Französische Polizeiaktion an italienischer Grenze erzürnt Regierung in Rom
Ein Wagen der Gendarmerie hatte die Grenze überquert, um Flüchtlinge in Claviere (I) abzusetzen. Matteo Salvini bezeichnete es als «internationale Schande».
Das Wichtigste in Kürze
- Die französische Polizei hat die Grenze zu Italien bei einem Einsatz überschritten.
- Italiens Innenminister Matteo Salvini äusserte sich harsch gegenüber dem Vorfall.
Eine Grenzüberschreitung der französischen Polizei hat neue diplomatische Verstimmungen zwischen Italien und Frankreich ausgelöst. Es sei eine «Beleidigung ohnegleichen», dass französische Polizisten illegal eingereiste Flüchtlinge nach Italien zurückgebracht hätten, schrieb Italiens Innenminister Matteo Salvini heute Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Seine Regierung werde für den Zwischenfall «keine Ausreden akzeptieren».
Ein Mannschaftswagen der französischen Gendarmerie hatte am vergangenen Freitag die italienische Grenze überquert und mehrere illegal eingereiste Flüchtlinge in den Ort Claviere (I) gebracht. Die Präfektur des französischen Grenz-Départements Hautes-Alpes hatte den Vorfall am Montag als «Irrtum» dargestellt, dessen Hintergründe noch geklärt werden müssten.
«Internationale Schande»
«Immigranten in einem italienischen Wald abzusetzen, kann nicht als ein Irrtum oder Zwischenfall angesehen werden», schrieb dagegen Salvini. Es handele sich um eine «internationale Schande», der französische Präsident Emmanuel Macron könne nun «nicht so tun, als ob nichts passiert wäre».
Seit Jahren werden an der italienisch-französischen Grenze Flüchtlinge abgefangen und abgewiesen. Seit dem Antritt der neuen rechts-populistischen Regierung in Rom haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern verschlechtert. Italien wirft Frankreich seither regelmässig vor, Rom in der Flüchtlingsfrage im Stich zu lassen. Im Juni hatte die italienische Regierung den französischen Botschafter einbestellt, nachdem Paris Italiens Weigerung kritisiert hatte, ein Flüchtlingsschiff in einen Hafen einlaufen zu lassen.