Ein britischer Polizist, der einen unbewaffneten Autofahrer erschoss, wurde freigesprochen.
Binnen zwei Jahren sind mehr als 600 Kinder und Jugendliche von Londoner Polizisten einer Leibesvisitation unterzogen worden. (Archivbild)
Metropolitan Police. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA/ANDY RAIN

Zwei Jahre nach einem tödlichen Schuss auf einen Autofahrer ist ein Polizist in Grossbritannien vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Der Fall hatte Proteste ausgelöst und der Londoner Polizei auch Rassismusvorwürfe eingebracht. Der Angeklagte hatte einen 24-Jährigen mit einem Schuss durch die Windschutzscheibe getötet. Der erschossene Mann war schwarz und unbewaffnet.

Der Polizist wurde daraufhin im vergangenen Jahr wegen Mordes angeklagt – eine Jury am Strafgerichtshof Old Bailey befand den 40-Jährigen nun für nicht schuldig, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.

Der Chef der Metropolitan Police verteidigte seinen Kollegen. Er habe in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung getroffen, die er zum Schutz seiner Kollegen und Londons für notwendig gehalten habe, teilte Mark Rowley mit. «Die Jury hat entschieden, dass diese Überzeugung aufrichtig und die angewandte Gewalt angemessen war.»

Familie des Opfers fordert Gerechtigkeit

Polizisten hatten den jungen Autofahrer im September 2022 wegen eines Vorfalls am Vortag verfolgt und gestoppt. Einer Untersuchung zufolge galt der Mann aber nicht als Verdächtiger. Angehörige und Aktivisten hatten auch mit Protestmärschen Aufklärung gefordert.

Die Familie des Opfers teilte mit, sie seien am Boden zerstört. Das Urteil lasse sie mit dem «tiefen Schmerz der Ungerechtigkeit» zurück. «Keine Familie sollte diesen unvorstellbaren Schmerz ertragen, den wir erlebt haben.» Die Entscheidung zeige, dass sein Leben und das Leben anderer nicht wichtig seien im System. «Unser Sohn hat Besseres verdient.»

Proteste und Debatte innerhalb der Polizei

Die Anklage ihres Kollegen hatte aber auch zu Protesten in der Metropolitan Police und zu einer Debatte über Schusswaffengebrauch geführt. Einige Beamte gaben ihre Waffenscheine aus Protest ab. Die Metropolitan Police steht zudem seit längerem in der Kritik. Ein Bericht hatte ihr attestiert, sie sei institutionell rassistisch, sexistisch und homophob.

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