Gefahrenlage wegen Erdbebenserie auf Island ausgerufen
Island wird von einer Serie von Tausenden Erdbeben heimgesucht. Aus Sorge vor einem grossen Vulkanausbruch wurde nun eine Ortschaft evakuiert.
Das Wichtigste in Kürze
- In Island wurde eine Ortschaft evakuiert und die Gefahrenlage ausgerufen.
- Seismologen befürchten einen grösseren Vulkanausbruch.
- Darauf deuten die tausenden Erdbeben in den letzten zweieinhalb Wochen hin.
Aufgrund der anhaltenden schweren Erdbebenserie auf Island warnen die Behörden auf der Nordatlantik-Insel vor noch stärkeren Beben und einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Erschütterungen in der Nähe des Ortes Grindavík könnten noch heftiger werden und letztlich zu einer Eruption führen. Dies teilte die isländische Polizei am Freitagabend mit. Vorsichtshalber sei die Evakuierung der Ortschaft angeordnet worden. Es werde weiterhin geprüft, ob sich das Magma der Erdoberfläche nähere.
Auf Island haben die Behörden seit Mitternacht mehr als 400 Erdbeben registriert. Davon hätten 15 eine Stärke von mehr als 3,0 und zwei von mehr als 4,0 gehabt, berichtete der Rundfunksender RUV am Samstag.
Wegen des Erdbebenschwarms nördlich von Grindavík rief die Polizei eine Gefahrenlage (hættustig) aus. Diese Stufe des Warnsystems bedeutet, dass die Behörden eine zunehmende Gefahr sehen und Massnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit der Menschen in dem Gebiet zu gewährleisten.
Die isländische Wetterbehörde Vedurstofa berichtete am Abend davon, dass die Anzeichen, die man derzeit sehe, vergleichbar mit denjenigen am Vorabend der ersten Eruption am Vulkan Fagradalsfjall im Jahr 2021 seien und sehr stark der seismischen Aktivität einen Monat vor diesem Ausbruch ähnelten. Das wahrscheinlichste Szenario sei nun, dass es eher mehrere Tage statt Stunden dauern werde, bis das Magma die Erdoberfläche erreiche.
Immer wieder Vulkanausbrüche
Der erneute Erdbebenschwarm auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik hatte vor knapp zweieinhalb Wochen begonnen. Seitdem kam es zu Tausenden Beben, am Freitagnachmittag nahmen sie jedoch nochmals an Stärke und Häufigkeit zu. Nach Daten der Wetterbehörde hatten mehrere davon eine Stärke jenseits von 4,0 – eines sogar von etwa 5,2.
Auf der Halbinsel war es bereits 2021, 2022 sowie in diesem Sommer zu Vulkanausbrüchen gekommen. Sie hatten sich jeweils mit längeren Erdbebenserien angekündigt. Eine Gefahr für bevölkerte Gegenden bestand bei allen drei Eruptionen nicht.
Diesmal wurde jedoch mit Sorge auf das Geothermiekraftwerk Svartsengi in der Region geblickt, dessen Mitarbeiter. Das direkt daneben liegende Geothermalbad Blaue Lagune, eine der grössten Touristenattraktionen Islands, wurde aufgrund der Erdbebenserie vorübergehend geschlossen. Für Grindavík wenige Kilometer weiter südlich wurde ein Evakuierungsplan ausgearbeitet. Ein Modell der Behörden deutete am Freitag jedoch nicht darauf hin, dass Lava im Falle einer Eruption Richtung Grindavík fliessen würde.