Polizei bekannt: «Potenziell terroristisches Motiv»
Die Ermittler haben mittlerweile den mutmasslichen Tatverdächtigen identifiziert. Das berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Bundesstaatsanwaltschaft am Montagabend. Am Dienstag wurde zudem kommuniziert, dass der Attentäter polizeibekannt sei. So handle es sich um einen 45-jährigen Tunesier, der im November 2019 Asyl beantragt habe. Er sei der Polizei im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit aufgefallen.
Im Juli 2016 wurden von einer ausländischen Polizeibehörde unbestätigte Informationen übermittelt, wonach der Mann ein radikalisiertes Profil habe und in ein Konfliktgebiet in den Dschihad ziehen wolle, wie van Quickenborne sagte.
Solche Informationen gebe es zuhauf. Sie sei ohne Ergebnis überprüft worden. «Darüber hinaus gab es, soweit unseren Diensten bekannt, keine konkreten Hinweise auf eine Radikalisierung.»
Wegen eines «potenziell terroristischen Motivs» habe die Behörde nun die Ermittlungen an sich gezogen, hiess es weiter.
In sozialen Netzwerken sei zudem ein Beitrag einer Person geteilt worden, die sich als der Angreifer ausgebe und behaupte, von der Terrororganisation Islamischer Staat inspiriert zu sein. Zudem wird im Internet ein Video geteilt, das die Tat zeigen soll.
Die schwedische Staatsangehörigkeit der Opfer könnte eine Motivation für die Tat sein, zitiert die belgische Nachrichtenagentur Belga einen Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft. Der Sprecher stellte demnach klar, dass es keine Verbindung zwischen dem Anschlag und dem israelisch-palästinensischen Konflikt gebe.
Täter soll «Allahu Akbar» gerufen haben
Laut der Nachrichtenagentur Belga war der Mann im Norden der Innenstadt von einem Roller abgestiegen und hatte auf der Strasse Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben. Die Polizei bestätigte diese Angaben zunächst nicht.
Er soll bei dem Angriff «Allahu Akbar» geschrien haben, berichten belgische Medien. Gemäss der Zeitung «Le Soir» gehen die Ermittler von einem Terrorangriff aus. Dafür gab es zunächst jedoch keine Bestätigung. Auf Videos ist zu sehen, wie der Täter mit einem Roller flüchtet, er trägt dabei eine Leuchtweste.
Gemäss «Le Soir» habe der Tatverdächtige auf Social Media radikal-islamistische Inhalte veröffentlicht. Darunter seien Videos, in denen er den islamischen Staat und das islamische Khalifat erwähnt. In einem Facebook-Post habe er sich als Dschihadist dargestellt. «Wir leben und sterben für unsere Religion», schrieb er.
Ein weiterer Post suggeriert, dass der Täter gezielt schwedische Fans attackiert habe. «Euer Bruder Abdesalam hat die Muslime gerächt, ich habe sofort drei Schweden getötet», schrieb er gemäss der Zeitung. Nach mehreren Koranverbrennungen in Schweden hatte es starke Proteste und Kritik aus muslimischen Ländern gegeben.
Fussballfans mussten im Stadion ausharren
Der Angriff ereignete sich um circa 19.15 Uhr. Die schwedische Fussballnationalmannschaft trat an dem Abend in Brüssel zum EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien an. Das Spiel wurde nach der ersten Halbzeit beim Stande von 1:1 abgebrochen.
Die Zuschauer im Stadion wurden aufgefordert, auf ihren Plätzen zu bleiben. «Die belgische Polizei möchte, dass schwedische Fans aus Sicherheitsgründen in der Arena bleiben», schrieb der Verband.
Kurz vor Mitternacht wurden die zehntausenden Fans und Spieler der beiden Mannschaften dann erlöst. Das belgische Krisenzentrum meldet den Beginn der Evakuierung des König-Baudouin-Stadions.