Gasstreit: Slowakei lädt ukrainischen Botschafter vor
Die Ukraine und die Slowakei sind wegen des eingestellten Gastransits im Streit. Nun hat Bratislava den Botschafter einbestellt.
Nach gegenseitigen Vorwürfen spitzt sich ein Streit zwischen dem EU-Land Slowakei und der von Russland angegriffenen Ukraine zu. Das Aussenministerium in Bratislava gab am Mittwoch bekannt, es habe den ukrainischen Botschafter Myroslaw Kastran vorgeladen, um ihm einen «scharfen Protest gegen Äusserungen von ukrainischer Seite zu übermitteln». Diese Äusserungen betrachte man als «Eingriff in innere Angelegenheiten der Slowakischen Republik», hiess es in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich in den vergangenen Wochen kritisch über den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico geäussert. Unter anderem warf er ihm vor, kein amerikanisches Gas kaufen zu wollen, weil er Russland den USA und den westlichen Bündnispartnern vorziehe.
Fico hatte zuvor den ukrainischen Präsidenten für seine Entscheidung kritisiert, den für die Slowakei wichtigen Transit von russischem Gas ab Jahresbeginn zu beenden. Damit füge er der Slowakei schweren wirtschaftlichen Schaden zu.
Angebliche Umsturzpläne mit ukrainischen Verbindungen
Am Dienstag hatte auch das ukrainische Aussenministerium in einer Stellungnahme auf seiner Webseite Fico kritisiert: «Angesichts schwindenden Vertrauens in der Gesellschaft und Protesten gegen seinen prorussischen Kurs» suche er nach Feinden und habe sie in der Ukraine gefunden. Fico und andere slowakische Politiker seien «von russischer Propaganda vergiftet».
Die Stellungnahme bezog sich auf einen von Fico geäusserten Verdacht, Netzwerke mit Verbindungen zur slowakischen Opposition und ukrainischen Kreisen bereiteten eine «Destabilisierung» der Slowakei vor. Damit solle seine demokratisch legitimierte Regierung gestürzt werden, behauptete Fico und berief sich dabei auf einen Geheimdienstbericht.